„Von Palais zu Cafe“ in der Herrengasse
In vielerlei Hinsicht ist die Herrengasse Pionier gewesen. Das erste Hochhaus Wiens wurde hier errichtet und das erste Realgymnasium für Mädchen befand sich ab 1913 in einem Gebäude der Herrengasse. Vor allem war sie allerdings Sitz für viele Adelsfamilien – auf der 500 Meter langen Gasse finden sich neun Palais - und Treffpunkt für Künstler in einem der berühmten Cafes.

Fotos aus dem besprochenen Band "Von Palais zu Café", Metroverlag
Blick in die Herrengasse vom Michaelerplatz aus, rechts das Looshaus
Das „scheußliche“ Looshaus
Die Autorin Anna-Maria Bauer schreibt über Gebäude und Geschichten der Herrengasse. So ist ein Kapitel des Buchs über das Looshaus am Beginn der Herrengasse. Der Architekt Adolf Loos brach mit dem damals üblichen Baustil und errichtete ein Gebäude im Stil der Wiener Moderne. Kaiser Franz Joseph I. soll das Gebäude „scheußlich“ gefunden haben und fortan den Hofburg-Ausgang auf den Michaelerplatz gemieden haben.
Die Herrengasse war häufig für Aufreger gut. Wie die Proteste einige Jahrzehnte nach der Erbauung des Looshauses zeigten, als das erste Hochhaus Wiens errichtet wurde. Besonders Musikliebhaber wehrten sich gegen das Gebäude. An selber Stelle standen die Liechtensteiner Höfe, in denen der Bösendorfersaal untergebracht war. Dieser war für seine exzellente Akustik bekannt und wurde 1913 mit dem Gebäude abgerissen. Das Hochhaus wurde 1932 eröffnet.

Fotos aus dem besprochenen Band "Von Palais zu Café", Metroverlag
Die Baustelle des Hochhauses Anfang der 30er Jahre
Künstlercafes und Berufsrettung
Die Herrengasse ist Adresse einiger der bekanntesten Kaffeehäuser Wiens. Das Cafe Central und das Cafe Griensteidl befinden sich hier. Zusammen mit dem mittlerweile geschlossenen Cafe Herrenhof waren sie Anlaufstelle für Künstler aus ganz Wien. Über Peter Altenberg heißt es der Legende nach, wenn er „einmal nicht im Kaffeehaus war, dann war er auf dem Weg dorthin.“
Nicht nur Gebäude prägten die Herrengasse, auch Menschen waren wichtige Protagonisten in der Geschichte der Gasse. Hans Nepomuk Graf Wilczek gründete im Palais Brassican-Wilczek die erste Wiener Berufsrettung. Als Anlass galt der Brand des Ringtheaters. Wilczek hatte bereits den Sturm auf das Ständehaus im März 1848 miterlebt. Der damals Elfjährige beobachtete die Situation aus dem gegenüberliegenden Palais.

Fotos aus dem besprochenen Band "Von Palais zu Café", Metroverlag
Die Cafes waren Treffpunkt für Künstler
Präsentation am 10. März
Das Buch widmet sich diesen und vielen weiteren Geschichten ausführlich. In Kapiteln geht es außerdem um BILLA-Gründer Karl Wlaschek, dem das Palais Kinsky gehörte, sowie die Trägerin des Friedensnobelpreises, Bertha von Suttner. Das Buch „Von Palais zu Café. Glanz & Glorie der Wiener Herrengasse" erscheint im Metroverlag und wird am 10. März im Cafe Central präsentiert.
Herrengasse wird Begegnungszone
Nach dem Vorbild der Mariahilfer Straße wird die Herrengasse in eine Begegnungszone umgestaltet. Zwei Jahre dauerten die Planungen dafür. Die Kosten von rund sechs Millionen Euro zahlen die Anrainer - mehr dazu in Herrengasse: Anrainer bezahlen Begegnungszone.