Wiesenthal-Institut: Übersiedlung verzögert sich
Eigentlich hätte das Institut bereits im Herbst 2015 in ein Haus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) am Rabensteig in die Innenstadt übersiedeln sollen. Doch bei der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes kam es immer wieder zu Verzögerungen. Außerdem fand das Bundesdenkmalamt laut VWI alte Stadtmauern sowie römische Gefäße im Keller des Gebäudes.
Bei der entdeckten mittelalterlichen Mauer handle es sich um das älteste profane Mauerwerk des mittelalterlichen Wien, so das Bundesdenkmalamt in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber wien.ORF.at. Auch ein römischer Lagergraben und Siedlungsbefunde der Stadterweiterung im Mittelalter seien dokumentiert worden.
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Denkmalamt: Ausgrabungen prompt und zuverlässig
Die Ausgrabungen seien durch die Wiener Stadtarchäologie durchgeführt worden, so das Bundesdenkmalamt weiter. Die Arbeiten „waren in Zeitfenstern möglich, in denen es der Baufortschritt zuließ und wurden dann prompt und von den Ausgräbern zuverlässig in Abstimmung mit der Bauleitung und dem Bundesdenkmalamt durchgeführt“, wurde betont.
Zudem seien die Ausgrabungen seit Dezember 2014 abgeschlossen. Für die Verzögerungen könne man nicht die Archäologie verantwortlich machen – „sondern die Tatsache, dass ein hochsensibles Objekt einen hohen Betreuungsaufwand fordert“, so das Bundesdenkmalamt. Das habe alle Gewerke betroffen.
Kein Platz für Bücher und Seminare
Die Übersiedlung des VWI ist nun für Juni, spätestens jedoch für Juli 2016 geplant. Das sei wichtig, denn derzeit leidet das am Desider-Friedmann-Platz in zwei Wohnungen untergebrachte Forschungsinstitut unter Platzmangel. „Ein Teil unserer großen Bibliothek musste in einem Depot untergebracht werden und ist dadurch nur eingeschränkt zugänglich. Auch unser Archiv und die Seminare sind ausgelagert“, so VWI-Geschäftsführer Bela Rasky gegenüber wien.ORF.at.
Das Institut wurde 2008 nach dem Tod Wiesenthals gegründet. Es beinhaltet den Großteil der Dokumente von Simon Wiesenthal, shoahrelevante Teile des Archivs der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) sowie bisher rund 11.000 Bände zum Thema. Am neuen Standort am Rabensteig soll Platz dafür sein, sowie für Büros und Seminarräume. Der Bund und die Stadt Wien stellen jeweils 3,3 Mio. Euro für den neuen Standort zur Verfügung - mehr dazu in Wiesenthal-Institut: Finanzierung fix.
ORF
Holocaust-Gedenken am Heldenplatz
Am 27. Jänner ist Internationaler Holocaust-Gedenktag. Zu diesem Anlass lädt das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ um 17.00 Uhr zu einer Erinnerungs- und Gedenkveranstaltung am Heldenplatz ein. Erwartet werden 300 bis 500 Personen. Reden werden Zeitzeugin Susanne Bock, Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer und BJV-Vorsitzenden Laura Schoch halten.
Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit, in dem zumindest 1,1 Million Menschen von den österreichischen und deutschen Nationalsozialisten ermordet wurden. „Auch 71 Jahre nach der Befreiung liegt es in unserer Verantwortung, gegen Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung, rechte Hetze, Nationalismus und religiösen Fundamentalismus aufzutreten“, so das Bündnis.
Links:
- Grundstein für Wiesenthal-Institut (wien.ORF.at; 7.9.2014)
- Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien
- Jüdisches Museum ehrt Wiesenthal
- Wiesenthal-Institut ab 2015 am Rabensteig (wien.ORF.at; 9.11.2013)
- Bündnis „Jetzt Zeichen Setzen“