Zugvögel überwintern öfter in Wien

Vögel, die früher in den Süden zogen, bleiben nun häufiger in Wien. Wegen der Erderwärmung und des generell wärmeren Stadtklimas verbringen Rotschwanz und Amsel den Winter immer öfter in ihren Brutgebieten in der Stadt.

Wenn man in diesen Tagen das Zwitschern eines Vogels vernimmt, kann es durchaus ein Zugvogel sein. Durch die wärmeren Winter und das laue Stadtklima ziehen „Kurzstreckenzieher“ häufig nicht mehr in den Süden oder kehren früher zurück. Jene Vögel, die vor zehn Jahren noch nach Spanien oder Frankreich zogen, sind daher oft schon im Februar zurück. Der Grund ist, dass diese Tiere besser auf nicht vorhersehbare Wetterphänomene reagieren können und daher früher in die Brutgebiete zurückkehren.

Stieglitz

Hannah Assil

Der Stieglitz, auch ein Kurzstreckenzieher, ist der Vogel des Jahres 2016

Frühe Rückkehr bringt Probleme

Die frühere Rückkehr führt dazu, dass die Tiere früher nisten. Die Folge ist, dass zu wenig Nahrung für die Jungtiere vorhanden ist. Ursprüngliche Zugvögel wie das Rotkehlchen und die Amsel bleiben häufiger den gesamten Winter im Land. Dadurch sind sie auch im Jänner und Februar in Wiens Gärten anzutreffen. In Städten bieten die Häuser den Vögeln schon seit Längerem die Möglichkeit zu überwintern.

Für Vögel, die südlich der Sahara ihr Winterquartier haben, ist eine frühere Rückkehr oft problematisch. Der stellvertretende Geschäftsführer von BirdLife Österreich, Gabor Wichmann, sagt: „Langstreckenzieher haben ein fixes Programm und können schwer auf Wetterphänomene reagieren.“ Manche Langstreckenzieher bleiben dennoch zurück. Dabei handelt es sich etwa um Störche, die von Menschen ausgewildert wurden und daher an Pflege gewöhnt sind.

Kohlmeise

BirdLife

Die Kohlmeise war in Wien der häufigste Vogel bei der „Stunde der Wintervögel“

Auch ehemals fremde Vogelarten werden in Wien heimisch. Bereits in den 50er und 60er Jahren hat sich die Türkentaube in Wien angesiedelt. Diese Taubenart, nicht mit der Straßentaube zu verwechseln, stammt ursprünglich vom Balkan. Durch die wärmeren Winter in Österreich ist sie mittlerweile auch in Wien heimisch.

Kohlmeise am häufigsten gezählt

Anfang des Jahres fand zum siebenten Mal die Vogelzählung „Stunde der Wintervögel“ statt. Bei dieser Aktion von Birdlife Österreich wird die Bevölkerung aufgerufen, in ihrem Garten und in Parks die Vögel zu zählen. In Wien nahmen 567 Bewohner teil und meldeten insgesamt über 10.000 Vögel. Der meistgezählte Vogel in Wien ist wie auch in Österreich die Kohlmeise. Doch besonders Krähenarten wie die Saatkrähe und Raben- und Nebelkrähen werden besonders häufig in Wien angetroffen - mehr dazu in Geflügelte Winterurlauber stürmen Wien.

Während die Teilnehmerzahl bei der Zählung leicht zurückging, stieg die Zahl der Vogelsichtungen. Wichmann führt das auf den Kälteeinbruch im Erhebungszeitraum zurück: „Wenn es kühler ist, suchen Vögel eher Futterquellen wie Vogelhäuschen auf, da natürliche Futterquellen selten sind.“

Links: