Wien schließt einzige Häftlings-Psychiatrie

Spätestens Ende 2017 soll der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) die Abteilung für Forensische Akutpsychiatrie am Otto-Wagner-Spital schließen. Laut „profil“ ist kein Ersatz vorgesehen.

Damit verliere Wien die einzige spezialisierte Einrichtung zur Behandlung von psychiatrisch akut erkrankten Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen. Diese müssen in Zukunft an allgemeinen Psychiatrien der Wiener Gemeindespitäler aufgenommen werden, so „profil“ in seiner Montag erscheinenden Ausgabe.

Der betroffene Leiter der Forensischen Akutpsychiatrie, Christian Pawelka, hätte in einem Brief an das Justizministerium „höchste Besorgnis um die künftige psychiatrische Versorgung von inhaftierten Menschen in Wien“ geäußert. Würden diese in allgemeinen Psychiatrien „aufgenommen und gesondert bewacht“, führe dies unweigerlich „zu einem erheblichen Qualitätsverlust“. Überdies fehle den Ärzten an den allgemeinen Psychiatrien das „fachliche Know-how“ zur Betreuung forensischer Patienten.

Otto Wagner Spital

ORF.at/Dominique Hammer

Otto-Wagner-Spital

Derzeit zwölf Betten im Otto-Wagner-Spital

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen weist ein erheblicher Anteil von Gefängnisinsassen psychiatrische Erkrankungen auf. Die Abteilung für Forensische Akutpsychiatrie im Otto-Wagner-Spitals (OWS) verfügt derzeit über zwölf Betten. Ihr Versorgungsgebiet umfasst die Justizanstalten Josefstadt, Simmering, Floridsdorf, Mittersteig und Favoriten. Einer der derzeitigen Patienten der Station ist laut „profil“ der mutmaßliche „Brunnenmarkt-Mörder“. Auf dem Gelände sollen Wohnungen errichtet werden.

KAV: „Bund für Versorgung zuständig“

KAV und Justizministerium bestätigten „profil“ den Plan. Ein Ersatzstandort sei derzeit nicht vorgesehen. Das Ministerium bekräftigt in einer Stellungnahme Interesse an „der weiteren Zusammenarbeit bei der Betreuung der psychisch kranken Insassen der Wiener Justizanstalten durch eine spezielle forensische psychiatrische Einrichtung“.

Der KAV wies Kritik an der Schließung auf Anfrage zurück: „Es geht um die Versorgung von Justizhäftlingen. Also ist der Bund zuständig, eine entsprechende Versorgung sicherzustellen.“ Am 27. Juni wollen KAV und Justiz in der Sache verhandeln.

Verbauung der Grundstücke möglich

Das Otto-Wagner-Spital steht auf den Steinhof-Gründen, von denen sich der KAV zurückziehen will. Seit Jahren wird über eine mögliche Verbauung der Gründe debattiert - mehr dazu in Steinhof-Initiative: „Versagen der Stadtplanung“

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