TBA21: Francesca Habsburg will in Wien bleiben

Francesca Habsburg bleibt doch: Im Vorjahr hatte die Kunstsammlerin, die seit 2012 mit ihrer Thyssen Bornemisza Art Contemporary (TBA21) im Wiener Augarten ansässig ist, noch gedroht, ihre Kollektion in Richtung Zürich abzuziehen.

Die Entscheidung für einen Verbleib sei wegen der politischen Lage gefallen. „Das ist nicht der richtige Moment, Österreich zu verlassen“, so Habsburg. Die Kunstmäzenin unterstrich bei der Präsentation einer neuen Ausstellung in der TBA21, dass ihr die Bundespräsidentenwahl die Augen geöffnet habe: „Wir müssen alles, was wir können, in den Kampf gegen diese nationalistischen Bewegungen einbringen.“ Die vergangenen Wochen hätten ihr gezeigt, dass der Grund, weshalb sie die vergangenen 25 Jahre in Österreich verbracht und ihre Kinder großgezogen habe - die offene, freie Gesellschaft - gefährdet sei.

Francesca Habsburg

ORF

Kunstsammlerin Habsburg will doch nicht in die Schweiz abwandern

„Der Sieg ist nicht selbstverständlich“, so Habsburg. Schließlich seien die Rechten auf dem Vormarsch: „Sie sind alle um uns herum - das wird sich nicht ohne Kampf und Streit ändern.“ Man müsse deshalb vor Ort kämpfen und mit klaren Statements für das einstehen, an das man glaube. „Wir können das Land nicht in die Hände der falschen Leute fallen lassen“, appellierte Habsburg an die Zivilgesellschaft und an die Politik. Von deren Seite habe sich seit ihrem Aufschrei im Vorjahr einiges geändert: „Es weht ein neuer Wind.“ So habe sich der neue Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) im Gespräch mit ihr sehr offen für Kollaborationen gezeigt, um Österreichs Kunst- und Kulturszene zu internationalisieren. Überhaupt liefen gute Gespräche mit allen Seiten.

Habsburg glaubt an eine Zukunft im Augarten

Über die konkreten Verhandlungen zu einer Zukunft im Augarten - läuft hier der Mietvertrag doch Ende 2017 aus - könne sie derzeit nichts sagen, da die Gespräche im Laufen seien. Natürlich gebe es auch andere Lokalitäten in Wien, für sie stehe aber fest: „Ich glaube wirklich an eine Zukunft im Augarten.“ Es sei ein wunderbarer Ort, in den man viel Zeit und Energie investiert habe. Ein Punkt sei für sie aber klar: „Ich möchte den Platz nicht mehr mit dem Gustinus-Ambrosi-Museum teilen.“ Die Kollektion ist seit 1978 am Areal angesiedelt und beherbergt Bronze- und Steinskulpturen des österreichischen Bildhauers. Letztlich sei die Sammlung dort aber weggesperrt und ungenutzt, so Habsburg, „und wir wollen expandieren“.

Sie hoffe deshalb, dass die komplexe Eigentümerstruktur am Standort entzerrt werden könne. Schließlich gelte für TBA21 schon jetzt: „Das ist kein Museum, sondern eher ein Kulturzentrum.“ Selbstredend sei die Situation in Wien nicht leicht für private Sammler, wenn man die Entwicklung bei der Generali oder Bank Austria ansehe: „Wir sind die letzten, die noch übrig sind.“ - mehr dazu in - mehr dazu in Habsburg: „Gespräche in Wien nicht zielführend“.

Francesca Habsburg

Greg Gorman / USA

Habsburg fühlte sich vor kurzem noch in Österreich nicht zu Hause

„Österreich ist nicht meins. Ich bin dort nicht zu Hause“, zitierte die „Schweizer SonntagsZeitung“ die in der Schweiz geborene Habsburg im November. Zürich befinde sich derzeit in einem interessanten Veränderungsprozess und sei gerade dabei, sich kulturell neu zu definieren. Wien hingegen sei als Kunststandort sehr statisch, meinte Habsburg damals - mehr dazu in Verliert Wien Habsburgs TBA21?.

Habsburg sieht Wechsel in schwierige Zeit

Sie verstehe sich dabei als Anwältin des Wechsels in einer schwierigen Zeit: „Ich möchte auf Auftragsarbeiten fokussieren, die die wichtigsten Themen unserer Zeit thematisieren: Frieden, Migration, eine offene Gesellschaft, das Klima und die Ozeane.“ Hierbei könne Kunst ein sehr kraftvolles Medium der Veränderung sein und nicht nur etwas, das die Sinne anspreche.

Ausstellungshinweis:

„An Arrival Tale“ von Mario Garcia Torres, 17. Juni bis 20. November, TBA21 Augarten, Wien

In diesen Ansatz fügt sich nahtlos die neue Ausstellung des Mexikaners Mario Garcia Torres, „An Arrival Tale“. Der 1975 geborene Künstler spielt mit dem Thema von Geschichts- und Geschichtenschreibung und hat Werke versammelt, die das Ankommen und Abreisen, das Leben im Exil und die Rückkehr umspielen. „Es geht darum, dein eigenes Leben unter neuen Voraussetzungen neu zu erfinden“, umriss Kuratorin Daniela Zyman das Konzept.

Geschichts- und Geschichtenschreibung

Eine Schiene beschäftigt sich etwa mit Garcia Torres’ Reise nach Kabul, wo der italienische Künstler Alighiero Boetti in den 1970ern das One Hotel gegründet hatte, dessen Gebäude er nun aufspürte und für ein Jahr bespielte. Die daraus entstandenen Filmdokumente werden flankiert von fiktiven Faxen an den Toten. Auch reflektiert der Mexikaner über zwei Schnappschüsse aus dem Irak, die bei der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen als Beweismittel verwendet wurden.

„Vergesst den Künstler, sondern seht sie als Plattform für eine neue Diskussion“, wünscht sich Garcia Torres als Umgang mit seinen Arbeiten. Dazu passend wird am Abend noch die ebenso erfolgreiche wie unaussprechliche Sommerperformancereihe „Ephemeropterae“ mit Carl Michael von Hausswolff eröffnet. Dieser wird sich direkt auf Garcia Torres beziehen.

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