Burgtheater wirbt um neue Besucher

Das Burgtheater möchte künftig auch jene erreichen, die das Haus am Ring nur vom Vorbeifahren mit der Straßenbahn oder aus dem Fernsehen kennen. Dazu werden zahlreiche Gratisaktionen unter dem Motto „Offene Burg“ gestartet.

Das Programm stellte die neue Leiterin Renate Aichinger am Donnerstag gemeinsam mit Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann vor. Hervorgegangen ist die Initiative aus der bisherigen „Jungen Burg“ - nunmehr will man aber Menschen aller Altersgruppen ansprechen. Den Startschuss bildet das Wochenende vom 1. und 2. Oktober, an dem das Haus bei freiem Eintritt seine Tore öffnet. Entdecken kann man das Theater von den Katakomben über die Maschinenräume bis hin zum Lusterboden.

Dabei werde das Haus erstmals in diesem Umfang zugänglich gemacht, freute sich Bergmann. Im ganzen Haus verteilt bietet nahezu das gesamte Burg-Ensemble ein buntes Programm. Zu Gast sind auch der Dramatiker Ferdinand Schmalz, die Autorinnen Miroslava Svolikova und Sandra Gugic sowie der in Graz lebende kongolesische französischsprachige Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila. Am Samstagabend gibt es mit Goethes „Hermann und Dorothea“ auch eine Premiere; für die szenische Lesung mit Maria Happel und Martin Schwab ist allerdings Eintritt zu bezahlen.

Recherchen über Floridsdorf und Donaustadt

Eines der Herzstücke der „Offenen Burg“ werden die von Airan Berg konzipierten StadtRecherchen sein, wie der ehemalige Leiter des Schauspielhauses Wien erläuterte. In dieser Spielzeit widmet man sich „Transdanubien“, also Floridsdorf und Donaustadt. „Ob Jung oder Alt, schon lange hier lebend oder eben angekommen - alle sind eingeladen mitzumachen und gemeinsam an einem utopischen Raum zu arbeiten, der eine Plattforum für Kunst(formen), Kreativität aber auch Grätzelbegegnungen bietet“, heißt es dazu im Programmfolder.

Für ihn sei es wichtig, den Menschen zuzuhören und herauszufinden, was sie sich erwarten, erklärte Airan Berg. „Es soll nicht einfach nur ein Theaterstück entstehen, sondern ein längerer Prozess in Gang kommen, in dem wir mit unseren Mitteln dabei helfen, eigene Schöpfungen umzusetzen.“

Theatertraining und Workshops

Das Programm der Offenen Burg ist so aufgebaut, dass sich interessierte Menschen dem Haus auch unverbindlich und schrittweise nähern können. Kostenlos ist etwa die Teilnahme an „ACTion“, einem wöchentlich stattfindenden Theatertraining von 9 bis 99 Jahren. Wer gerne kontinuierlicher Theaterluft schnuppern möchte, kann an jeweils zweimonatigen „TheaterWerkstätten“ teilnehmen, die wöchentlich stattfinden und 70 Euro kosten (ab 14 Jahren).

100 Euro kostet die Teilnahme an „ImproFix“, einer fixen Impro-Gruppe, die alle zwei Wochen Performances in der Stadt veranstaltet. Der „TheaterClub“ schließlich richtet sich an Menschen, die sich wöchentlich treffen, um eine eigene Produktion zu erarbeiten, die zum Ende der Saison auch am Burgtheater gezeigt wird (230 Euro).

Darüber hinaus gibt es Ferienworkshops, Übernachtungen im Theater, Kinderprogramme während der Vorstellungen („Gib deine Eltern im Theater ab, damit du in Ruhe spielen und Spaß haben kannst!“) oder Wochenendworkshops. Unter dem Titel „VorstellBar“ können junge und ältere Talente alle zwei Monate zeigen, was sie können. Ganz neu ist der „BurgBlog“, der die ganze Spielzeit über (auch auf Facebook) mit Theaterbegeisterten in Kontakt bleibt.

Freikarten für sozial benachteiligten Kinder

Das Vermittlungsprogramm „BurgSchule“ richtet sich an Jugendliche im schulischen Kontext. Neben Workshops zu bestimmten Stücken gibt es Projekttage, die Möglichkeit „PatenKlasse“ für ein Stück zu werden oder sich als „BurgScout“ zu betätigen und sein Wissen in die Schule zu tragen. Mit „Lumpenloretta“ und „Hamlet, Ophelia und die anderen“ hat man auch zwei Kinder- bzw. Jugendstücke auf dem Spielplan.

Besonders freut sich Karin Bergmann über die neue Kooperation mit der Swarovski Foundation, die im Rahmen der Initiative „Gratis ins Burgtheater“ sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen (von 10 bis 18 Jahren) 600 Eintrittskarten zur Verfügung stellt sowie 15 Stipendien für den TheaterClub vergibt. Das Budget für die „Offene Burg“ beträgt laut dem kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Königstorfer 250.000 Euro und sei durch Umschichtungen in etwa gleich hoch wie jenes der „Jungen Burg“ zuvor.

Suche nach neuem Publikum

Dass man sich von Altersgrenzen gelöst hat, ist Bergmann besonders wichtig. Schließlich gebe es nicht nur Jugendliche, die das Burgtheater nur vom Vorbeifahren mit der Straßenbahn oder aus dem Fernsehen kennen. „Auf diese Weise kommen auch Maurer und Schlosser auf jene Bühne, wo sonst Michael Maertens und Co stehen“, sagte Aichinger. Dass man sich offenbar dennoch nach wie vor hauptsächlich an jugendliches Publikum richtet, zeigt ein FAQ in der „Offene Burg“-Broschüre, in dem unter anderem erklärt wird, wie man sich „Karten checken“ kann.

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