„Wien ist ein gutes Pflaster für mich“

Die Kandidaten für die Hofburg-Stichwahl waren zu Gast im ORF Wien. Alexander Van der Bellen erklärte, warum er in Wien besonders viele Stimmen bekam. Und verriet: Wo er als Präsident wohnen würde, weiß er noch nicht.

„Wien ist, glaub ich, ein gutes Pflaster für Leute wie mich", sagte Van der Bellen im Interview mit Radio-Wien-Infochefin Catrin Huemer am Mittwoch. „Eine Journalistin einer Wiener Zeitung hat mich einmal als Liberalen mit ökosozialem Gewissen charakterisiert – und das beschreibt mich ganz gut, finde ich.“ Und das treffe in Wien auf viele Leute zu: „Aufgeschlossenheit, Offenheit, es ist eine internationale Stadt.“ Wie schätzt er seine Chancen bei der Stichwahl österreichweit ein? „Es wird knapp. Mein Gefühl sagt mir 50:50.“

Alexander van der Bellen im Studio von Radio Wien

ORF/Evelyn Kanya

Alexander Van der Bellen bei Radio-Wien-Moderator Peter Polevkovits

„Respekt“ für Faymann-Rücktritt

Angesprochen auf den Rücktritt von Werner Faymann als Bundeskanzler und SPÖ-Parteichef, erklärte Van der Bellen, er habe „Respekt“ vor dessen Entscheidung. „Ich denke mir, er hat sich gesagt, bevor ich mich monatelang abmontieren lasse, setze ich selbst die Entscheidung“, meinte er in „Guten Morgen Wien“. Den Einfluss des Rücktritts auf die Hofburg-Stichwahl hält er für gering.

Bei der Auswahl eines Nachfolgers für Faymann würde er nicht mitreden wollen, das sei nicht die Aufgabe für eines Bundespräsidenten. Zu Medienmanager Gerhard Zeiler und ÖBB-Chef Christian Kern, die als Kandidaten gehandhabt werden, erklärte Van der Bellen, Zeiler nicht persönlich zu kennen, im Gegensatz zu Christian Kern. „Ich finde, er hat als Generaldirektor der ÖBB sehr gute Arbeit geleistet, das spricht einmal für ihn.“

Hörerinnen und Hörer stellten Fragen

Van der Bellen beantwortete auch Fragen von Radio-Wien-Hörerinnen und Hörern. Conny aus dem 17. Bezirk wollte etwa wissen, was er tun würde, um die Gleichstellung von Männern und Frauen voranzutreiben. „Wir leben im 21. Jahrhundert. Es ist nun wirklich an der Zeit, die Versprechen aus dem 20. Jahrhundert einmal einzulösen“, antwortete Van der Bellen. Der Präsident sei zwar nicht „Überkanzler und Überfamilienminister“, könne aber darauf drängen, dass die zuständigen Minister umsetzen, was im Regierungsprogramm stehe. „Das ist mir schon sehr wichtig.“

Heinz Fischers Rat in Sachen Wohnsitz

Wo er als Bundespräsident wohnen würde, wisse er noch nicht, verriet Van der Bellen. Weder seine Zweizimmerwohnung in Mariahilf noch die Wohnung seiner Frau seien wohl als Präsidentendomizil geeignet, schmunzelte er. „Ich habe diese Frage immer auf den 23. Mai aufgeschoben. Und da würde ich mich gerne mit Heinz Fischer unterhalten, wie er das gehandhabt hat, was wirklich Notwendigkeiten sind und worauf man verzichten kann.“ Auch das Innenministerium würde hier in Sicherheitsfragen noch mitreden.

Alexander van der Bellen im Studio von Radio Wien

ORF/Evelyn Kanya

Alexander Van der Bellen im Radio-Wien-Studio

Flüchtlinge sollen arbeiten dürfen

Thema im Radio-Wien-Interview war auch, ob Flüchtlinge in Österreich arbeiten sollen dürfen. “Alles ist gut, was irgendwie die Zeit des Wartens verkürzt", meinte Van der Bellen. "Gegenwärtig müssen sie als Asylwerber oder Asylwerberin damit rechnen, monatelang auf das Erstgespräch zu warten und weitere Monate auf den Bescheid.“ Man dürfe sich aber auch keine Illusionen machen, um Arbeit zu finden brauche es in der Regel Deutschkenntnisse oder eine formale Qualifikation.

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Alexander Van der Bellen im „Wien heute“-Interview

Präsidentschaftskandidat Van der Bellen im Gespräch mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek.

Zu seinem Verhältnis zur FPÖ meinte Van der Bellen, er könne mit Parteichef Heinz-Christian Strache persönlich „auf der Smalltalkebene“ und würde diesen auch in die Hofburg einladen. Der Chef einer Oppositionspartei sei genauso wichtig wie der Chef einer Regierungspartei.

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Radio-Wien-Reporter Robert Jahn über Van der Bellens Besuch in „Guten Morgen Wien“

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Alexander Van der Bellen im Interview mit Radio-Wien-Infochefin Catrin Huemer

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