Massenschlägerei: Fünf Jugendliche in U-Haft

Nach der Massenschlägerei zwischen zwei Jugendgruppen in Wien-Brigittenau am Samstagabend befinden sich nun fünf Verdächtige in Untersuchungshaft. Sieben Personen waren dabei verletzt worden, zwei davon lebensgefährlich.

Bei den in Haft sitzenden Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um fünf afghanische Jugendliche im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Zudem wurde ein 15-Jähriger auf freiem Fuß angezeigt. Die Einvernahme der Jugendlichen habe keine Ergebnisse gebracht, so Polizeisprecher Paul Eidenberger am Montag gegenüber Radio Wien, die Verdächtigen würden angeben, nichts getan zu haben. Einer der Jugendlichen bestritt, überhaupt am Ort des Geschehens gewesen zu sein.

Jugendzentrum

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Die Schlägerei ereignete sich in und vor einem Jugendzentrum in der Engerthstraße

Fortgesetzt wird die Suche nach den Tatwaffen: „Derzeit sucht die Bereitschaftseinheit im Bereich Handelskai“, sagte Eidenberger zur APA. Überwachungsvideos von Wiener Linien und ÖBB wurden nach Angaben des Polizeisprecher bisher zum Teil ausgewertet. Einige Leute seien wiedererkannt worden.

Bezirkschef will mehr Polizei in Brigittenau

Der Brigittenauer Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ) nahm den Vorfall zum Anlass, erneut mehr Polizei bei den Hotspots des Bezirks zu fordert - etwa auch am Maria-Restituta-Platz, bei dem sich die Schlägerei ereignete. Er fordere dies bereits seit acht Jahren, so Derfler am Montag im Radio-Wien-Interview. Mit dem Stadtpolizeikommando werde es dazu am Mittwoch ein Treffen geben.

Attacken mit Eisenstangen und Holzlatten

Bis zu 40 Personen waren laut Polizei Samstagabend an der Schlägerei beteiligt. Wie viele es insgesamt waren, ist nicht zur Gänze zu rekonstruieren, da viele Jugendliche noch vor dem Eintreffen der Beamten flüchten konnten. Auslöser dürfte ein Streit auf Facebook gewesen sein - worum es dabei ging, ist jedoch noch nicht bekannt - mehr dazu in Schwerverletzte bei Massenschlägerei.

Eine Gruppe tschetschenischer Jugendlichen hatte sich laut Polizei im Jugendzentrum in der Engerthstraße getroffen und war gegen 17.50 Uhr von einer zahlenmäßig weit größeren Gruppe afghanischer Jugendlicher aus dem Heim gelockt und dann angegriffen worden. Neben Messern waren die Beteiligten auch mit Holzlatten und Eisenstangen bewaffnet. Zwei der sieben Opfer zwischen 14 und 17 Jahren befanden sich zunächst sogar in akuter Lebensgefahr, sind mittlerweile aber wieder außer Lebensgefahr.

Soziale Medien als Konfliktverstärker

Vor einem Bandenkrieg müsse man sich in Wien nicht fürchten, beruhigte Gabriele Langer, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Jugendzentren, zu dem auch das Zentrum in der Engerthstraße gehört. Natürlich würden Jugendliche auch Konflikte aus ihren Herkunftsländern mitbringen, derartige Auseinandersetzungen hätten jedoch sowohl politische also auch persönliche Gründe, „die man nicht nur an einer Ethnie festmachen kann“, so Langer am Montag im Interview mit „heute mittag“.

„Es hat immer Auseinandersetzungen besonders zwischen männlichen Jugendlichen gegeben", sagte Langer: „Früher war es zum Beispiel Großfeldsiedlung gegen Rennbahnweg, jetzt wird das sehr ethnisch aufgeladen und auch zugeschrieben.“ Sie wolle das Problem jedoch nicht verniedlichen.

Als Konfliktverstärker sieht die Jugendzentrenchefin soziale Medien, weil hier Streitereien öffentlich ausgetragen würden: „Wir alle wissen, dass eine öffentliche Beleidung schwieriger zu deeskalieren ist, denn da kommen dann die Fragen des Gesichtsverlusts dazu.“ Um derartige Auseinandersetzungen zu verhindern sei es wichtig, eine Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, ihnen bei der Orientierung zu helfen, vor allem wenn erst seit kurzem in Österreich sind und „sie besonders dabei unterstützen, Perspektiven für sich zu entwickeln.“

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