Rund 100 Grätzelpolizisten kommen

Keine Community-Polizisten und Sicherheitsbürger, sondern Grätzelpolizisten: Die Wiener Polizei will mit mehr als 100 Beamten, die sich ausschließlich um die Anliegen der Menschen kümmern, das subjektive Sicherheitsgefühl stärken.

Bahnhöfe, U-Bahnzüge, Parks, Unterführungen, Garagen, aber auch bestimmte Lokale und Heime: Sie sorgen für ein mulmiges Gefühl, nicht nur bei Frauen und nicht nur nachts. Um zwölf Prozent ist die Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren gewachsen, gleichzeitig ist die Kriminalität laut Statistik um zehn Prozent gesunken.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ist vor diesem Hintergrund prinzipiell und „sogar in besonderem Ausmaß“ mit der Sicherheitslage in Wien zufrieden. Dennoch fühlen sich immer mehr Menschen in der Stadt offenbar nicht mehr sicher, wie auch Häupl betont: „Nur das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist nicht ganz kompatibel mit der objektiven Sicherheitslage. Das muss man ernst nehmen.“

Polizisten von hinten

ORF

100 Grätzlpolizisten sollen das subjektive Sicherheitsgefühl stärken

Freigestellt für Bürger-Anliegen

Bereits am Montag startet die Ausbildung der künftigen Grätzelpolizisten in Sachen Kommunikation und Konfliktlösung. Gesucht werden junge wie erfahrene Kollegen, die aktiv auf die Menschen zugehen. Sie besuchen Schulen, Firmen und Vereine, aber auch Wohnhaus- und Parkanlagen und halten Kontakt zu den Dienststellen der Stadt - so der Plan, etwa wenn es um eine bessere Beleuchtung geht.

„Der Sicherheitskoordinator oder Grätzelpolizist ist in Zukunft einzig und allein dafür freigestellt, sich um die Anliegen der Menschen zu kümmern, ihnen zuzuhören, ihnen Informationen zu geben und gemeinsam mit den Bürgern an Lösungen zu arbeiten“, umriss der Vizepräsident der Wiener Landespolizei, Karl Mahrer, die Aufgaben. Dies auch dann, wenn die Polizei eigentlich dafür gar nicht zuständig ist, aber durch die Vernetzung mit der Stadt Lösungen im Sinne der Bürger herbeiführen kann.

Sicherheitsgefühl soll verbessert werden

Die Kommunikation zwischen Bürgern und Polizei sei von ganz entscheidender Bedeutung, so Häupl. Grätzelpolizisten werden einfach erreichbar sein, sie werden stark in Medien, auch in sozialen Medien, propagiert. Es gibt auch in Polizeiinspektionen die Möglichkeit, mit ihnen persönlich zu sprechen. Sollte ein Grätzelpolizist nicht im Dienst sein, muss nicht der Bürger noch einmal anrufen, sondern der Polizist wird zurückrufen, kündigte Mahrer an.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 14.7.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Die Kernaufgabe des Grätzelpolizisten wird laut Mahrer sein, den Wienerinnen und Wienern zuzuhören, Unsicherheitsgefühle und deren Ursachen zu erkennen und dann mit polizeilichen Mitteln oder in Kooperation mit den Organisationen der Stadt das Sicherheitsgefühl zu verbessern.

Die ursprüngliche Idee von „Community-Polizisten“, die mit ausgewählten „Sicherheitsbürgern“ von Betrieben und Vereinen Kontakt halten, ist somit vom Tisch - mehr dazu in Wiener „Community-Polizei“ ab August. Die Grätzelpolizisten sind für alle da. Bereits am 1. August treten die ersten ihren Dienst in acht Bezirken an. Ab Jänner sind die Grätzelpolizisten dann in jeder Polizeiinspektion anzutreffen.

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