Schauspieler Rudolf Wessely gestorben

Der Schauspieler Rudolf Wessely, langjähriges Ensemblemitglied des Burgtheaters, ist tot. Der gebürtige Wiener sei am Montag im Alter von 91 Jahren in München gestorben, wurde mitgeteilt.

„Rudolf Wessely konnte als Schauspieler, Dramaturg und Regisseur auf ein intensives Bühnenleben zurückblicken, er hat die Theaterlandschaft durch zahlreiche Arbeiten stark geprägt“, hieß es in einer Mitteilung des Münchner Residenztheaters.

Wessely wurde am 19. Jänner 1925 in Wien geboren, wo er auch das Reinhardt-Seminar absolvierte. Sein erstes Engagement erhielt er 1946 am Theater in der Praterstraße, es folgte eine Verpflichtung am Theater Die Insel in Wien. Anschließend ging Wessely ins Ausland und verbrachte einen großen Teil seiner Karriere an deutschen und Schweizer Bühnen, wo er zahllose Rollen des Welttheaters verkörperte - von Sophokles über Shakespeare, Schiller, Goethe und Kleist bis zu Tschechow, Brecht, Ionesco und Schnitzler.

Rudolf Wessely

APA/Hans Klaus Techt

Wessely in der „Jedermann“-Rolle als „Gott der Herr“ im Jahr 2004

Er spielte unter anderem am Deutschen Theater Ost-Berlin (1950 bis 1958), am Schauspielhaus Düsseldorf unter Karl-Heinz Stroux (1958/59), an den Wuppertaler Bühnen (1959 bis 1961), am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964 bis 1966) sowie am Schauspielhaus Zürich (1969/70). Von 1962 bis 1965 war Wessely Direktor des Ateliertheaters Bern und von 1966 bis 1969 Leiter der Düsseldorfer Kammerspiele.

„Meister der abgründig skurrilen Gestalten“

Zwischen 1971 und 1987 gehörte Wessely dem Ensemble des Burgtheaters an, die „Welt“ nannte ihn einmal „einen Meister der abgründig skurrilen Gestalten, der sogar Nebenfiguren in Protagonisten verwandeln kann“. An Burg und Akademietheater verkörperte er unter anderem die Titelrollen in Molieres „Der Misanthrop“ und Alfred Jarrys „Alceste“, den Eckermann in Martin Walsers „In Goethes Hand“ sowie den Mephisto in Vaclav Havels „Versuchung“. An den Münchner Kammerspielen war er 1987 bis 2001 engagiert.

2001 ging Wessely mit Dieter Dorn an das Bayerische Staatsschauspiel, dessen Ensemble er bis 2011 angehörte. Hier spielte er u. a. Thomas Bernhards „Weltverbesserer“, Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“, den Narr in William Shakespeares „König Lear“, den Davies in Harold Pinters „Der Hausmeister“ und den Herbert in Herbert Achternbuschs „Der Stiefel und sein Socken“. Zuletzt war er dort 2010 in Heinrich von Kleists „Penthesilea“ zu erleben. Beim Salzburger „Jedermann“ war 2004 als grantelnder Gott zu sehen.

Zahlreiche Filmrollen

Eigene wichtige Regiearbeiten waren Nikolai Gogols „Die Heirat“ und Jean-Paul Sartres „Die Eingeschlossenen von Altona“ (beide Stadttheater Mainz), Slawomir Mrozeks „Die Polizei“ und „Heiraten ist immer ein Risiko“ (beide Ateliertheater Bern) sowie Johann Nestroys „Nur Ruhe“, Johann Wolfgang von Goethes „Urfaust“ und Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ in München und Wien.

1997 wurde er von der ORF-Hörspiel-Jury zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt. Wessely war auch in Film und Fernsehen hochaktiv. In der Filmdatenbank IMDb sind 106 Nennungen angeführt, zuletzt etwa seine Mitwirkung am TV-Film „Lüg weiter, Liebling“ (2010) von Gabriela Zerhau. Im Fernsehen war er u. a. in der Peter-Henisch-Verfilmung „Die kleine Figur meines Vaters“ von Wolfgang Glück (1979), in Edgar Reitz’ vielgelobter TV-Serie „Heimat“ (1984), in der „Opernball“-Verfilmung durch Urs Egger (1997) und in „Die Manns“ von Heinrich Breloer (2001) zu sehen. Außerdem spielte er Gastrollen in „Derrick“, „Der Alte“, „Stockinger“ und „Vier Frauen und ein Todesfall“ (2006).

Fürs Kino drehte er unter anderem „Der Schüler Gerber“ (1981) mit Wolfgang Glück, „Lieber Karl“ (1984) mit Maria Knilli, „Der Nachbar“ (1993) mit Götz Spielmann, „Der Unfisch“ (1997) mit Robert Dornhelm und „Comedian Harmonists“ (1997) mit Joseph Vilsmaier. Seit 2000 war Rudolf Wessely Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.