Junges Kabarett ohne Maulkorb

Sie kommen oft aus der Poetry-Slam-Szene, nehmen sich kein Blatt vor den Mund und gelten meist noch als Geheimtipp. Das soll sich nun ändern: Junge Kabarettisten aus Österreich starten mit neuen Programmen auf Wiens Bühnen durch.

Mit Performance und bitterbösen Texten, „so gnadenlos wie der Katholizismus und so wortgewandt wie eine Nationalratssitzung“, tritt Lisa Eckhart vor das Kabarettpublikum. Die 22-jährige Steirerin ist beim Poetry Slam bereits eine Szene-Berühmtheit im deutschsprachigen Raum. Mit ihrem ersten Soloprogramm „Als ob Sie Besseres zu tun hätten“ feiert sie am 20. Jänner im Theater am Alsergrund Premiere.

Veranstaltungshinweis:

Lisa Eckhart: „Als ob Sie Besseres zu tun hätten“, 20. Jänner, 19.30 Uhr, Theater am Alsergrund

Was ISIS mit Österreichern zu tun hat

Eckhart, die aktuell auch mit der „Langen Nacht des Kabaretts“ auf Tour ist, befasst sich mit „Verstörungstheorien“ und lädt „zu einer 88er-Bahn der Gefühle durch die disneyeske Landschaft österreichischer Wirtshäuser und Kellergewölbe.“ Erklärt werden sollen auch die Zusammenhänge zwischen ISIS und ÖSIS, und wie man Mobbing perfektionieren kann.

Lisa Eckhart

Moritz Schell

Eckhart präsentiert eine Mischung aus Performance und bitterbösen Texten

Kitsch für Weltverbesserer

In seinem ersten Programm „Schwammerl“ schreckte Berni Wagner weder vor Wortwitzen („Sind Pferde Franzosen? Wiehiehieh...“) noch vor Gstanzl („Sepp, der Ripper, hat sich a Feministin anglocht, er hats zwar gegessen, aber selber gekocht“) zurück. Am 29. Februar lädt der 24-jährige Oberösterreicher zur Premiere seines zweiten Soloprogramms „Kitsch“ (Regie: Hosea Ratschiller) im Kabarett Niedermair.

Veranstaltungshinweis:

Berni Wagner: „Kitsch“, 29. Februar, 19.30 Uhr, Kabarett Niedermair

Wagner, der als Poetry-Slam-Künstler erste Bühnenerfahrung sammelte, derzeit in Wien „Verhaltens-, Neuro- und Kognitionsbiologie“ studiert und zahlreiche Comedy-Formate für FM4 und Ö1.Campus schrieb, verspricht einen besonderen Abend für all jene, die die Welt verbessern wollen. Dass er sein Werk versteht, bewies er bereits als Gewinner des „Grazer Kleinkunstvogels 2013“ und als Mitglied der aktuellen „Langen Nacht des Kabaretts“-Tour.

Bernie Wagner

Astrid Knie

Berni Wagners Programm „Kitsch“ soll „ein Zirkus des Mitgefühls“ sein

Zwillinge spielen eine Frau

Musikalisch - mit Gesang, Gitarre und Klarinette - geht es im bereits vierten Programm von Birgit und Nicole Radeschnig zu. Die beiden Zwillingsschwestern aus Kärnten spielen ab 28. Jänner im Theater am Alsergrund in „Zimmer Küche Kabinett“ (Regie: Nikolaus Habjan) eine Frau, die in ihr Kinderzimmer geflüchtet ist, da es ihr draußen zu anstrengend geworden ist. Sie will sich nicht mehr vor anderen beweisen und auch nichts mehr entscheiden müssen.

Veranstaltungshinweis:

RaDeschnig: „Zimmer Küche Kabinett“, 28. Jänner, 19.30 Uhr, Theater am Alsergrund

Für RaDeschnig lohnt es sich jedoch aus dem Haus zu gehen. Seit Jahren bieten die beiden 31-Jährigen anspruchsvolles, provokantes, schwarzhumoriges Kabarett, wo auch Pointen nicht zu kurz kommen: „Der berühmte Architekt Gaudi hat gemeint, dass der Mensch Vorrang hat vor der Maschine - und wissen Sie, wie er gestorben ist? Er wurde von einer Straßenbahn überfahren.“ Jetzt setzen sie erstmals bewusst ihr fast identes Aussehen auf der Bühne ein.

Derzeit sind RaDeschnig mit Hosea Ratschiller in der Produktion „Der allerletzte Tag der Menschheit“ auf Tour. Sie sind außerdem Bestandteil der „Gemischten Platte“ im Kabarett Niedermair und mit der Radiokolumne „Die Melanie und I“ auf FM4 zu hören.

RaDeschnig

Peter Sihorsch

Nicole und Birgit Radeschnig im Spiegelkabinett im Wiener Prater

Kompromissloses und böses Kabarett

„Kenn ich nicht, sind aber gut“, soll Alfred Dorfer über David Haller und Homajon Sefat gesagt haben. Die beiden Kabarettisten sind seit fünf Jahren als Duo 2gewinnt auf diversen Kleinkunstbühnen - etwa regelmäßig im Innenstadtlokal Aera - zu sehen. Einem größeren Publikum stellten sich die beiden im Jahr 2014 bei der ORF-Show „Die große Comedy Chance“.

Veranstaltungshinweis:

2gewinnt: „Schmusen“, 26. Jänner, 19.30 Uhr, Theater am Alsergrund

Dort starteten sie nach Wortwitzen à la „Gibts im Gefängnis einen Tag der offenen Tür?“ oder „Scheren sich Schafe um ihr Fell?“ ein verstörend-satirisches Streitgespräch auf der Bühne. Dabei beschimpften sie das Publikum und bezeichneten Jurymitglied Oliver Pocher als „Praktikant von Harald Schmid“. Sefat entschuldigte sich persönlich beim Publikum - und desinfizierte danach seine Hände.

2gewinnt

Christopher Glanzl / 2gewinnt.at

2gewinnt erzählen Tierwitze in der U-Bahn

In ihrem neuem und mittlerweile dritten Programm „Schmusen“ geben sich 2gewinnt angeblich versöhnlicher. Sie kündigen an, etwa die Fahrgäste in der U-Bahn mit Tierwitzen unterhalten zu wollen. Sie würden außerdem versuchen, mit Harmonie und massentauglichen Witzen die Bedürfnisse des Publikums zu erfüllen. Regie führt Leo Lukas, Premiere ist am 26. Jänner im Theater am Alsergrund.

Florian Kobler, wien.ORF.at

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