Neue Stadttour: Wie Wien duftet und stinkt

Vom Duft der Rosen im Volksgarten bis zum Gestank der U1-Station Stephansplatz: Eine neue Stadttour lädt dazu ein, Wien mit der Nase zu entdecken. „Wiener Luft - Wiener Duft“ ist der Titel, am Freitag fand sie erstmals statt.

Start der Geruchswanderung ist bei der U6-Station Alser Straße. „Natürlich fahren wir dann auch ein paar Stationen mit der U6, die Luft hier ist ja inzwischen als Chanel No. U6 bekannt“, schmunzelt Tourerfinder und Kulturaktivist Eugene Quinn. Es ist ein eher strenges Parfum: „Satter Achselschweiß“ und „verspielter Kebab-Mundgeruch“ in der Kopfnote, „blumiger Uringestank“ in der Herznote, so beschrieb es die Redaktion der „Tagespresse“.

U6-Station Währinger Straße Volksoper

Wiener Linien /Johannes Zinner

Zu Beginn machen die Teilnehmer Bekanntschaft mit „Chanel No. U6“

Zur Beruhigung sei gesagt: Die folgenden Dufterlebnisse sind deutlich lieblicher, denn Quinn will mit seiner Tour eigentlich aufzeigen, wie gut Wien riecht: „Ich glaube, dass es Städte gibt, die nie eine Dufttour machen würden, weil sie einfach nicht gut riechen - zum Beispiel Los Angeles oder Linz.“ Auch seine Geburtsstadt London könne nicht mit Wien mithalten. Den Geruchssinn hält Quinn grundsätzlich für unterschätzt - dabei könnten uns Gerüche auch noch Jahre später an Menschen und Ereignisse erinnern.

Duftknotenpunkt in Ottakring

Ein besonderer Duftort befindet sich für Quinn etwa in der Mitte von Wien-Ottakring: „Hier kann man manchmal gleichzeitig die Manner-Schnitten-Fabrik, die Kaffeerösterei von Meinl und die Ottakringer Brauerei riechen.“ Weitere wohlriechende Stationen: Die Donau, der Rosengarten im Volksgarten oder zum Beispiel der Prater: „Der Duft gibt einem das Gefühl, wieder ein Kind zu sein.“ Und auch an einem Würstelstand wird natürlich Halt gemacht.

Eugene Quinn

ORF/Evelyn Kanya

Eugene Quinn, hier bei einer Tour zu den hässlichsten Häusern Wiens

Quinns Wiener Lieblingsduft ist der Wienerwald: „Ich war anfangs wirklich überrascht, dass dieser noch Wien ist. In London gibt es viel weniger Grün. Man kann hier gleichzeitig in der Stadt und mitten im Wald sein.“ Unter wohlriechend fallen für ihn auch die Fiakerpferde, die sich immer wieder auf dem Michaelerplatz stauen: „Manchen Touristen ist das zu stark, aber ich liebe das!“

Würstel

ORF

Termine:

  • 17. Juni 2016, 15.00 bis 19.00 Uhr, Eintritt frei (deutsch)
  • 22. Juli 2016, 15.00 bis 19.00 Uhr, Eintritt fünf Euro (englisch)

Treffpunkt: U6-Station Alser Straße

Gulasch, Rauch und altes Bier

Nicht fehlen darf bei einer Geruchswanderung durch Wien ein Besuch der U1-Station Stephansplatz. Wien-Neulinge suchen hier in der Regel nach Ex-Mageninhalten, um sich von ihnen möglichst weit zu entfernen - das stechende Bukett verdankt die Station jedoch einer chemischen Reaktion zwischen den Baumaterialien, bei der Schwefelverbindungen entstehen.

Typisch wienerisch ist für Quinn auch ein ganz bestimmter Geruch in Lokalen. „Es ist eine Mischung aus Gulasch, altem Bier, das sich schon seit Jahren im Boden befindet, und Zigarettenrauch. Rauchen ist in vielen Ländern ja inzwischen verboten, das ist also wirklich eine spezielle Wiener Kombination, zum Beispiel im Kaffee Alt Wien“, beschreibt er.

Volksgarten Rosen

Wikimedia/CC by Andreas Praefcke

Einer der Duftorte Wiens: Die Rosen im Volksgarten

Die erste Geruchswanderung findet am Freitag um 15.00 Uhr im Rahmen des „Wir sind Wien“-Bezirksfestivals statt - mehr dazu in „Wir sind Wien“-Festival beginnt. Weil die Gerüche naturgemäß über die Stadt verteilt sind, dauert die Tour insgesamt vier Stunden, bis 19.00 Uhr. Der Eintritt ist beim ersten Termin frei. Im Lauf des Sommers plant Quinn weitere Geruchswanderungen, dann in englischer Sprache: „Ich will Touristen und Wiener zusammenbringen.“

Stadtführung zu hässlichsten Häusern

Bekannt ist der Kulturaktivist bereits durch seine Stadtführungen zu den hässlichsten Häusern Wiens - mehr dazu in Stadttour: Die hässlichsten Häuser Wiens. Rund um die Tour entstand auch ein Streit darüber, ob die Gewerbevorschriften für Fremdenführer in Wien zu streng sind - Streit über „hässlichste“ Tour durch Wien.

Evelyn Kanya, wien.ORF.at

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