ÖNB zeigt „Der ewige Kaiser“

Am 21. November 1916 ist Franz Joseph I. gestorben. Zum 100. Todestag des Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn, der fast 68 Jahre regierte, gibt es schon jetzt Würdigungen wie etwa eine Ausstellung in der Nationalbibliothek.

„Er war ohne Zweifel auch ein Medienstar und verfügte über einen wirksamen Propagandaapparat“, sagte die Direktorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, am Vortag der Eröffnung der Schau „Der ewige Kaiser“. Diesem Umstand zu verdanken ist es, dass nicht nur offizielle und private Schriftstücke wie Liebesbriefe an seine Freundin Katharina Schratt oder Kritzeleien auf dem Schulheft zu sehen sind, sondern auch zahlreiche Fotografien den Kaiser zeigen - bewusste Image-Bildung, dem damals neuen Medium Fotografie geschuldet, so Rachinger.

Mythos-Bildung aus vielen Perspektiven

„Aus historischer Distanz und dem heutigen Wissensstand entsprechend“ will Rachinger ein Bild jenes Mannes entstehen lassen, der knapp 68 Jahre lang regierte und dabei für „folgenschwere historische Ereignisse“ verantwortlich war. In der 285 Exponate umfassenden Schau, von denen 90 Prozent in den vergangenen 100 Jahren nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren, soll „sowohl die politische als auch die symbolische Rolle des Kaisers nachgezeichnet werden“.

Ausstellungs-Hinweis:

„Der ewige Kaiser“, 11. März bis 27. November, Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, 1., Josefsplatz 1. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Hans Petschar (Hg.): „Der ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830-1916“, 256 Seiten, 29,90 Euro.

Während Kaiser Franz Joseph I. „gezielt das Bild der einigenden Symbolfigur“ zu inszenieren versuchte, blieb die Persönlichkeit hinter der Repräsentationsfigur damals freilich im Dunkeln. Auch dieser Seite widmet man sich in der Schau, die nicht nur originale Briefe des Kaisers an seine Freundin und Vertraute, die Schauspielerin Katharina Schratt, ausstellt, sondern auch den Unterrichtsunterlagen und Zeichnungen des jungen Franz, der als Schüler bis zu 50 Stunden Privatunterricht erhielt, Platz einräumt.

Dass ihm da „offenbar auch einmal fad geworden ist“, wie es Kurator Hans Petschar formulierte, zeigt sich etwa auf den Kritzeleien auf der Rückseite eines Schulhefts (etwa ein Eichhörnchen), die neben Auszügen von handschriftlichen Prüfungsfragen und Schreibübungen (etwa vom 12. Oktober 1846) gezeigt werden. Doch auch ernsthafte Zeichnungen und Aquarelle des jungen Franz Joseph sind zu sehen.

"Der ewige Kaiser - Franz Joseph I. 1830 - 1916" - Ausstellung in der Nationalbibliothek

APA/Helmut Fohringer

Zeittafel „Der ewige Kaiser“

Zeittafel mit Fotos, Vitrinen mit Briefen

Eine zehn Meter lange Zeittafel zeichnet den Lebensweg Franz Josephs anhand von 86 Porträts nach. In Vitrinen sind „Briefe an die Frauen“ ebenso zu sehen wie der Prachtband, der anlässlich des 50. Thronjubiläums vom Verleger Max Herzig hergestellt wurde und der alles bis dahin Geschaffene in den Schatten stellen sollte.´Trotz des Titels „Viribus Unitis“ war es keine politische Biografie, sondern sollte vom Kaiser selbst erzählen. 400 eigens angefertigte Illustrationen zeugen von der Bedeutung des visuellen Kaiserbilds.

"Der ewige Kaiser - Franz Joseph I. 1830 - 1916" - Ausstellung in der Nationalbibliothek

APA/Helmut Fohringer

Besucher betrachtet das Manifest „An meine Völker!“

Die Regierungsjahre 50 bis 60 sind in der Schau durch ausgewählte Bildpostkarten und Huldigungsadressen präsentiert. Diese führt weiter zu Themen wie „Parlament und Diplomatie“ (etwa durch eine Federzeichnung aus dem Sitzungssaal im Reichstagsgebäude illustriert), „Kaiser von Österreich - Revolution“ (zu sehen ist etwa die Freiheitsrede des damaligen ungarischen Ministers Layos von 1848) oder der Station „Auf Reisen“ mit Reiseskizzen aus Ägypten. Wenig Raum ist hingegen Ehefrau Elisabeth gewidmet.

Abschiedsbriefe Mary Vetseras zu sehen

Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist die Feder, mit der Kaiser Ferdinand 1848 seine Abdankung unterschrieb und Franz Joseph den Thron überließ. Besonders freut sich Rachinger, im Rahmen der Schau erstmals die Abschiedsbriefe von Mary Vetsera zu präsentieren, die erst im Vorjahr entdeckt wurden - mehr dazu in Abschiedsbriefe von Mary Vetsera gefunden. Ausgestellt ist je ein Blatt der Briefe an ihre Mutter Helene, ihre Schwester Hanna und ihren Bruder Feri, die wichtige Quellen für die Tragödie von Mayerling darstellen.

Die Ausstellung setzt auf Details und befördert bisher der Öffentlichkeit unbekannte Stücke ans Licht. Informationen über Kaiser Franz Joseph I. bietet daneben nicht nur der umfangreiche Katalog, sondern ab 16. März auch die Gemeinschaftsausstellung „Franz Joseph“, die sich an vier Orten - im Schloss Schönbrunn, der Wagenburg des KHM, dem Hofmobiliendepot sowie auf Schloss Niederweiden - weiteren Aspekten aus dem reichen Leben des Kaisers widmen wird - mehr dazu in Vier Standorte für Franz-Joseph-Schau.

Link: