Stadt will kleine Flüchtlingsquartiere

20 kleinere Flüchtlingsquartiere sind heuer in Wien dazu gekommen, weiter will die Stadt laut Flüchtlingskoordinator Peter Hacker auf kleinere Quartiere setzen. In Liesing wurde ein Nachbarschaftsfest mit Flüchtlingen gefeiert.

In Wien sind derzeit knapp 21.000 Asylsuchende in der Grundversorgung. Diese Zahl hat sich in den vergangenen Monaten nicht verändert, sagte Flüchtlingskoordinator Peter Hacker am Samstag in „Wien heute“.

Für die nächste Zeit sieht er die Stadt gewappnet: „Wir haben immer verschiedene Planungsszenarien. Wir sind vorbereitet, dass wird zusätzliche Kapazitäten brauchen und wir sind vorbereitet, dass es weniger wird. Die Zahl von rund 21.000 Flüchtlingen ist in den letzten Monaten konstant, wir rechnen damit, dass es im Sommer mehr wird.“

Flüchtlingskoordinator Peter Hacker zu Gast

Der Weg, kleine Betreuungseinheiten zu schaffen, wird weitergeführt, führt wegen auslaufender Pachtverträge aber auch zu Problemen.

Kleinere Quartiere geplant

Weiterhin ein großes Anliegen ist, kleine Quartiere zu schaffen, um die großen Flüchtlingsunterkünften schließen zu können, sagte Hacker. Alleine heuer seien 20 kleinere Quartiere in Wien dazugekommen. Die großen Quartiere werden nach Auslaufen von Verträgen, die teilweise nur für ein Jahr abgeschlossen wurden, aufgelassen. „Manchmal ist eine Verlängerung möglich, aber das hängt von dem Eigentümer und dem Projekt ab, das er entwickeln möchte“, so Hacker.

Keine Probleme gibt es laut Hacker im Quartier Ziedlergasse in Liesing. „Ich habe bei den Bürgerversammlungen gesagt, dass ich nicht von Problemen ausgehe - umso schöner ist es, jetzt zu sehen, dass das, was wir vorhergesagt haben, auch wirklich so ist“, so Hacker.

Vor der Inbetriebnahme hatten Fragen zur Sicherheit die teilweise emotionellen Wortmeldungen bei den Bürgerversammlungen zum Flüchtlingsquartier dominiert - mehr dazu in Kein Zaun rund um Flüchtlingsquartier (wien.ORF.at; 13.2.2016).

Nachbarschaftsfest im Flüchtlingsquartier

Das Nachbarschaftsfest im Flüchtlingsquartier in der Ziedlergasse in Liesing wurde zu einem fröhlichen Miteinander der Kulturen.

Nachbarschaftsfest als Miteinander

277 Menschen aus Syrien und dem Irak leben derzeit in der Ziedlergasse. Dass die kritischen Stimmen verstummt oder zumindest leiser geworden sind, zeigte sich vor kurzem auch bei einem Nachbarschaftsfest. „Wenn man wenig von uns hört und wenn wir wenig vom Gemeindebau hören, ist das glaube ich auch positiv“, meinte Herbert Sinkovits, Leiter der Unterkunft Ziedlergasse, gegenüber „Wien heute“.

Die Bedenken gegen das Flüchtlingsquartier haben sich laut Gerald Bischof (SPÖ), Bezirksvorsteher von Liesing, nicht erfüllt: „Ich hoffe, dass viel Lärm um nichts stimmt. Von all dem was befürchtet wurde ist logischerweise fast nichts in die Praxis eingetreten.“ „Es ist ruhig, es gibt ein Miteinander und es gibt keine Anhaltspunkte für die Bevölkerung, dass sie sich irgendwie wirklich gestört fühlt“, meinte Walter Czapek, Stadthauptmann von Liesing.

Kinder bei Nachbarschaftsfest in der Zeidlergasse

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Viele Kinder waren beim Nachbarschaftsfest dabei

Täglich sind Kontaktbeamte vor Ort und freiwillige Helfer im Einsatz. Für viele Liesinger gehören die neuen Nachbarn offenbar mittlerweile dazu. „Man sollte die Vorurteile einmal zurückstecken und wenn etwas passiert nicht alle in einen Topf werfen“ und „Zuvor gibt es ein großes Trara, wie es halt so ist in Österreich. Jetzt habe ich den Eindruck, dass sich die Wogen geglättet haben“ waren Reaktionen beim Nachbarschaftsfest.

Viele Flüchtlinge haben mittlerweile die Sprache gelernt. Bei der Teilnahme am Nachbarschaftsfest zeigten sie nicht nur Spaß an Musik und Unterhaltung - ein Mädchen hatte sich etwa auch die Flaggen von Österreich und dem Irak auf die Wangen gemalt.

Teilnehmer beim Nachbarschaftsfest in der Zeidlergasse beim Jonglieren

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Gemeinsam wurde beim Fest unter anderem jongliert

Gegen das Flüchtlingsquartier waren 7.000 Unterschriften gesammelt worden. Im März wurde für und gegen das Quartier demonstriert worden. Bei einer Kundgebung der FPÖ wurde von einem „Sicherheitsnotstand“ gesprochen - mehr dazu in Asyl-Demos: Zwei Festnahmen (wien.ORF.at; 14.3.2016).

Die anderen Parteien in der Bezirksvertretung sprachen sich gemeinsam gegen die Kundgebung der FPÖ aus - mehr dazu in Politische Front gegen FPÖ-Demo (wien.ORF.at; 14.3.2016).

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