Bildungskarte für Asylwerber

Um „Integration ab dem ersten Tag“ zu gewährleisten, sollen alle Wiener Asylwerber bis Jahresende eine Bildungs-Card erhalten. Diese zeichnet Kursteilnahmen und persönliche Entwicklungen der Menschen auf.

Derzeit leben rund 21.000 Asylwerber in Wien. Zum Vergleich: Im Vorjahr befanden sich rund 9.000 in der Grundversorgung. Die Stadt Wien will dieser Herausforderung mit der Prämisse „Integration ab dem ersten Tag“ begegnen, wie die für Integrationsagenden zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) betonte.

Persönliche Fortschritte gespeichert

Die Bildungs-Card wird im Rahmen des „Start Wien“-Programms erstellt. Bisher diente das Asylberechtigten und EU-Drittstaatsangehörigen als Integrationsbegleitung und steht nun auch Flüchtlingen offen. Die Asylwerber müssen unter anderem mehrere Infomodule, die erstes Orientierungswissen bieten, besuchen. Anschließend werden in Kooperation mit den Volkshochschulen über eine sogenannte „Bildungsdrehscheibe“ Deutschkurse oder Basisbildungsprogramme angeboten.

Die persönliche Entwicklung des Asylwerbers ebenso wie seine Sprachkenntnisse, Kompetenzen und Ausbildungen werden digital in einer Datenbank erfasst. Gibt es einen positiven Asylbescheid, werden die Daten an das AMS weitergegeben. So können Doppelgleisigkeiten verhindert werden. „Man hat ein gutes Bild und die Menschen müssen nicht wieder von neuem anfangen. Das war bisher so“, sagte Frauenberger.

Bildungs-Card PK

ORF

Sandra Frauenberger und Sonja Wehsely präsentierten die Bildungs-Card

„Nichts wurde extra für Flüchtlinge erfunden“

Als „Anreiz“ für Asylwerber, die Angebote tatsächlich auch in Anspruch zu nehmen, wird eine vergünstigte Monatskarte der Wiener Linien offeriert, für die ein Kostenbeitrag von vier Euro eingehoben wird. „Die Monatskarte ist gekoppelt an zwei Dinge: Daran, dass geflüchtete Menschen zehn Prozent ihres Taschengelds zur Verfügung stellen und an die regelmäßige Kursteilnahme“, erklärte Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Zehn Prozent des freiverfügbaren Taschengelds sind eben jene vier Euro.

Wehsely nutzte die Pressekonferenz auch, um Kritikern der Vier-Euro-Karte entgegen zu treten: „Das schmälert keinem Wiener und keiner Wienerin irgendetwas.“ Dabei verwies sie auf den Mobilitätspass für einkommensschwache Einwohner. Und auch Frauenberger betonte, dass die präsentierten Bildungsangebote Teil des Qualifikationsplans seien, die eben nun auch von Flüchtlingen genutzt werden können: „Nichts von dem ist extra und neu erfunden für Flüchtlinge.“

8.050 Kürzungen der Mindestsicherung im Vorjahr

Würden Asylberechtigte Angebote nicht wahrnehmen, werde ihnen die Mindestsicherung „Schritt für Schritt“ reduziert. Im vergangenen Jahr habe es 8.050 Kürzungen gegeben, aber: „Es gab keinen einzigen Fall, wo es ein Deutschkurs war, der nicht angenommen wurde und deswegen gekürzt wurde.“

Verhandelt wird mit dem Bund derzeit über die für Deutschkurse österreichweit vorgesehenen 16 Mio. Euro. Die beiden Ressortchefinnen fordern, dass dieses Mittel nach der „konkreten Flüchtlingsbetreuungszahl“ und nicht nach der Kopfzahl verteilt werden. Außerdem wünschen sie sich eine zentrale Steuerung für alle Deutschkurse. Diese sollen künftig über die Bildungsdrehscheibe organisiert werden. Dies würde Kosten sparen und die Bürokratie senken. Für die Deutschkurse in Wien sind 25 Mio. Euro veranschlagt. Die Kosten werden von Bund und Land gemeinsam getragen.

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