Häupl schlägt „Gymnasium für alle“ vor

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) versucht, die ÖVP mit einem neuen Vorschlag von der Gesamtschule zu überzeugen. Bei der derzeit stattfindenden SPÖ-Klubtagung plädierte er für ein „Gymnasium für alle“.

„Wenn die ÖVP so am Gymnasium hängt, dann machen wir doch die Gesamtschulreform ‚Gymnasium für alle‘“, sagte Häupl im Rahmen der Klubtagung der Wiener SPÖ am Donnerstag. Bei einer Pressekonferenz danach bekräftigte er seinen Vorstoß nocheinmal als ernst gemeint. Er wolle damit auf die Bedürfnisse der ÖVP eingehen, versicherte Häupl.

Schüler

ORF.at/ Carina Kainz

Häupl meint seinen Vorschlag ernst, betonte er

„Semierotisches Verhältnis zum Begriff Gymnasium“

„Offensichtlich hat die ÖVP ein semierotisches Verhältnis zum Begriff Gymnasium“, mutmaßte der Stadtchef - der keine inhaltlichen Hürden für eine Umsetzung sieht. Schon jetzt, so gab er zu bedenken, seien etwa Lehrpläne und Schulbücher in den jeweiligen Unterstufen identisch. Laut Häupl müssten sowohl SPÖ als auch ÖVP mit der Lösung zufrieden sein: „Wir kriegen die gemeinsame Schule, die ÖVP den Begriff Gymnasium und findet darin Befriedigung.“

FPÖ und ÖVP lehnen Häupls Schulideen ab

Mit Kritik reagierten FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus und ÖVP-Landesparteichef Gernot Blümel auf die Aussagen. „Dieser bildungstechnische Einheitsbrei würde das Niveau nur weiter nach unten drücken“, kommentierte Gudenus. „Auch wenn man die Gesamtschule Gymnasium nennen würde, wie der Herr Bürgermeister vorgeschlagen hat, würde sich nichts an der Nivellierung nach unten ändern.“

„Wenn Häupl jetzt davon spricht, das Gymnasium zur Gesamtschule zu machen, heißt das nichts anderes, als auch noch eine bestens funktionierende Schulform in Wien zu ruinieren“, meinte auch Blümel. Eine flächendeckende Gesamtschule wäre „sozialistische Gleichmacherei und Nivellierung nach unten“, so Blümel.

Kritik an Reinhold Mitterlehner

Häupl übte zudem Kritik an einem Vorstoß von ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner in Sachen Gesamtschule: Dass Vorarlberg und das Burgenland die einzigen Bundesländer sein sollen, die die Möglichkeit haben, im ganzen Bundesland die gemeinsame Schule als Modellversuch umzusetzen und Wien nicht, sei „lächerlich“, meinte er.

Auch die Grünen bleiben dabei, wie sie in einer Aussendung betonten: Die gemeinsame Schule für alle Kinder von zehn bis 14 Jahren sei jenes Modell, das für jedes Kind die besten Chancen bedeute: „Beste Bildung und Zukunftschancen werden in der gemeinsamen Schule ideal umgesetzt“, versicherte Bildungssprecher und Klubobmann David Ellensohn.

Proteste gegen Faymann bei Klubklausur

APA/Georg Hochmuth

Bei der Rede von Werner Faymann bei der Klausur gab es Protest im Publikum

SPÖ-Klausur mit Protesten gegen Faymann

Die Wiener SPÖ führt am Donnerstag und Freitag ihre traditionelle jährliche Klubtagung durch, zum ersten Mal nicht im burgenländischen Rust, sondern in einem Veranstaltungszentrum in Wien-Floridsdorf. Mit der rot-blauen Landesregierung im Burgenland habe der Ortswechsel nichts zu tun, wird seitens der SPÖ versichert. Der Auftakt am Donnerstag verlief nicht gerade harmonisch. Während einer Rede von Bundeskanzler Werner Faymann protestierten Aktivisten mit Pfiffen und Plakaten gegen die Flüchtlingspolitik der Regierung - mehr dazu in SPÖ-Klausur: Häupl stärkt Faymann Rücken.