Kröte blockiert Bebauung des Nordbahnhofs

Wechselkröten sorgen derzeit für Kopfzerbrechen bei Immobilienplanern: Die bedrohten Tiere leben auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs und blockieren damit den Bau von Wohnungen.

Die MA 22 (Umweltschutz) bestätigte gegenüber wien.ORF.at einen Bericht der „Presse“ (Dienstag-Ausgabe). Die in Österreich streng geschützten Kröten würden unter anderem im Rudolf-Bednar-Park auf dem ehemaligen Nordbahnhofgelände in Wien-Leopoldstadt leben, so die MA 22 gegenüber wien.ORF.at.

Wechselkröte

Wiener Wildnis

Die Wechselkröten werden bis zu zehn Zentimeter groß

Noch sei für das Gelände kein Bauprojekt eingereicht worden, ein entsprechender Antrag sei von den Projektwerbern aber bereits angekündigt worden, hieß es weiter. „Dabei wird selbstverständlich darauf geachtet, dass Bauvorhaben am Nordbahnhofgelände unter Einhaltung der strengen Artenschutzbestimmungen des Wiener Naturschutzgesetzes durchgeführt werden“, so die Magistratsabteilung in einer schriftlichen Stellungnahme. Auf die Notwendigkeit einer naturschutzbehördlichen Bewilligung habe man auch die Projektwerber rechtzeitig hingewiesen.

Wechselkröte

Wiener Wildnis

Auf dem Speiseplan der Kröte stehen Spinnen, Würmer und kleine Schnecken

Wiener Wildnis

Biber, Füchse, Falken - und Wechselkröten: In Wien leben mehr Wildtiere als viele annehmen. Das Projekt „Wiener Wildnis“, von dem auch die Wechselkröten-Fotos in diesem Artikel stammen, zeigt diese Stadtnatur.

Neun Wechselkrötenbiotope

Ganz neu ist die Kröte auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs nicht - bereits aus dem Jahr 2012 gibt es eine „Expertise zur Situation der Wechselkröte am Nordbahnhofgelände in Wien“, die im Auftrag der MA 22 verfasst wurde (siehe Linkliste).

Wechselkröten halten sich die meiste Zeit des Jahres an Land auf. In Wien kommen sie laut Stadt Wien etwa nahe bei Siedlungen im Liesingtal in Oberlaa oder auch in den Wiener Stadterweiterungsgebieten Kagran und Aspern vor. Auf ihrem Speiseplan stehen Spinnen, Würmer und kleine Schnecken, sie überwintern in Höhlen oder Komposthaufen. Um die Wechselkröten zu schützen, legte die Stadt im Rahmen von Netzwerk Natur bisher neun Wechselkrötenbiotope an - etwa auf dem Zentral- und Südwestfriedhof, in Oberlaa, auf der Donauinsel und in Neuessling.

Nordbahnhofgeländer

ORF

Das Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs

10.000 Wohnungen geplant

Auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs sollen laut Stadt Wien bis 2015 insgesamt rund 10.000 Wohnungen und 20.000 Arbeitsplätze entstehen. Ein Drittel des Stadtentwicklungsgebiets wurde seit 2008 bereits bebaut. Die Bank Austria baut ihre neue Konzernzentrale auf dem Nordbahnhofgelände – mehr dazu in Arbeiten am „Austria Campus“ im Plan. Auch eine zwölf Hektar große Grünfläche ist geplant.

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Kröte bremst Wohnungsbau

Da auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs Wechselkröten leben, ist der geplante Wohnungsbau dort blockiert.

Im Oktober 2015 verkauften die ÖBB den nicht bebauten Teil des Areals an ein Immobilienkonsortium bestehend aus dem Versicherungskonzern Wiener Städtische, der Raiffeisen Evolution und der ÖVW, einer Tochter der Erste Bank. Die Immobilie wurde nicht öffentlich ausgeschrieben, über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart, hieß es damals von den ÖBB im „profil“. Möglicher Hintergrund für den Verkauf: die unklare Situation um eine bisher ausgebliebene Umweltverträglichkeitsprüfung für das Areal - mehr dazu in ÖBB verkauften Nordbahnhofgelände.

Ziesel verhindern Wohnungsbau in Stammersdorf

Wie schwer es Tiere einem Bauvorhaben machen können, machen auch Ziesel in Stammersdorf vor. Hier ist nördlich vom Heeresspital der Bau einer Wohnanlage geplant - doch das ist erst möglich, wenn die dort lebenden und europaweit streng geschützten Nagetiere umgezogen sind. Bisherige Umsiedlungsversuche verliefen aus unterschiedlichen Gründen erfolglos - mehr dazu in Zieseltunnel mit Steinen sabotiert und in Bauprojekt: Ziesel sollen umziehen.

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