70. Jahrestag für erstes CARE-Paket

Für viele Wienerinnen und Wiener war es DIE Überlebenshilfe in der Nachkriegszeit: das CARE-Paket aus Amerika. Am Dienstag ist es genau 70 Jahre her, dass die ersten CARE-Pakete in Wien eingetroffen sind. Sie enthielten oft Ungewohntes.

Am 12. Juli 1946 hatte ein Zug aus Antwerpen die Schweizer-österreichische Grenze passiert, sieben Tage später traf er mit 3.200 Hilfsgüter am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof ein. Im November zuvor, genau am 27. November 1945, hatten 22 amerikanische Wohlfahrtsverbände die „Cooperative for American Remittances to Europe“, kurz C.A.R.E. gegründet.

Die ersten CARE-Pakete enthielten unter anderem Fleisch- und Gemüsekonserven, Kaffee, Getreideflocken, Zucker und Trockenmilch. In den folgenden Jahren wurden eine Million Pakete in Österreich verteilt. 100 Millionen waren es in ganz Europa. Die Pakete im Wert von 15 US-Dollar beinhalteten jeweils rund 40.000 Kilokalorien. Das sicherte einer vierköpfigen Familie im Monat pro Tag etwa 1.300 Kalorien zusätzlich.

70 Jahre CARE-Pakete

Vor 70 Jahren sind die ersten CARE-Pakete aus Amerika in Wien eingetroffen, sie waren DIE Überlebenshilfe in der Nachkriegszeit.

Gesalzene Butter und Cadbury-Schokolade

Nicht immer wussten die Wienerinnen und Wiener ganz genau, womit sie es zu tun hatten: „Das war eine ganz komische Butter, so eine gesalzene“, erzählte Care-Paket-Empfängerin Herta Eipeldauer im „Wien heute“-Interview. „Und auch das Corned Beef hat man ja nicht gekannt. Wer hat gewusst, was ein Corned Beef ist?“ Über den Kaffee freute sie sich da schon mehr. Und natürlich über die Cadbury-Schokolade: „Das war natürlich das Beste, was man sich hat denken können.“

CARE Paket

ORF

Die ersten CARE-Pakete kamen am 19. Juli 1946 am Franz-Josefs-Bahnhof an

CARE-Paket „nötiger denn je“

Aus der spontanen Hilfsaktion in der Nachkriegszeit entstand eine der größten privaten Hilfsorganisationen weltweit, an die derzeit auf am Wiener Hauptbahnhof erinnert wird: CARE International. „Das CARE-Paket ist bis heute das Symbol für rasche humanitäre Hilfe, die nicht nach Religion, ethnischer oder politischer Zugehörigkeit fragt. Man muss auch sagen: Leider ist das CARE-Paket angesichts der Vielzahl humanitärer Krisen, Konflikte und Naturkatastrophen weltweit nötiger denn je“, sagte Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich.

Aus vielen Nehmern sind inzwischen Geber geworden, Herta Eipeldauer setzt sich noch mit 88 Jahren für Flüchtlinge ein: „Unsere Flucht war damals ja keine Flucht in dem Sinn. Weil wir haben ja doch noch ein bisschen was mitnehmen können. Aber die kommen hierher, nur mit dem, was sie am Körper haben. Das ist ja fürchterlich.“

Erstes Büro in der Strudlhofgasse

Damals befand sich das erste CARE-Büro in Österreich in der Strudlhofgasse, das Hauptlager war am Schottenring. Wien war auch das Hauptquartier von CARE in Europa. 1.000 Pakete mit je 40.000 Kilokalorien wurden täglich an die österreichische Bevölkerung verteilt. In Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Rankweil, Leibnitz und Leoben wurden weitere Lagerhäuser für CARE-Pakete eingerichtet.

Zunächst wurden die Pakete an Einzelpersonen verteilt, die Bekannte oder Verwandte in den USA hatten. Bald trafen auch „general relief“-Pakete ein. Über deren Verwendung entschied das Bundesministerium für soziale Verwaltung. Sie gingen zumeist an Altersheime, Krankenhäuser oder Schulen.

CARE Österreich seit 1986

Die Hilfsorganisation CARE International arbeitet heute in 95 Ländern weltweit und ist nach eigenen Angaben politisch und religiös unabhängig. Der Einsatz von Care hat im Vorjahr mit Entwicklungsprojekten und Katastrophenhilfe mehr als 65 Millionen Menschen erreicht. Care Österreich wurde als Mitglied von Care International 1986 gegründet.

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