Wien ohne Migration: Älter, einsamer, hungriger

Mehr als die Hälfte aller Menschen, die in Wien leben haben Migrationshintergrund. Eine Studie der Uni Wien hat nun analysiert, wie die Stadt ohne sie aussehen würde: älter, weniger vielfältig und auch hungriger.

Würden keine Menschen mit Migrationshintergrund in Wien leben, wäre die Stadt beispielsweise um einiges älter. Das Durchschnittsalter der Wiener liegt derzeit bei 35,5 Jahren, rechnet man Bewohner mit Migrationshintergrund heraus, läge es zehn Jahre höher - also bei 45,5 Jahren. Das hat eine Analyse des Instituts für Soziologie an der Uni Wien ergeben.

Wien wäre aber auch deutlich weniger leistungsfähig, etwa in den sozialen Berufen würden knapp zwei Drittel aller Angestellten fehlen. In diesem Sektor haben nämlich 65,5 Prozent der Menschen Migrationshintergrund. Im Sektor Schutz und Sicherheit würden gerade einmal rund 40 Prozent der Jobs besetzt bleiben. Bei Reinigungsfirmen liegt der Prozentsatz noch um einiges höher.

Wien ohne Migration Grafik

Universität Wien

Jeder vierte Wiener wäre ohne Menschen mit Migrationshintergrund alleine

Jeder vierte Wiener wäre alleine

Die Wiener müssten dann aber auch auf einiges verzichten, beispielsweise auf ihre Partner: Jeder vierte Wiener ist mit einem Menschen mit Migrationshintergrund liiert. Über Nacht würden plötzlich mehr als 230.000 Wohnungen leer stehen, mehr als 140.000 Haushalte würden einen Mitbewohner verlieren.

Aber auch in kulinarischer Hinsicht wäre Wien ein wenig ärmer: Laut Berechnungen der Uni hätte die Bundeshauptstadt 71 Imbissstände weniger - also kein Kebab, keine Pizza und keine gebratenen Nudeln. Außerdem würden plötzlich 508 chinesische Restaurants verschwinden. Der Wiener Wein wird übrigens hauptsächlich von ausländischen, saisonalen Hilfskräften gelesen.

Kebap

dpa/Söhnke Callsen

An 71 Orten müssten die Wiener auf Snacks wie Kebab verzichten

Mehr als die Hälfte mit Migrationshintergrund

2008 hatten 44,5 Prozent aller in Wien lebenden Menschen Migrationshintergrund, 2015 waren es bereits 52 Prozent. Die größte Gruppe kommt aus Serbien und Montenegro (4,69 Prozent), danach folgen die Türkei (3,73 Prozent) und Deutschland (2,61 Prozent).

Damit wird Wien natürlich auch mehrsprachiger: Ohne Menschen mit Migrationshintergrund würden die Wiener im Durchschnitt gerade einmal 2,4 Sprachen sprechen, jetzt sind es durchschnittlich 2,9 Sprachen pro Person. Die Unis wären deutlich leerer: 30 Prozent der Studenten sind Wiener mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

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