Wien Museum: Kritik am geplanten Dachaufbau

Aufregung um die Umbaupläne des Wien Museums: Das Siegerprojekt des Architektenwettbewerbs sieht einen Dachausbau vor, der bei der Ausschreibung nicht erwünscht war und beim Denkmalschutz Probleme machen könnte.

Ungeklärte Fragen über den Denkmalschutz, unterschiedliche Auffassungen über städtebauliche Interventionen und Kritik am Ausschreibungstext dominierten diese Woche zur Neugestaltung des Hauses durch das Architekturbüro Winkler+Ruck (Klagenfurt) und Ferdinand Certov (Graz) - mehr dazu in Wien Museum: „Erweiterung aufs Dach“.

„Nicht an den Denkmalschutz gedacht“

Neben dem Architekten Roland Winkler stellten sich auch die Architektin Elke Delugan-Meissl (Stellvertretende Vorsitzende der Jury), Christian Kühn von der Technischen Universität und Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl den teils kritischen Anmerkungen aus dem Publikum. Ein zentrales Thema war der Denkmalschutz, den Kühn als „Hemmschuh“ bezeichnete.

Man habe es im Vorfeld „verschlafen zu diskutieren, ob man dieses Gebäude überhaupt erhalten soll oder nicht“. Zudem gebe es keine genauen Vorgaben, welche Teile des Hauses überhaupt denkmalgeschützt seien. „Wir haben bei den Planungen nicht viel an den Denkmalschutz gedacht“, warf Architekt Winkler schließlich ein.

Projekt mit „internationaler Signalwirkung“

Ihm sei es wichtig gewesen, „aus der Qualität des Baus von Oswald Haerdtl herauszubauen“. Die Miteinbeziehung des alten Gebäudes sei „eine Chance, an die Geschichte anzuknüpfen“, was gerade bei einem Wien Museum wichtig sei. Man habe „keine Wegwerf-Architektur“ schaffen wollen, sondern habe auf „Einheit statt Dualität“ gesetzt, um mit der Neugestaltung nicht in Konkurrenz mit dem ursprünglichen Haus zu treten. In dieselbe Kerbe schlug auch Direktor Bunzl, der sich freute, dass das Siegerprojekt „mit Haerdtl und nicht dagegen“ arbeite und „die radikale Öffnung nach oben“ lobte.

Wenig radikal - und zwar aus städtebaulicher Sicht - ist das Siegerprojekt für viele im Saal anwesenden Architekten, die ebenfalls am Wettbewerb teilgenommen hatten. Eine „städtebauliche Message“ vermisst auch Kühn, wie er bekräftigte. Bunzl lobte den Aufbau auf dem Dach hingegen als „radikal zurückgenommen“ und „subtil“. Er erhoffe sich sehr wohl internationale Signalwirkung, der Entwurf spiegle eine „neue, moderate Postmoderne“ wider.

Aufstockung „als nicht möglich erachtet“

Dennoch verstummten im Publikum nicht die (Zwischen-)rufe nach einer städtebaulichen Lösung für den Karlsplatz, die auch die umliegenden Bauten miteinbeziehe. Eine Aufstockung sei falsch, hieß es in einer Wortmeldung, zudem habe es in der Ausschreibung dezidiert geheißen, dass eine solche nicht erwünscht sei. Tatsächlich heißt es in der 96 Seiten umfassenden Ausschreibung unter dem Punkt „Realisierung/Denkmalschutz“: „Eine Aufstockung sowie ein weiterer Anbau an das Bestandsgebäude werden aus Sicht des Bundesdenkmalamtes als nicht möglich erachtet.“

An anderer Stelle wurde damals festgehalten: „Über der ausgeführten Gebäudeoberfläche dürfen Dächer mit einer Höhe von 4,5 Meter errichtet werden.“ Unter dem Punkt „Tragwerksplanung“ hieß es : „Generell sollte bei einer Aufstockung von einer Leichtkonstruktion ausgegangen werden, um die Lastenerhöhungen möglichst gering ausfallen zu lassen.“

Passage „unglücklich formuliert“

Delugan-Meissl nannte die betreffende Passage „unglücklich formuliert“ und ging nicht weiter auf die Diskrepanz zwischen Ausschreibung und Siegerprojekt ein. Ebenso wenig nahm das Podium die von einigen Architekten im Publikum geäußerte Sorge auf, dass ein Aufbau aus statischer Sicht „problematisch“ sei.

Winkler räumte ein, dass man in weiterer Folge erst eine „Materialität“ für den Aufbau finden müsse und verwies auch in Hinblick auf Kritik an der Funktionalität seines Entwurfs auf einen „Prozess“, der nun in der weiteren Planungsphase in Gang kommen werde. Kühn dazu spitz: „Es werden Kunststücke notwendig sein, um diesen Kasten so zu belassen, wie er geplant ist!“

Die Arbeiten für den Umbau starten 2017, für die Eröffnung wird 2019 oder spätestens 2020 anvisiert. Einig war man sich, dass sich die Kosten in „ähnlichen Dimensionen“ (Bunzl) bewegen würden wie für einen gesamten Neubau, der im Vorfeld ebenfalls Teil der Überlegungen gewesen war. Den Kostenrahmen hatte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bei Bekanntgabe des Siegerprojekts auf 70 bis 100 Mio. Euro beziffert.

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