Russland-Sanktionen treffen Wiener Firma

Mit der Centrex Europe Energy & Gas AG ist auch eine Wiener Firma von neuen US-Wirtschaftssanktionen in Zusammenhang mit der Ukraine betroffen. Sie ist aber nicht der einzige Österreich-Bezug auf der Liste.

Laut der am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung des US-Finanzministeriums ist es amerikanischen Staatsbürgern sowie auf US-Territorium befindlichen Personen nunmehr untersagt, der Centrex Europe Energy & Gas AG mit Sitz in Wien-Wieden Finanzdienstleistungen und Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 90 Tagen zur Verfügung zu stellen. Begründet werden diese Sanktionen, mit denen die USA offiziell auf Russlands Vorgehen in der Ukraine reagiert, mit der Verbindung der Gesellschaft zur russischen Gasprombank.

Handel mit Erdgas

Centrex betreibt Handel mit Erdgas und ist insbesondere in Italien, Österreich, Tschechien, Ungarn und Usbekistan aktiv. Abgesehen von Tochterunternehmen im Ausland besitzt die Firma laut der letzten veröffentlichten Firmenbuchbilanz auch elf Prozent der unterirdischen Gasspeicheranlage im salzburgischen Haidach.

Die nunmehr sanktionierte Firma, die trotz eines Jahresverlusts 2015 von mehr als neun Millionen Euro durch Gewinnvorträge vergangener Jahre einen kumulierten Bilanzgewinn von mehr als 118 Millionen Euro ausweist, gehört zu hundert Prozent der zypriotischen GPB Investment Advisory Limited.

Bei dieser handelt es sich um eine Tochter der indirekt vom russischen Staat kontrollierten Gasprombank, die selbst schon seit Sommer 2014 auf einer US-Sanktionsliste steht. Dem Vorstandsvorsitzenden der Bank, Andrej Akimow, wird seit sowjetischen Zeiten ein Faible für Österreichs Hauptstadt nachgesagt. Er soll seit 1991 Immobilien in der Wiener Innenstadt besitzen.

Auch ukrainischer Ex-Premier involviert

Kontakte nach Wien pflegt aber auch der ukrainische Ex-Premier Mykola Asarow, dessen im russischen Exil gegründetes „Komitee zur Rettung der Ukraine“ vom US-Finanzministerium ebenso mit Wirtschaftssanktionen belegt wurde. Asarow, dessen Familie vor dem Machtwechsel in Kiew bisweilen in Österreich lebte, war nach seiner Flucht nach Russland bereits im März 2014 als Person von den USA sanktioniert worden. Gegen Sanktionen der Europäischen Union hatte hingegen sein Wiener Anwalt Gabriel Lansky erfolgreich vor dem europäischen Gericht in Luxemburg prozessiert.

Für Asarows in Wien ansässigen PR-Berater Michael Laubsch kommt die Entscheidung der US-Regierung „sehr überraschend“. Die USA hätten eine Nichtregierungsorganisation auf die Sanktionsliste gesetzt, die keine unternehmerische Tätigkeit verfolge, sondern sich für humanitäre Hilfe in der Ukraine einsetze und gesellschaftspolitisch aktiv sei, sagte der PR-Berater gegenüber der APA.

Laubsch, der in der Vergangenheit wiederholt Presseaussendungen des „Komitees zur Rettung der Ukraine“ verbreitet hatte, betonte, kein Mitglied des sanktionierten Struktur zu sein. Er vertrete lediglich ein davon unabhängiges „Ukraine-Komitee Europa“.

Ukraine-Botschafter: „Komitee ist ein Scherz“

In der Ukraine selbst wird der im August 2015 gegründeten Organisation Asarows indes kaum realpolitische Bedeutung zugemessen. „Das Komitee ist ein Scherz“, sagte etwa der Botschafter der Ukraine in Österreich, Olexander Scherba. Der Leiter dieses Komitees sei jemand, der von seinem eigenem Volk vertrieben worden sei und der bei keiner Bevölkerungsgruppe in der Ukraine Autorität genieße, sagte der ukrainische Diplomat gegenüber der APA.