Kinderheime: Versöhnungsgeste im Parlament

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) will im Herbst mit einer Veranstaltung im Parlament eine „Geste der Verantwortung“ für die Opfer von Misshandlungen in staatlichen und kirchlichen Kinderheimen setzen.

Kinder hätten in den Einrichtungen der öffentlichen Hand und der Kirche großes Unrecht erfahren, so Bures im Ö1-Mittagsjournal: „Sie hätten Schutz und Hilfe gebraucht und haben Gewalt und Missbrauch erlitten.“ Daher gehe es nun darum, „ein Zeichen zu setzen“. „Das Parlament ist ein guter Ort dazu.“

Bures will alle Betroffenen einladen. „Es soll zeigen, dass wir uns dieses Unrechts bewusst sind. Worum es mir geht ist jetzt zu sagen, wir haben alle gesehen was hier passiert ist, wir haben die Lehren daraus gezogen“, sagte Bures auf die Frage nach Entschädigungszahlungen.

Termin zum Tag der Kinderrechte

Als Termin nannte Bures den Internationalen Tag der Kinderrechte (20. November). In Gesprächen mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Landeshauptleuten und dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn sei sie auf offene Ohren gestoßen.

In den vergangenen Jahren hat es zu den Missbrauchsfällen in Heimen mehrere Kommissionen gegeben. Ende März lief eine Frist ab, bei der sich ehemalige Heimkinder, die in den 1950er und 60er Jahren missbraucht worden sind, wegen einer finanziellen Hilfe bei der Stadt Wien melden konnten - mehr dazu in Heimkinder: Ende der Frist für Entschädigung (wien.ORF.at; 31.3.2016).

Im Oktober 2011 wurde eine Kommission eingesetzt, die Vorwürfe zu organisierter Vergewaltigung und Kinderprostitution sowie anderen Formen schwerer physischer und psychischer Gewalt im Heim auf dem Wilhelminenberg von 1948 bis zur Schließung 1977 untersuchen sollte - mehr dazu in Wilhelminenberg: Missbrauch bestätigt (wien.ORF.at; 12.6.2013).

Meldungen bei Kirchen-Kommission

Mit Missbrauchsfällen in Heimen der katholischen Kirche setzte sich eine Kommission unter der Leitung der früheren steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) auseinander. Bei der von Kardinal Schönborn eingesetzten Kommission meldeten sich noch im Jahr 2014 138 Opfer, damals waren 20 Millionen Euro an Opfer ausgezahlt worden - mehr dazu in Missbrauch in Kirche: Weitere Opfer-Meldungen (wien.ORF.at; 4.3.2015).

Schönborn bekräftigte am Samstag seine Unterstützung für den von Bures geplanten Akt im Parlament. In einer Aussendung wurde darauf verwiesen, dass die Mitglieder der Klasnic-Kommission von Bundespräsident Heinz Fischer im April ausgezeichnet wurden. Papst Franziskus hatte im Jänner die Mitglieder der Unabhängigen Opferschutzkommission empfangen.

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