Bunter Herbst in den Bundesmuseen

Waldmüller im Belvedere, Koller im mumok und Seurat in der Albertina stehen im Herbst im Zentrum großer Ausstellungen. Autor und Künstler Edmund de Waal kuratiert im KHM und das Ehepaar Bogner im mumok.

Das Ende der Ära Agnes Husslein-Arco wird im Belvedere von zeitgenössischer und biedermeierlicher Kunst begleitet. Im Unteren Belvedere hinterfragt ab 21. Oktober „Ist das Biedermeier?“ die späte Phase der Kunstströmung, insbesondere das Schaffen Ferdinand Georg Waldmüllers ab den 1850er Jahren, in dem er den Begriff weit überschreitet.

Rudolf Goessl

Roland Unger/Belvedere, Wien

Rudolf Goessl

Im 21er Haus stehen sich indes Rudolf Goessl und Markus Prachensky ab 7. September gegenüber, letzterer eingebettet in eine Schau zum „Gestischen“. Hubert Scheibl bespielt ab 9. November die Wände der Orangerie, die Winterausstellung im 21er Haus ist ab 8. Dezember Franz West und seinen Kollaborationen gewidmet.

Edmund de Waal bespielt KHM

Das Kunsthistorische Museum (KHM) setzt seine Reihe zeitgenössischer Künstler-Kuratoren fort. Nach Ed Ruscha wird diesmal der Künstler und Autor („Der Hase mit den Bernsteinaugen“) Edmund de Waal einen sehr persönlichen Blick in die Depots und Schauräume werfen und unter dem Titel „During the Night“ ab 11. Oktober präsentieren - kurz nach Erscheinen seines neuen Romans. Im Theseus-Tempel zeigt das Weltmuseum ab 14. September „Nomadic Artifacts“.

Edmund de Waal

APA/Herbert Pfarrhofer

Edmund de Waal

„100 ausgewählte Meisterwerke“ in Albertina

Es brauchte nur wenige Bilder des 31-jährig verstorbenen Georges Seurat, um der Moderne in den 1890er Jahren einen neuen Anstoß zu geben - der eigenwilligen Kunst der Punkte, als Pointillismus in die Kunstgeschichte eingegangen, schlossen sich später auch Meister wie Van Gogh, Matisse oder Picasso an. Die große Herbstausstellung der Albertina versammelt „100 ausgewählte Meisterwerke“ und ist ab 16. September zu sehen. Zusätzlich rückt man eine bisher eher unterbeleuchtete Facette des Jugendstils in den Fokus und zeigt ab 19. Oktober Farbholzschnitte der Wiener Secessionisten.

„Antihappenings“ im mumok

Die bisher größte Retrospektive des slowakischen Nachkriegs-Künstlers Julius Koller macht das mumok ab 25. November zum Schauplatz seiner „Antihappenings“. Der 2007 verstorbene Koller war mehr als nur Symbolfigur der aktionistischen osteuropäischen Gegenkultur und hinterließ ein seit den 60er-Jahren geschaffenes Oeuvre von gewaltigem Umfang, das erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet wurde.

Gleichzeitig eröffnet das mumok eine von den Sammlern selbst kuratierte Schau, in der Gertraud und Dieter Bogner unter dem Titel „Konstruktion Reflexion“ ihre umfangreiche Schenkung an das Museum beackern.

MITTLERER SEPIK-FLUSS, NEUGUINEA, Übermodellierter Ahnenschädel | um 1900,

Leopold Museum, Wien

Mittlerer Sepik-Fluss, Papua Neuguinea, übermodellierter Ahnenschädel, um 1900

„Primitive“ Kunst im Leopold Museum

Der Sammler Rudolf Leopold hatte nicht nur eine Leidenschaft für Egon Schiele und die expressionistische Wiener Moderne, sondern auch eine Schwäche für „primitive“ Kunst, der er eine Verwandtschaft, eine ebenfalls im Wesentlichen expressionistische Anlage unterstellte. „Fremde Götter“ (ab 23.9.) zeigt seine mehr als 200 Figuren, Masken, Waffen, Plastiken und Schnitzereien aus Afrika und Ozeanien umfassende Sammlung.

Sex im Wien Museum

Sex sells, heißt es, und nach dieser Regel wird man sich im Wien Museum ab 15. September über regen Besucherandrang freuen dürfen: Mit „Sex in Wien“ erzählt man in einer Ausstellung ein besonderes Stück Stadtgeschichte, von Verboten und lustvollem Ungehorsam und von urbanen Codes des Begehrens, die in den Beispielen seit dem 19. Jahrhundert stets ein wenig anders zu entschlüsseln waren.

Kunsthalle, KunstHaus & Architekturzentrum

Nebenan am Karlsplatz ist die Ausstellung zum Kunsthallen-Preis an Margit Busch und Andrej Polukord zu sehen (ab 16.1.), das KunstHausWien ehrt erstmals posthum die Fotografie von Peter Dressler (ebenfalls ab 16. 11.) und in der Secession werden neue Arbeiten von Thea Djordjadz und Yto Barrada gezeigt (ab 8. 9.) Das Architekturzentrum Wien verabschiedet sich mit einer retrospektiven Ausstellung von Langzeit- und Gründungsdirektor Dietmar Steiner. In „Zeitreisen 1959-2019“ stellt Steiner ab 6. Oktober sein persönliches Resümee aus 60 Jahren Architekturgeschichte aus.

Der Herbst im Kabarett und im Theater

Üppig ausgestattet präsentiert sich der herbstliche Kalender, wenn es um Kabarettpremieren geht: von der Showvariante der „Tagespresse“ über eine Hommage auf einen ganz großen der Zunft bis hin zu einem „allerletzten Werk“ - mehr dazu in Viel zu lachen im Herbst.

Im Blick auf die herbstlichen Programme traditioneller Wiener Theater dominiert Shakespeare. Sonst spannt sich der Bogen von Salieri über die silberne Operettenära bis zu Flüchtlingen - mehr dazu in Wiens Musiktheater im Shakespeare-Rausch.

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