Stacheldraht für Hofburg-Tore

40 Nächte lang werden Gitter und Stacheldraht auf das Heldentor und das Michaelertor der Hofburg in der Innenstadt projiziert. Die Lichtinstallation „Dystopia Eutopia“ dient als Aufruf zur Wahrnehmung persönlicher politischer Verantwortung.

Prunkvolle Architektur trifft auf Stacheldraht. Mit der Lichtinstallation „Dystopia Eutopia“ möchte Künstlerin Victoria Coeln einen neuen Erinnerungs- und Reflexionsort schaffen. Aus diesem Grund wählte sie mit den beiden Toren am Burgring und am Michaelerplatz zentrale, höchst widersprüchliche Orte österreichischer Geschichte für ihren Beitrag im aktuellen politischen Diskurs.

Tore mit Geschichte

Die beiden Tore der Wiener Hofburg sind laut Coeln Verbindungspunkte von Eutopie und Dystopie. Eutopia beschreibt die Idealgesellschaft, Dystopia ihr Gegenbild. 2012 wurde in der Krypta des Heldentors eine Metallhülse mit zwei Texten aus dem Jahr 1935 ausgehoben: die Nazi-Huldigung von Wilhelm Frass, Bildhauer des Denkmals, und die pazifistische Gegenschrift seines Assistenten Alfons Riedel. Über Jahrzehnte lagerten hier dystopischer und eutopischer Text in derselben Kapsel - mehr dazu in Heldendenkmal: Umgestaltung verzögert sich.

Ausstellungshinweis:

„Dystopia Eutopia“ wurde eröffnet am 3. Mai um im Looshaus, Lichtinstallation beim Burgtor und beim Michaelertor von 3. Mai bis 13. Juni, jeweils in der Nacht.

Die vier Herkules-Darstellungen des Hofbildhauers Lorenzo Matielli am Michaelertor verherrlichen den Kaiser als Hercules Victor. Sie beinhalten jedoch eine zweite Ebene: Herkules musste seine heldischen Aufgaben lösen, weil er seine Gattin und Kinder ermordet hatte.

Die in Wien arbeitende und lebende Künstlerin Coeln setzt Lichtinterventionen in den öffentlichen Raum. Ihre Arbeiten beziehen sich direkt auf den Ort, scheuen die Verbindung zu relevanten sozialen, politischen oder ökologischen Themen keineswegs und regen dazu an, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen.

Gedenken an Ende der NS-Herrschaft

Die Installation „Dystopia Eutopia“ gilt als Vorbote für das „Fest der Freude“ am 8. Mai auf dem Heldenplatz. Dabei wird mit einem Gratiskonzert der Wiener Symphoniker die Befreiung vom nationalsozialistischen Regime vor 71 Jahren gefeiert und der Opfer des Nationalsozialismus gedacht - mehr dazu in Symphoniker spielen bei „Fest der Freude“.

Ebenfalls auf der Bühne des Festkonzerts erwartet wird der Männerchor des Wiener Singvereins. Zu hören bekommt das Publikum Arnold Schönbergs Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“ für Erzähler, Männerchor und Orchester sowie Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 3 „Eroica“. Am Rednerpult werden neben dem Vorsitzenden des Mauthausen Komitees, Willi Mernyi, auch Zeitzeugen sowie Vertreter der Bundes- und der Wiener Stadtregierung erwartet.

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