ASFINAG: Lobautunnel alternativlos

Die ASFINAG hat heute den Plan erneut bekräftigt, 2018 mit dem Bau des Lobautunnels beginnen zu wollen. Es gebe dazu keine Alternativen. Der Bau des Tunnels galt von Anfang an als Streitpunkt im zweiten rot-grünen Regierungspakt.

„Das Projekt, das wir jetzt haben, die S1, ist in den Startlöchern zum Bau. Wir wollen und werden es auch bauen“, unterstrich Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH. Demnach soll wie geplant 2018 mit dem Bau des Tunnels begonnen werden. Die Fertigstellung des Gesamtprojekt ist für 2025 avisiert. Die Investitionskosten belaufen sich auf 1,9 Milliarden Euro. „Wir haben ein genehmigtes Projekt in erster Instanz, ein umweltverträgliches Projekt, wir haben die finanzielle Mittel“, unterstrich Walcher.

Sobald die Genehmigung in zweiter Instanz vorliege, die nötigen Grundstückskäufe und die sogenannten Materienrechtsverfahren abgeschlossen seien, „können und werden wir mit dem Bau beginnen“, versicherte der ASFINAG-Geschäftsführer. Wenig hält er davon, erneut - wie im rot-grünen Regierungsübereinkommen festgehalten wurde - Alternativmöglichkeiten zu prüfen. Die ASFINAG habe „alle denkbaren Varianten“ untersucht - insgesamt mehr als 20 Varianten und Untervarianten.

Wiener Nordostumfahrung mit Lobautunnel

APA/Martin Hirsch

Alternativprüfung kostet bis zu 40 Mio. Euro

„Würden neue Überlegungen angestellt werden, neue Varianten tatsächlich weiter zu verfolgen sein, hieße das, dass wir mindestens zehn Jahre einen Stillstand hätten“, warnte Walcher. Dann müssten die Varianten einem Vergleich unterzogen werden, Vorprojekte entwickelt und Umweltuntersuchungen angestellt werden. „Wir wären wieder am Punkt null angelangt, das muss allen Entscheidungsträgern auch klar sein.“ Zudem würden die Kosten dafür - angefangen von neuen Variantenuntersuchungen bis zur Umweltverträglichkeitsprüfung - 20 bis 40 Millionen Euro betragen, schätzte er.

Unstimmigkeiten innerhalb von Rot-Grün II

Im Wiener Koalitionspakt steht das „Bekenntnis zur sechsten Donauquerung“. Eine Formulierung, die Interpretationsspielraum in Sachen Lobau-Tunnel lässt und schon am Beginn von Rot-Grün II für Unstimmigkeiten sorgte - mehr dazu in Lobau-Tunnel „erster Koalitionsstreit“. Für den Schnellstraßenring braucht man nord-östlich des Wiener Stadtgebietes eine Donauquerung.

Für die SPÖ ist der bereits kurz vor der Ausschreibung stehende Tunnel nach wie vor die beste Lösung. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bekräftigte im Dezember im Gemeinderat, dass für ihn die Tunnellösung „an oberster Stelle“ stehe - Lobau-Tunnel für Häupl „an oberster Stelle“.

Einsprüche gegen Umweltverträglichkeitsprüfung

Trotzdem hat sich die SPÖ mit den Grünen geeinigt, noch einmal Alternativmöglichkeiten prüfen zu lassen. Die Grünen hatten die Formulierung im Arbeitspakt noch vor der Angelobung der Stadtregierung als Ende des Tunnels gefeiert. „Der Lobau-Tunnel ist de facto abgesagt“, jubelte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou im November vor der grünen Basis. Die Grünen plädieren für eine Donauquerung mittels Verlängerung der A22 (Donauuferautobahn) über die Freudenau mit Anbindung an die A4 (Ostautobahn).

Die ASFINAG habe diese Variante bereits in der Vergangenheit geprüft - sogar mit fünf bis sechs Alternativen. Dabei sei jedoch die Verlängerung der S1 als „unbestrittener Aspekt“ des gesamten Vorhabens beim grünen Vorschlag außer Acht gelassen worden, der abgesehen davon „verkehrlich gelinde gesagt eine Katastrophe“ wäre. Wenn dieses Projekt realisiert würde, gebe es zwar eine Entlastung der Knoten Prater und Kaisermühlen, aber es führe zu mehr Verkehr im Innenbereich der Stadt Wien.

Häupl: „Nicht kompatibel mit Nationalpark“

Auch für Bürgermeister Häupl ist diese Variante keine echte Alternative. Wenn, wäre sie nur als Brückenvariante machbar „und das wäre nicht kompatibel mit dem Nationalpark“. Außerdem sei diese Alternative vor zehn Jahren schon debattiert und sehr bald auch von jenen wieder verworfen worden, die sie ursprünglich befürwortet hätten - „und zwar aus gutem Grund“.

Die Grünen halten an ihrer Ablehnung des Projekts aber ebenfalls fest: „Wir Grüne halten das Milliardenprojekt Autobahntunnel unter dem Nationalpark Lobau für umweltschädlich, zu teuer und nicht stadtverträglich“, so Rüdiger Maresch, Verkehrssprecher der Grünen Wien. Die ASFINAG habe andere Umstände zu berücksichtigen als die Stadt Wien. Der Erhalt des Nationalparks Lobau müsse höchste Priorität haben.

FPÖ und ÖVP fordern Beginn des Baus

Um dem immer stärker werdenden Verkehrsaufkommen in den Ost-Bezirken Wiens entgegenzuwirken, ist der Bau des Lobautunnels unumgänglich, eine neuerliche Variantenprüfung wäre lediglich verschwendetes Geld, die Lösung Lobautunnel ist die einzig gangbare, so der freiheitliche Verkehrssprecher im Wiener Rathaus, Stadtrat Toni Mahdalik.

Den Bau endlich anzugehen, forderten der Landesparteiobmann der ÖVP Wien, Gernot Blümel, sowie die Planungssprecherin der ÖVP Wien, Elisabeth Olischar. Sämtliche Alternativvarianten zum Tunnel gingen ins Leere. Außerdem hätten die Wiener auch keine Lust, einem weiteren Streit der Stadtregierung zu dem Thema beiwohnen zu müssen.

Einsprüche müssen bearbeitet werden

Im März vergangenen Jahres ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) positiv abgeschlossen worden - mehr dazu in Grünes Licht für Lobau-Tunnel. Einsprüche dagegen sind allerdings noch im Laufen. Sobald die abgearbeitet sind, sollte eigentlich mit der Ausschreibung begonnen werden und der 19 Kilometer lange Lückenschluss ab 2018 errichtet werden - mehr dazu in Lobau-Tunnel: Ausschreibung wird vorbereitet.

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