Mordopfer vom Brunnenmarkt bestattet

Das 54-jährige Opfer des Mordes am Brunnenmarkt ist in Wien-Simmering bestattet worden, rund hundert Trauergäste waren anwesend. Die vom Justizministerium eingerichtete Sonderkommission sammelt bereits Material.

Während der Trauerfeier in der Pfarrkirche bezeichnete der Geistliche die tödliche Attacke auf die 54-jährige Frau in der Nacht auf den 4. Mai als „abscheuliche Tat, die absolut keiner versteht“. Danach setzte sich der Trauerzug unter der musikalischen Begleitung von Johann Sebastian Bachs „Air“ in Bewegung.

Wegen des großen Andrangs verfolgten zuvor viele der Anwesenden die Trauerrede beim Haupteingang vor der Kirche. Unter den Trauergästen befanden sich auch der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus und der Simmeringer Bezirksvorsteher Paul Stadler, beide von der FPÖ. Das Opfer war Mitglied der Freiheitlichen Partei.

Sarg bei Begräbnis des Mordopfers vom Brunnenmarkt

APA/Herbert Pfarrhofer

Rund hundert Trauergäste waren beim Begräbnis anwesend

Tatverdächtiger in Untersuchungshaft

Der 21-Jährige, der die Frau auf ihrem Weg zur Arbeit am Brunnenmarkt erschlagen hat, befindet sich seit 6. Mai in Untersuchungshaft. Ein psychiatrisches Gutachten wurde in Auftrag gegeben - mehr dazu in - Mord in Ottakring: U-Haft verhängt (wien.ORF.at; 6.5.2016).

ÖVP-Justizminister Wolfgang Brandstetter hat als Konsequenz aus der Bluttat eine Sonderkommission unter Leitung von Helfried Haas, Vizepräsident des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtsachen, eingerichtet. Die Kommission soll allfälliges Behördenversagen im Vorfeld des Mordfalles klären, nachdem der psychisch auffällige Tatverdächtige ohne Aufenthaltstitel bereits seit Oktober 2010 mehrfach juristisch aufgefallen war - mehr dazu in Brunnenmarkt: Brandstetter „von Zorn gepackt“ (wien.ORF.at; 11.5.2016).

Experten sammeln Material

„Im Großen und Ganzen ist die Kommission beisammen“, sagte Haas am Dienstag im Gespräch mit der APA. Bei der Bestellung hatte der Vizepräsident freie Hand, er holte sich zahlreiche hochrangige Fachleute ins Team, darunter auch Sektionschefs von Justiz- und Innenministerium. Ausständig ist auch noch die formelle Bestellung durch den Minister, diese soll spätestens Anfang kommender Woche passieren.

Die Experten seien bereits dabei, Material zu sammeln. „Jeder sichtet in seinem Bereich Unterlagen, diese werden bei der ersten Sitzung zusammengetragen, dass wir dann bereits inhaltlich arbeiten können“, erklärte Haas.

Erster Zwischenbericht in zwei Monaten

Einen ersten Zwischenbericht erwartet sich der Zivilrichter in zwei Monaten. Die Arbeit der Sonderkommission könne auch zu gesetzlichen Änderungen führen. „Es kann sein, dass man an der einen oder anderen Schraube das Gesetz drehen muss, um besser rasch helfen zu können und eine Gefährlichkeit rechtzeitig einzudämmen“, erklärte Haas.

"Es ist auch möglich, dass uns jetzt eine Institution fehlt, um Leute kurzfristig in einer geschlossenen Station anhalten zu können, ohne dass dies ein Gefängnis oder eine psychiatrische Anstalt ist. Mit einer neuen Einrichtung könnte „jemand kurzfristig zwangsweise sozialpädagogisch angehalten werden, um mit ihm in Kontakt zu treten und zur Kooperationsbereitschaft zu motivieren“, sagte Haas. All das müssen sich jedoch erst die Fachleute der Soko überlegen.

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