Ausgelöschte Vergangenheit: Juden im Prater

Den Spuren der vertriebenen und ermordeten Juden rund um den Prater folgt die neue Ausstellung „Wege ins Vergnügen“ im Jüdischen Museum. Das einst lebendige Viertel wurde zwischen 1938 und 1945 ausgelöscht.

Jüdische Eigentümer der Unterhaltungsetablissements wurden während der Vertreibung und Ermordung der Wiener Jüdinnen und Juden zwischen 1938 und 1945 enteignet. Die Spuren des jüdischen Lebens in der Leopoldstadt wurden ausgelöscht. „Es war ein unglaublich lebendiges Viertel. Das war schlagartig 1938 zu Ende“, erzählt Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien. Mit der Ausstellung „Wege ins Vergnügen“ will man diesen Teil der Wiener Geschichte wieder ins Bewusstsein rücken.

Wien blickt auf eine lange jüdische Tradition zurück. Die Anerkennung einer jüdischen Gemeinde 1852 durch Kaiser Franz Joseph I. führte zu einer starken jüdischen Zuwanderung. Die Leopoldstadt wurde zum Einwanderungsbezirk der Jüdinnen und Juden. „Durch den Boom ab 1850 ist ein Viertel entstanden, wo es viele Theater, Cafes und Unterhaltungsbetriebe gab, die von jüdischen Künstlern und Unternehmern getragen wurden“, so Spera.

Riesenrad hatte einen jüdischen Besitzer

Anlass für die Ausstellung gab einerseits die Öffnung des Praters für die Öffentlichkeit vor 250 Jahren - mehr dazu in Prater feiert 250-Jahr-Jubiläum. Andererseits war es für Spera auch ein Zufall, denn „die Idee zu der Ausstellung ist eigentlich durch die Betreiberin der Liliputbahn entstanden, deren Vater die Bahn gekauft hat. Er hat als Jude versteckt in Wien die Nazizeit überlebt.“ Durch diese Begebenheit beschäftigte sich die Direktorin intensiv mit dem Prater - mehr dazu in Neue Gleise für Liliputbahn.

Ausstellungshinweis

„Wege ins Vergnügen. Unterhaltung zwischen Prater und Stadt“, von 16. März bis 18. September, Jüdisches Museum

Auch mit dem Wahrzeichen des neuen Vergnügungsviertels: dem Riesenrad. Dies wurde 1897, anlässlich des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph, auf dem Grundstück des jüdischen Direktors des Carltheaters, Gabor Steiner, errichtet. Steiner baute ebenfalls die Praterattraktion „Venedig in Wien“, Informationen darüber sind aber vor allem in der Ausstellung des Wien Museums zu sehen und wurden hier bewusst ausgespart - mehr dazu in Alte Riesenrad-Gondeln verkauft.

Prater Ausstellung Jüdisches Museum

Theatermuseum Wien

Die Jüdischen Kunstspiele im Nestroyhof, 1925

Gisela Werbezirk ist allgegenwärtig

Das Jüdische Museum spürte unterschiedlichen Darbietungsorten der Leopoldstadt nach, ob Theater oder den Kinos, die besonders in der Zwischenkriegszeit existierten. Die Schauspielerin Gisela Werbezirk ist allgegenwärtig in der Ausstellung, sie gilt als „große Vergessene, die eine unglaubliche Komik auf die Bühne gebracht hat. Sehr viele Witze kommen aus ihrem Dasein auf der Bühne“, erklärt Werner Hanak-Lettner, Chefkurator des Jüdischen Museums Wien.

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