2,2 Milliarden Euro für AKH

Jahrelang ist verhandelt worden, jetzt gibt es eine Einigung: Bund und Land steuern das Wiener AKH in Zukunft gemeinsam und wollen 2,2 Milliarden Euro bis 2030 investieren. Bisher gab es ein Wirrwarr an Verantwortlichkeiten.

Das AKH ist gleichzeitig Gemeindespital und Uniklinik. Das heißt, bisher arbeiteten Ärzte und das restliche Personal quasi nebeneinander, denn die Medizinische Universität Wien (MedUni) - und damit der Bund - ist für die Ärzte verantwortlich, die Stadt Wien für das restliche Personal, etwa die Pflegerinnen und Pfleger sowie die medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten.

AKH

APA/Helmut Fohringer

Stadt Wien und Bund führen das AKH in Zukunft gemeinsam

Am Mittwoch unterfertigten nun Spitzenvertreter der Bundes- und Stadtregierung sowie der MedUni und des AKH Verträge, durch die die tägliche Arbeit zwischen Krankenhaus und MedUni besser abgestimmt werden soll. Nun gibt es ein Management-Board, an dessen Spitze der Vizerektor der MedUni, Oswald Wagner, und AKH-Direktor Herwig Wetzlinger stehen.

Pläne für Privatspital wohl hinfällig

Zudem wurde in Verträgen festgelegt, dass Stadt und Bund bis 2030 insgesamt 2,2 Milliarden Euro investieren. Getroffen wurden dabei Vereinbarungen über die Finanzierung von Bauprojekten, laufenden Investitionen und des sogenannten Klinischen Mehraufwands.

Bund und Stadt wollen gemeinsam 1,4 Mrd. Euro (zu 40 bzw. 60 Prozent) in neue Objekte investieren. Um 100 Mio. Euro wird etwa ein Zentrum für Translational Medicine geschaffen, die sich dem Übergang zwischen Forschung und klinischem Einsatz widmet. Auch die Schaffung eines gemeinsamen Nutzungskonzepts für Spitalsflächen wurde vereinbart. Die MedUni darf übrigens auch über jene Flächen verfügen, auf denen ursprünglich ein privater Anbieter eine Krankenanstalt errichten wollte. Diese Pläne dürften damit hinfällig sein.

Pflegepersonal soll Forschungsressourcen freispielen

Miteinander will man auch die medizinische Infrastruktur erneuern. Für die Anschaffung von Geräten stehen bis zum Jahr 2024 Mittel von 495,8 Mio. Euro zur Verfügung - 67 Prozent davon kommen von der Stadt, der Rest vom Bund.

Der laufende klinische Mehraufwand, der dadurch entsteht, dass an Unikliniken auch gelehrt und geforscht wird, wird mit jährlich 40 Mio. Euro vom Bund abgegolten. Auch hier wurde eine Laufzeit bis 2024 vereinbart. Danach soll es erneute „Beratungen“ über die künftige Höhe geben. Ressourcen für Lehre und Forschung sollen auch dadurch frei werden, dass mehr Aufgaben an das Pflegepersonal übertragen werden.

Angekündigt wurde am Mittwoch auch eine Deckelung bei den Ärztestellen (1.500 Vollzeitäquivalente) und des „sonstigen Gesundheitspersonals“ - bei gleichzeitiger Entlastung des Riesenspitals bei Notfallaufnahmen oder Rettungszufahrten. Allerdings: Der bisherige AKH-Versorgungsanteil am Gesamtanteil aller Wiener Gemeindespitäler bleibt mit 25 Prozent gleich. Auslagern möchte man vor allem über die sogenannten Erstversorgungszentren.

Wissenschaftsminister: „Paradigmenwechsel“

Bereits im August 2013 wurde eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Betriebsführung unterzeichnet, als Startdatum wurde ursprünglich der 1. Jänner 2015 genannt - mehr dazu in AKH: Neue Struktur soll 2015 kommen. Daraus wurde jedoch nichts - mehr dazu in AKH-Betriebsführung: Warten auf Einigung.

„Das ist ein Paradigmenwechsel“, freute sich nun Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in der gemeinsamen Pressekonferenz. Nach monatelangen Verhandlungen sei es nun gelungen, eine gemeinsame Steuerung zu schaffen - deren Fehlen auch der Rechnungshof bereits bemängelt habe.

MedUni-Rektor: „Größter Infrastrukturschub“

Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sprach von einem „Meilenstein“. Es handle sich um die größte Veränderung des AKH seit dessen Bestehen, versicherte sie. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) verwies darauf, dass nun Planungssicherheit herrsche. Seine Kollegin auf städtischer Ebene, Finanzressortchefin Renate Brauner (SPÖ), erhoffe sich durch die Investitionen auch einen wichtigen wirtschaftspolitischen und standortpolitischen Impuls, wie sie betonte.

Und der Rektor der MedUni, Markus Müller, jubelte über den „größten Infrastrukturschub“ für das AKH seit dessen Gründung. Auch die gemeinsame Steuerung begrüßte er. Das Zusammenspiel sei nämlich bisher nicht wirklich perfekt koordiniert worden, befand der Unichef.

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