Heumarkt: UNESCO verwarnt Österreich

Die UNESCO hat wie angekündigt und obwohl das Projekt eine „Nachdenkpause“ verordnet bekommen hat Österreich wegen des Heumarkt-Projekts verwarnt. Es könnte den Welterbe-Status der Wiener Innenstadt gefährden.

„Das UNESCO Welterbe-Komitee anerkennt zwar, dass Wien das Verfahren zur Änderung der Flächenwidmung am Heumarkt eingestellt hat, trotzdem wird der Vertragsstaat Österreich aufgefordert, das Projekt so zu überarbeiten, dass Höhe, Maßstab und Design an die Umgebung angepasst und die visuellen Auswirkungen reduziert werden“, heißt es in einer Aussendung. In der „jetzigen Form würde sich das Bauprojekt am Heumarkt negativ auf den außergewöhnlichen universellen Wert der Historischen Innenstadt auswirken“.

„Die Stadt Wien wird die Stellungnahme der UNESCO-Kommission jetzt einmal genau analysieren und bewerten“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). Zudem stehe fest, dass die von Vizebürgermeisterin Vassilakou verhängte Nachdenkpause richtig war und nun Adaptierungen zum Projekt erarbeitet werden sollen. Dies wurde von der UNESCO-Kommission auch zur Kenntnis genommen und positiv bewertet. Entsprechend wird die Stadt Wien auch weiterhin intensiv den Austausch mit der UNESCO-Kommission suchen und ihre Standpunkte darlegen.“

Heumarkt

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Das geplante Projekt am Heumarkt

UNESCO verkürzte Fristen

Das Welterbe-Komitee konstatiert zudem, dass die Stadtentwicklung im Welterbe Wien „mangels geeigneter Planungsinstrumente“ bereits ein kritisches Ausmaß erreicht habe, sodass der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte gefährdet sei. Es fordert Österreich auf, die grundlegenden Planungsinstrumente und Richtlinien - insbesondere das Wiener Hochhauskonzept und den „Masterplan Glacis“ - zu überarbeiten.

Österreich wird - als zuständiger Vertragspartner der UNESCO - aufgefordert, bis zum 1. Februar 2017 einen „aktualisierten Bericht über den Erhaltungszustand der Welterbestätte sowie die Umsetzung der oben erwähnten Maßnahmen“ vorzulegen. Ursprünglich war geplant, dass die Frist erst im Dezember kommenden Jahres abläuft. Dies wurde vor der Beschlussfassung nun aber noch geändert.

Drohung mit Eintrag in Rote Liste

Gleichzeitig wird gedroht: „Im Falle der Bestätigung der festgestellten Gefahr für den außergewöhnlichen universellen Wert Wiens wird auf der 41. Sitzung des Welterbekomitees 2017 über die Eintragung des Historischen Zentrums von Wien in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes entschieden.“ Auch hier hat sich die UNESCO letztendlich für eine straffere Vorgangsweise entschieden. Im Entwurf für den Beschluss stand, dass über eine Eintragung erst 2018 entschieden werden soll.

Die internationale UNESCO-Welterbe-Kommission hält derzeit in Istanbul ihre 40. Sitzung ab. Dabei war die Verwarnung bereits angekündigt worden - mehr dazu in Heumarkt-Projekt bringt Verwarnung.

Figl: „Integraler Bestandteil der Identität“

Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, betonte am Donnerstag, das Welterbe-Prädikat dürfe nicht gefährdet werden und sei ein „integraler Bestandteil der Identität Wiens“. „Es liegt in der Verantwortung der Stadtregierung, gemeinsam mit dem Bezirk sicherzustellen, dass dieses Erbe der Menschheit in seiner weltweiten Einmaligkeit auch für zukünftige Generationen in der vorhandenen Qualität erhalten bleibt“, so Figl in einer Aussendung.

Hochhaus mit 73 Metern als Knackpunkt

Der Projektbetreiber Wertinvest hatte unter anderem geplant, ein Hochhaus zu errichten, das mit 73 Metern veranschlagt war. Im Rathaus fand das Vorhaben letztendlich aber keinen Anklang. Die Höhe, die Proportionen und die möglichen Auswirkungen auf das Stadtbild wurden - unter anderem vom Fachbeirat für Architektur und Stadtgestaltung - nicht gutgeheißen.

Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) stoppte schließlich das Widmungsverfahren - mehr dazu in Stadt stoppt Heumarkt-Hochhaus. Nun sollen die Pläne bis Herbst adaptiert werden - mehr dazu in Heumarkt: Adaptierungen bis Herbst.

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