Neuer Glanz für Alte Meister

In der Restaurierwerkstätte des Kunsthistorischen Museums (KHM) wird täglich an den Kunstwerken der größten Maler gearbeitet. Derzeit bereiten sie Ausstellungen der flämischen Maler Rubens und Bruegel 2017 und 2018 vor.

Selbst wenn man jeden Tag ganz nahe an den Werken der Alten Meister dran ist, werde die Arbeit nie alltäglich, sagt Ina Slama, Restauratorin am KHM. In der Restaurierwerkstätte der KHM-Gemäldegalerie stehen die Vorarbeiten für große Ausstellungen zum Werk von Peter Paul Rubens (2017) und Pieter Bruegel der Ältere (2018) an. Zum Vorschein kommt dabei oft Überraschendes.

Vielteilige Holztafel als „Herausforderung“

Auch bei einem genaueren Blick auf Rubens’ vermutlich um 1620/1625 begonnene und über Jahre weiterentwickelte „Gewitterlandschaft mit Jupiter, Merkur, Philemon und Baucis“ wird nicht gleich ersichtlich, dass die großflächige Landschaft und die Gestalten aus der griechischen Mythologie auf einer aus insgesamt 18 Brettern zusammengesetzten Eichenholztafel gemalt wurden. Das bringt Probleme mit sich, „Herausforderungen“, wie Slama sagt.

So hat auch „Philemon und Baucis’“ 500 Jahre alter Holzuntergrund immer noch ein gewisses Eigenleben. Manche der Holzbretter tanzen aufgrund ihrer entgegengesetzten Faserrichtung stärker aus der Reihe. All das führt zu Rissen im Holz, lässt Farbschichten kleine Blasen werfen oder gar Spalten zwischen den einzelnen Tafelteilen entstehen.

Nägel im Meisterwerk

Im 19. Jahrhundert wollten Vorgänger der nun im Haus an der Ringstraße tätigen Restauratoren und Wissenschaftler diese Entwicklung zähmen, indem die Rückseiten der Tafeln abgehobelt wurden und eine feste Holzstruktur, genannt „Parkettierung“, das Verwölben der Tafeln verhindern sollte. In entfernterer Vergangenheit schreckte man auch nicht davor zurück, Nägel auf der bemalten Seite des Rubens-Meisterwerks einzuschlagen und diese dann zu übermalen.

Mit den Folgen solcher einst gut gemeinter Praktiken setzen sich heute Restauratoren aus zahlreichen renommierten Museen in einem großangelegten, von der Getty Foundation unterstützten Forschungsprojekt auseinander. Im Rahmen der „Panel Painting Initiative“ ersann man etwa eine neue, flexible Halterung für das Holztafelmosaik auf dem Rubens „Philemon und Baucis“ erschuf. In einer Auktion würde das Gemälde vermutlich hohe zweistellige Millionenbeträge erzielen.

„Philemon und Baucis“ über Jahre gewachsen

„Das wird sicher der Höhepunkt der Ausstellung“, sagt Gerlinde Gruber, Kuratorin für flämische Barockmalerei im Hinblick auf die in Herbst 2017 beginnende Schau „Rubens Metamorphosen“. Bei genauer Analyse werde klar, dass der Alte Meister immer wieder neue Ideen dafür hatte. Das Bild sei dementsprechend gewachsen. „Man sieht, es hat materielle Folgen, wenn man immer neue Einfälle hat“, so die Rubens-Expertin.

KHM

APA/GEORG HOCHMUTH

Ähnliches offenbarte sich den Experten beispielsweise bei Bruegels „Selbstmord Sauls“. So hatte der Künstler im Hintergrund des ebenfalls auf Eichenholz gemalten Bildes ursprünglich eine ganze Stadt vorbereitet, auch die Umrisse weiterer Figuren sind unter den sichtbaren Farb- und Firnisschichten des Gemäldes verborgen.

Größte Bruegel-Sammlung der Welt

Mit zwölf Tafeln Bruegels verfügt das KHM über den größten einschlägigen Bestand weltweit. Bisher wurden zehn davon wissenschaftlich durchleuchtet. „Es gibt viel zu entdecken“, so das Zwischenfazit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Alice Hoppe-Harnoncourt nach mehr als viereinhalb Jahren Forschungs- und Untersuchungsarbeit, die im Herbst 2018 in der Schau „Pieter Bruegel der Ältere“ gipfeln wird.

Durch das Zusammenwirken vieler Analyseebenen und vor allem Experten aus verschiedenen Fachrichtungen lerne man nicht nur sehr viel über die verwendeten Materialien, „wir erkennen eben auch, wie der Künstler gemalt hat und erhalten wertvolle Einsichten in den Schöpfungsprozess der Werke“, erklärte der Direktor der Gemäldegalerie, Stefan Weppelmann. Im Rahmen der Ausstellung werde man daher auch den Erkenntnissen aus den technologischen Untersuchungen einen zentralen Platz einräumen.

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