Fiaker ärgern sich über Registrierkasse

Die Wiener Fiakerbetriebe haben als Traditionsgewerbe offenbar keine Freude mit Erneuerungen – jedenfalls nicht mit der Registrierkassenpflicht. Dabei gibt es für sie sogar eine Ausnahme, die ihnen die Arbeit erleichtert.

Zwei Drittel der Wiener Fiakerbetriebe machen mehr als 30.000 Euro Umsatz pro Jahr, auch für sie gilt also die Registrierkassenpflicht. Ein elektronisches Gerät müssen sie jedoch nicht mitführen – es reicht, wenn sie während der Arbeit handschriftlich ausgefüllte Rechnungen ausstellen. „Am Abend muss ich es zeitnah in die Registrierkasse eingeben“, erklärte Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger im Interview mit „Wien heute“.

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Eine Registrierkasse mitführen müssen die Kutscher nicht

„Wir müssen die Pferde halten“

Freude mit der Regelung haben die Fiaker trotz dieser Ausnahmebestimmung keine. Das Rechnungschreiben mache Probleme, „weil wir einfach die Pferde in der Hand haben, weil die Kutscher Handschuhe anhaben, weil die Kunden zu schnell weg sind, weil es einmal regnet und alles nass wird“, so Michelfeit-Stockinger.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 10.3.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online in der ORF TVThek

„Voll daneben, wenn es regnet, wie soll ich das ausfüllen?“, ärgerte sich auch ein anderer Kutscher. „Wir müssen die Pferde halten“, meinte ein Kollege, „in der Firma suchen wir ein System, wo wir nichts schreiben müssen, sondern nur ausreißen.“ Manch ein Kutscher sieht es jedoch gelassener. „Das dauert nur zehn Sekunden“, kommentierte einer.

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Die Pferde halten und gleichzeitig Rechnungen schreiben sei schwierig, so die Kutscher

Neue Kassen ab Juli Pflicht

Bis Juli müssen die Fiakerbetriebe außerdem - wie alle anderen auch - ihre zum Teil noch alten Kassen auf neue umstellen. Diese müssen dann eine elektronische Signatur ermöglichen, derzeit gilt hier noch eine Übergangspflicht. Auch das ärgert Michelfeit-Stockinger: „Diese Programme kosten im Schnitt zwischen 30 und 50 Euro pro Monat. Da sind alles Dinge, die wir aus unserem Unternehmen heraus finanzieren müssen, noch zusätzlich, wo eh schon nicht sehr viel zu holen ist.“ Insgesamt sei es zwar keine existenzgefährdende Regelung, so die Fiaker-Sprecherin, aber eine „lebensqualitätsgefährdende“, wie sie sagt.