„Blendend“: Kritik an LED-Straßenbeleuchtung

Derzeit rüstet die Stadt Wien ihre Straßenbeleuchtung auf sparsamere LED-Lampen um. Das soll Budget und Umwelt schonen. Die kühle Lichtfarbe und die deutlich stärkere Blendung sorgen jedoch für Beschwerden und Kritik.

8.000 Standorte in ganz Wien sind bereits auf die neuen LED-Lampen umgerüstet - beispielsweise in der Seestadt Aspern oder auf der Donauinsel. Dort mussten die klassischen Kugelleuchten weichen, derzeit werden die sogenannten Lambrechtleuchten ausgetauscht. Im nächsten Schritt geht es dann ab 2017 um den Tausch von rund 50.000 Seilhängeleuchten - mehr dazu in Energiesparmodus für Wiens Straßenlampen.

Straßenbeleuchtung

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Derzeit verschwinden die alten Lambrechtleuchten aus Wiens Straßenbild

Finanziert wird die Umrüstung durch die geringeren Stromkosten und den geringeren Wartungsaufwand, heißt es von der zuständigen Magistratsabteilung 33. Nachdem nicht die gesamte Strominfrastruktur, sondern nur die Lichtpunkte selbst getauscht werden müssen, belaufen sich die Kosten pro Punkt auf rund 500 Euro wie Gerald Wötzl von der MA 33 im Gespräch mit „Wien heute“ berichtete.

Kritik an „kühlem, unbehaglichem Licht“

Aber nicht allen gefällt das neue Licht. Kritik gibt es vor allem an der Lichtfarbe, denn im Gegensatz zu den alten Lampen, die eher gelbliches Licht verbreitet haben, strahlen die neuen LEDs weiß und deutlich kälter. „Das kühlere Licht lädt einfach weniger zum Verweilen ein. Wenn man wärmeres Licht verwenden würde, würden sich die Menschen eher wohlfühlen. Das wäre dann einfach ein Platz, der eine höhere Qualität zum Aufenthalt hat“, so Lichtarchitekt Klaus Pokorny.

Den Lichtarchitekten sorgt außerdem die bevorstehende Vereinheitlichung - denn künftig sollen überall die gleichen LED-Lampen zum Einsatz kommen: „Es sollte jedenfalls Ausnahmen geben, sonst wird es vielleicht charakterlos“, meinte Pokorny. Gerade an Plätzen, an denen sich viele Menschen aufhalten, empfiehlt er dringend wärmeres Licht. Wo hauptsächlich Autos unterwegs sind, sei dagegen das kalte Licht geeignet - damit könne die Lichtfarbe auch gleich als „Wegweiser“ durch die Stadt fungieren.

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Die Anrainer in Favoriten sind nur teilweise vom neuen Licht begeistert

Kritik der Anrainer: Zu hell, zu blendend

Auch die Anrainer - etwa am Hugo-Meisl-Weg in Favoriten - sind nur mäßig begeistert. „Mir gefällt das neue Licht gar nicht, es ist zu hell und blendet“, beklagt etwa ein junger Mann. Eine ältere Dame sieht das ähnlich: „Erstens blendet es und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich mich hier im Geborgenen nachhause begeben kann.“ Das bestätigt auch die Stadt: Beschwerden über die neuen Lampen gibt es immer wieder. „Dabei geht es hauptsächlich um die Blendung“, erklärte Wötzl. Denn durch die kleineren Lichtaustrittsflächen komme es tatsächlich verstärkt zu Blendungseffekten.

Für eine Frau sind die neuen Lampen dagegen genau richtig: „Endlich sieht man, wer entgegenkommt“, sagt sie. Das ist auch im Sinne der Stadt: Für die MA 33 ist das neue Licht nicht nur effizienter und umweltschonender, sondern auch sicherer: „Das gelbe Licht kommt aus Natriumhochdruckdampfleuchten, die Farben sehr schlecht wiedergeben. Wir legen bei der neuen Beleuchtung sehr viel Wert auf das subjektive Sicherheitsempfinden und das ist bei weißem Licht sehr viel besser“, so Wötzl.

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Ein Kritikpunkt: Die neuen Lampen blenden stärker

Denn im weißen Licht könne man nicht nur Gegenstände oder Hindernisse, sondern auch Farben deutlich besser erkennen. Außerdem könne man besser beleuchten, denn das LED-Licht sei deutlich besser lenkbar und gerichteter, Streuverluste würden dezimiert: „Früher hatte man Licht zum Herzeigen, heute beleuchten wir Flächen gezielt“, so Wötzl. Genau dieser Technologiewechsel sei es auch, der für viele Anrainer noch gewöhnungsbedürftig sei.

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