O-Töne-Literaturfest feiert junge Autorinnen

Die Debüt-Reihe des Literaturfestivals „O-Töne“ setzt dieses Jahr verstärkt auf Literatinnen. Sechs von acht Debütanten sind Frauen. Diese junge Autoren-Generation will „weibliche Literatur“ neu definieren. Heute Abend geht es los.

„Warum kann ‚weibliche‘ Literatur nicht einfach Literatur sein?“, fragt sich Petra Piuk, Autorin des Textes „Lucy fliegt“, den sie beim 13. „O-Töne“-Literaturfest am 4. August vortragen wird. Sie ist zum ersten Mal zu Gast bei dem Event. Auch Katharina Winkler, ebenfalls Debütantin, sieht den wachsenden Anteil der Frauen am Literaturbetrieb als „gesellschaftliche Entwicklung, keine literarische“. Literatinnen habe es immer gegeben, meint sie. „Hier sprießt nichts, was nicht seit jeher wächst.“

„Das voranschreitende goldene Matriarchat“

Schreibende Frauen würden heute vielleicht „erstmals Bedingungen vorfinden, wo das Geschlecht in den Hintergrund getreten ist“, vermutet Irmgard Fuchs, die aus ihrem ersten Erzählband „Wir zerschneiden die Schwerkraft“ am 21. Juli vorlesen wird. Margit Mössmer, die am 25. August ihren Debütroman „Die Sprachlosigkeit der Fische“ präsentiert, findet, im Literaturbetrieb gebe man sich feinsinnig, aber eigentlich gebe es genügend Sexismus. Insofern freue sie sich „über das voranschreitende goldene Matriarchat!“.

Doch klar ist, durchzusetzen hat man sich in Zeiten von Self-Publishing und multimedialer Vermarktung weniger in einem Geschlechter- als in einem Medienkampf. Die Literaturbranche verändert sich. „Das Buch als haptisches Objekt“ kann man wie Katharina Winkler von der „gesamtgesellschaftlichen Geringschätzung der schriftsprachlichen Ausdrucksfähigkeit“ und der „Omnipräsenz des (bewegten) Bildes“ als bedroht ansehen. Irmgard Fuchs empfindet die Veränderungen eher als Chance, wenn ein Buch „nur durch Worte gebaut“ ist.

Glavinic, Köhlmeier und Mayröcker sind Highlights

Bei dem Literaturfest waren die meisten Debütantinnen schon im Publikum anzutreffen. „Letztes Jahr habe ich mir gedacht, irgendwann einmal möchte ich auch bei den O-Tönen lesen. Dass es schon heuer sein wird, freut mich wirklich sehr“, so Piuk. Von ihrem Bürofenster im quartier21 aus ist Margit Mössmer regelmäßig dabei und hat dabei schon „atemberaubende“ Lesungen miterlebt. Fuchs begeistert vor allem die Lichtstimmungen des sommerabendlichen Events und freut sich darauf, unter freiem Himmel zu lesen.

„O-Töne“-Literaturfest:

14. Juli bis 1. September, jeden Donnerstag ab 20.00 Uhr, im MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Bei den O-Tönen teilen sich Jung-Autoren mit jeweils einem etablierten Schriftsteller den Abend. Friederike Gösweiner freut sich besonders, am selben Abend wie Norbert Gstrein lese zu dürfen. Sie stellt ihren Debütroman „Traurige Freiheit“ am 28. Juli vor. Verena Mermer ist ebenso glücklich über die Kombination mit Friederike Mayröcker, deren Lyrik und Prosa sie schon viel beschäftigt hat, sagt sie.

Am heutigen Eröffnungsabend, vor dem Auftritt von Thomas Glavinic, liest Katharina Winkler aus ihrem Erstlingsroman „Blauschmuck“. Irmgard Fuchs leitet am 21. Juli für Eva Schmidt ein. Petra Piuk teilt sich den 4. August mit Michael Köhlmeier. Margit Mössmer liest am 25. August vor Teresa Präauer. Die beiden männlichen Debütanten, Richard Schuberth und Daniel Zipfel, treten jeweils vor Heinrich Steinfest am 1. September sowie Sabine Gruber am 18. August auf.

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