Neues Wiesenthal-Institut vor Schlüsselübergabe

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) hätte bereits 2015 an den größeren Standort am Rabensteig übersiedeln sollen. Doch archäologische Funde verzögerten die Fertigstellung. Nun soll am 10. Oktober die Schlüsselübergabe erfolgen.

„Im Moment ist das Simon Wiesenthal Archiv verpackt in der Salztorgasse in seinem ehemaligen Büro, es ist sozusagen abholbereit. Es hängt jetzt nur noch davon ab, wann das Haus besenrein an das Institut übergeben werden kann“, sagte Geschäftsführer Bela Rasky gegenüber Radio Wien.

Simon Wiesenthal bei Interview im Jahr 1998

APA/Robert Jäger

Simon Wiesenthal (1908-2005) setzte sich gegen das Vergessen und Verdrängen von NS-Verbrechen ein

Eröffnung Ende Jänner 2017 geplant

Die Übersiedlung in das vierstöckige Gebäude soll schnell über die Bühne gehen, bis alles seinen Platz hat, wird es aber dauern. Ende Dezember soll das Archiv wieder voll zugänglich sein. Auch die Bibliothek wird dann aus dem vor zwei Jahren angemieteten Depot übersiedeln.

Grund für Verzögerungen bei der Übersiedlung waren Umplanungen durch das Institut und archäologische Funde, die in den Bau integriert wurden. Sie werden künftig zu besichtigen sein. „Jeder, der eine Wohnung umgebaut hat, sieht einmal, dass das ein bisschen länger dauert. Das hat aber der Vorfreude keinen Abstrich getan“, sagte Rasky. Die offizielle Eröffnung ist für 29. Jänner 2017 geplant, es wird aber schon vorher einige Veranstaltungen geben, unter anderem zum Gedenken an Simon Wiesenthal selbst.

Bund und Stadt teilen sich Kosten

Auf rund 1.350 Quadratmetern werden die Wissenschaftler arbeiten. Die Kosten von über 3,3 Millionen Euro für Räumlichkeiten und Infrastruktur teilen sich der Bund sowie die Stadt Wien. Aufgrund einer Debatte um die Finanzierung hatte sich die Grundsteinlegung um einige Wochen verschoben.

Derzeit ist das 2008 nach dem Tod Simon Wiesenthals gegründete Institut einige Häuser weiter am Desider-Friedmann-Platz untergebracht. Es beherbergt den Großteil der Dokumente Wiesenthals, shoahrelevante Teile des Archivs der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und ca. 11.000 Bände zum Thema. Der Standort Rabensteig stand schon zu Beginn zur Debatte. Später wurde eher das Palais Strozzi in der Josefstadt in Erwägung gezogen, doch das frühere Finanzamt erwies sich als viel zu groß und teuer.

Das Institut wird als gemeinnütziger Verein geführt. Träger sind unter anderem das Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes (BJVN - Simon Wiesenthal Archiv), das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), die IKG, das Jüdische Museum und das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Das Haus, in welches das Institut nun einzieht, gehört der IKG.

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