Pfarren öffnen Wärmestuben für Obdachlose

Knapp 400.000 Menschen sind in Wien von Armut betroffen, mehrere hundert haben laut Caritas kein Dach über dem Kopf. Die Notunterkünfte sind voll. Daher sollen nun 19 Wärmestuben in Pfarren zusätzlich vor Wintertemperaturen schützen.

Es ist 10.00 Uhr. Die Wärmestube im Pfarrsaal Einsiedlergasse in Margareten öffnet. Wohnungslose Menschen kommen, um sich nach der kalten Nacht im Park, unter der Brücke oder am Bahnhof aufzuwärmen und zu stärken.

Wärmestube Obdachlose

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Immer mehr Menschen nützen das Angebot der Wärmestuben

Platz und Wärme als Wunsch

„Momentan ist echter Winter in Österreich. Da hält man sich hier länger auf. Man kennt auch die Leute. Es ist sehr schwer, ins normale Leben zurückzufinden. Für mich eigentlich unmöglich, weil ich am Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar bin“, sagt einer der Obdachlosen gegenüber „Wien heute“. Er meint, dass jedes Jahr mehr Menschen in die Wärmestuben kommen.

Der 52-Jährige verlor durch eine Krankheit seine Arbeit und dann alles andere. Nachts schläft er trotz Minusgraden draußen. „Die Notschlafquartiere sind heillos überlastet und überfordert. Ich such mir eher im öffentlichen Raum einen Platz.“ Bis 17.00 Uhr bleibt er in der Wärmestube. Sein größter Wunsch: „Zwei Quadratmeter Raum, der im Winter beheizbar ist.“

Kälte füllt Wärmestuben

Die Notunterkünfte für Obdachlose sind übervoll. Zusätzlich sollen jetzt Wärmestuben in Pfarren auch untertags vor der Kälte schützen.

Angebot nicht nur Obdachlose

Im Winter 2012/2013 besuchten 2.600 Personen die Wärmestuben. Vergangenen Winter stieg die Anzahl der Personen auf 5.673. „Das Projekt gibt es ja schon seit 2012. Heuer wird es erstmals 19 Pfarren geben, die mitmachen. Von Montag bis Sonntag hat jeden Tag eine andere Pfarre offen“, so Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Nicht nur Menschen ohne Wohnung dürfen sich in den Wärmestuben aufwärmen. Auch Menschen, die nicht genug Geld für Lebensmittel oder zum Heizen haben, sowie Flüchtlinge sind willkommen.

Wärmestube Obdachlose

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Mehr Anrufe beim Kältetelefon

Laut Caritas gibt es auch bei der Zahl der Anrufer am Kältetelefon einen Anstieg. Mit einem Anruf kann man hier die Uhrzeit, den Aufenthaltsort und eine Beschreibung einer gesehenen obdachlosen Person angeben. Streetworker und Sozialarbeiter der Gruft suchen die gemeldeten Personen dann auf und versorgen sie entsprechend mit winterfesten Schlafsäcken oder bringen sie in Notquartieren unter.

Caritas-Kältetelefon:

Das Kältetelefon ist jedes Jahr zwischen November und April täglich 24 Stunden am Tag unter Tel. 01/4804553 besetzt.

Seit Oktober gingen rund 650 Anrufe beim Kältetelefon ein. Alleine in den ersten Tagen des neuen Jahres gab es wetterbedingt schon 40 Anrufe. Damit wurde das Kältetelefon in diesem Winter wesentlich häufiger angerufen, als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr. Da waren es um knapp 140 Anrufe weniger, insgesamt 507 - mehr dazu in Winterpaket und Kunststücke für die Gruft.

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