Positionen vor Ärztestreik bezogen

Die Stadt hält ihr Gesprächsangebot an die Ärztekammer auch über das Wochenende aufrecht. Diese will ja am Montag streiken und setzt dabei auf die Solidarität der Patienten.

Ihre Hand bleibe auch am Wochenende ausgestreckt, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Auch der KAV stehe „Tag und Nacht“ zur Verfügung, um die Bedenken zu besprechen. Wehsely räumte aber gleichzeitig ein, dass die Einladung seitens der Kammer wohl weiterhin nicht angenommen werde. „Nach dem Streik wird man wohl weiter an der Eskalation drehen und unerfüllbare Bedingungen für weitere Gespräche stellen“, prognostizierte Wehsely - mehr dazu in Wehsely will Absage des Ärztestreiks.

Wehsely bzw. der KAV hatten für Freitag noch einmal Ärztevertreter zu einem Gespräch eingeladen. Dieses sollte dazu dienen, „alle Kritikpunkte, insbesondere das Betriebsklima, Überstundenleistungen und das hartnäckige Gerücht rund um einen ‚Schichtdienst‘ umfassend zu besprechen und einer innerbetrieblichen Lösung zuzuführen“ - fand aber nicht statt. Sie sei „ehrlich empört“, denn immerhin gehe es um 80 Prozent der Spitalsversorgung in Wien, so Wehsely.

Ärztekammer setzt auf Patienten-Solidarität

Seitens der Ärztekammer versicherte man am Freitag erneut, dass durch den Warnstreik am Montag keine Gefahr für Patienten bestehe. Akutfälle würden behandelt, geplante operative Eingriffe und vereinbarte ambulante Untersuchungen aber entfallen. Der Wiener Ärztekammerchef Thomas Szekeres rechnete trotz dieser Unannehmlichkeiten mit der Solidarität der Patienten, schließlich kämpfe man ja für das Gesundheitssystem.

Am Freitag bot die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) ihre eigenen Einrichtungen als Alternative für den Streiktag an. Die WGKK betreibt neben vier Gesundheitszentren in Landstraße, Mariahilf, Favoriten und Floridsdorf auch das Hanusch-Krankenhaus in Penzing. WGKK-Obfrau Ingrid Reischl appellierte außerdem via Aussendung an die Ärztekammer, „den Konflikt nicht auf der Straße auszutragen, sondern umgehend wieder Gespräche aufzunehmen“.

Asklepios unterstützt Ärztestreik

Das Sparprogramm der Wiener Landesregierung führe in den Spitälern zu untragbaren Zuständen, betonte am Freitag Anna Kreil, stv. Obfrau von Asklepios und selbst Oberärztin im KAV: „Personalmangel und Arbeitsverdichtung für Ärzte und immer geringere Zeit für die einzelnen Patienten stehen an der Tagesordnung - das führt zwangsläufig zu einem Qualitätsverlust in der Versorgung und zunehmender Unzufriedenheit des gesamten Personals.“

Davon seien nicht nur Ärzte, sondern auch die Pflege massiv betroffen. Es gehe alles zu Lasten der Patienten. Durch die geplante Streichung von Nachtdiensträdern und zwangsweise Umstellung auf Schichtdienste werde sich die Situation weiter verschärfen.

Kritik an Ärztegewerkschaft younion

Der Obmann der Ärztevertretung Asklepios, Gernot Rainer, kritisierte am Freitag die Haltung der Gewerkschaft Younion (vormals GdG) scharf: „Eine Arbeitnehmervertretung, die sich auf Seiten des Arbeitgebers und als verlängerter Arm der Wiener Stadtregierung präsentiert, ist nicht zu akzeptieren.“ Das sei enttäuschend und zeige um so deutlicher die zwingende Notwendigkeit einer eigenen, unabhängigen Ärztegewerkschaft.

Younion hatte am Donnerstag in einer Aussendung die Verweigerung von Gesprächen durch die Ärzte als „größte Barriere im Ärztekonflikt im Wiener Krankenanstaltenverbund“ bezeichnet. Das sei keine Lösung. Younion forderte, das Gesprächsangebot der Stadt anzunehmen, um einen drohenden Streik abzuwenden. Streik sei „das letzte Mittel in einem Arbeitskampf“ und dürfe erst angewendet werden, wenn die Situation nicht im Dialog zu bereinigen ist.

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