Donauinsel: Der Weg zum Mega-Event

Inzwischen lockt das Donauinselfest jährlich in einem logistischen Kraftakt drei Millionen Menschen auf die Insel. Das war nicht immer so: Bei der Premiere 1984 hatte man noch nicht einmal an die Reinigung am Tag danach gedacht.

Noch vor dem eigentlichen ersten Donauinselfest 1984 gab es eine kleine Vorpremiere: Zur Einweihung der teilweise fertigen Donauinsel wollte der damalige SPÖ-Bezirksrat in Floridsdorf, Harry Kopietz, ein Kulturfest veranstalten. Damals auf der Bühne: Minisex oder auch Heli Deinboek - was für deutlich mehr Ansturm sorgte als eigentlich geplant.

„Ich hab großspurig gesagt, es werden 10.000 Leute kommen, gekommen sind 160.000. Es war Improvisation pur, Chaos - aber toll. Wir sind mit dutzenden Autos herumgefahren und haben die Würstelstände leer gekauft, damit wir die Menschen versorgen können“, so Kopietz im „Wien heute“-Interview.

Müllberge bei der ersten Ausgabe

„Jeder sechste Wiener ist heute auf dem Donauinselfest“, hieß es dann bei der offiziellen Premiere 1984. Damals sah es auch in Sachen Logistik und Versorgung noch ein wenig anders aus. „Es gab weder Wasser noch Strom noch Abwasserkanäle, es gab nichts auf der Insel. Wir mussten das Wasser von der Schwarzlackenau von Hydranten mit Feuerwehrschläuchen durch die Neue Donau auf die Insel bringen“, erinnerte sich Kopietz.

Das eine oder andere musste man auch auf die harte Tour lernen - zum Beispiel die Entsorgung: „Als ich um vier Uhr früh auf der Festbühne stehend auf die Festwiese runtersah, war alles weiß. Becher, Pappteller, Servietten - ich hab geglaubt, mich trifft der Schlag“, so Kopietz. Schnell war per Telefon ein privater Reinigungstrupp aus Bekannten und Freunden rekrutiert, die händisch aufräumten. Heute ist aus Umweltgründen das Pfandsystem längst etabliert und akzeptiert und auch Flugzettel dürfen nicht verteilt werden.

Donauinselfest

APA/Hans Klaus Techt

Sheryl Crow spielte 1995 beim Donauinselfest

Streit um Sperrstunde

Möglichst unterschiedliches Publikum für möglichst viel zu begeistern, war immer schon die Philosophie des Donauinselfests. Deshalb platzierte man schon zu Beginn Fahrgeschäfte und die Schlagerbühne genau in die Mitte der Veranstaltung. So mischten sich die unterschiedlichen Interessensbereiche und das Publikum.

Immer wieder musste sich das Fest auf der Insel seinen Platz auch erkämpfen: So beispielsweise 1984 beim Auftritt der Austro-Urgesteins Wilfried. Denn Sperrstunde war damals eigentlich schon um 22 Uhr: „Da kam der Einsatzleiter der Polizei zu mir und hat mit Befehlston zu mir gesagt: Sie müssen sofort die Veranstaltung abbrechen, es ist 22.05 Uhr.“ Kopietz ignorierte die Vorgabe und ließ weiterspielen, beim nächsten Donauinselfest war die Sperrstunde dann schon auf 23 Uhr verschoben.

Donauinselfest

APA/Hans Klaus Techt

Für die Kelly Family kamen viele Jugendliche lange vor Konzertbeginn

Highlights von Falco bis Udo Jürgens

Viele Superstars spielten am Open Air-Gelände der Insel ihre größten Konzerte. Neben heimischen Superstars wie Udo Jürgens, der EAV, STS oder Austria 3, zogen auch internationale Acts die Massen an. Legendär etwa das Konzert der Kelly Family, bei dem vor allem viele Jugendliche schon tagelang vorher auf der Donauinsel campierten, um einen guten Platz zu ergattern und dann beim Konzert reihenweise in Ohnmacht fielen.

Aber auch Bonnie, Tyler, die Beach Boys, TOTO, die Simple Minds, Nena oder Joe Cocker haben der Insel bereits einen Besuch abgestattet. 1993 erlebten die Inselbesucher dann eines der berühmtesten Konzerte: Während des Auftritts des Superstars Falco begann es zu regnen, schließlich schlug der Blitz sogar in die Bühne ein - kurz war alles stockdunkel, nach einer Pause konnte jedoch weitergespielt werden.

Donauinsel in Zukunft nicht mehr gratis?

Sicherheit spielte im Laufe der Jahre eine immer größere Rolle, Eingangskontrollen wurden eingeführt und auch das große Feuerwerk am Samstagabend fand ab 2008 nicht mehr statt. „Eine ganze Menge an Menschen sind nur wegen des Feuerwerks gekommen und wollten dann alle gleichzeitig weg. Das war am Schluss dann schon gefährlich“, so Kopietz.

Für die Zukunft des Donauinselfests wünscht sich Kopietz vor allem „etwas mehr finanzielle Kraft“. In den vergangenen Jahren sei es meist möglich gewesen, Künstler zu überzeugen „sehr sehr günstig“ aufzutreten. Da Stars heute allerdings immer mehr durch Auftritte und weniger durch Plattenverkäufe lukrieren, steigen auch die Gagen.

Auch mit Sponsoring und Werbung werde nicht mehr so viel eingenommen. Kopietz rechnet zwar damit, dass die Insel zu weiten Teilen gratis bleiben wird, aber: „Ich könnte mir vorstellen, dass man für die Festbühne einen moderaten Eintritt verlangt. Zehn Euro bei dem Programm wird niemanden verstören.“

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