Lehrerkritik an Schulverwaltungssoftware

Patientendaten, Steuerformalitäten und auch im Schulbereich werden Computerprogramme zur Verwaltung eingesetzt. Seit drei Jahren ist das Schulprogramm „WiSion“ im Einsatz - und funktioniert offenbar immer noch nicht gut

Der Schulalltag spielt sich nicht nur im Klassenzimmer ab. Für Lehrer und Direktoren heißt Schulalltag mittlerweile auch Verwaltungsarbeit per Computer. Personaldaten, Schülerdaten, der Stundenplan, Lehrausgänge müssen ins Wiener Schulverwaltungsprogramm „WiSion“ eingegeben werden. Seit Schulbeginn müssen die Lehrer auch eintragen, wer dem Unterricht ferngeblieben ist.

Wision Programm Schule

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In „WiSion“ werden alle schulrelevanten Daten eingetragen

20 Klicks für Abwesenheit eines Schülers

„Um die Abwesenheit eines Schülers einzutragen sind nahezu 20 Klicks notwendig. Wenn man da einen Fehler macht - zum Beispiel vergisst ob er entschuldigt ist oder nicht - kann man die Zeugnisse nicht mehr drucken“, beschwert sich der Schuldirektor und Direktorenvertreter Herbert Nemetz. Für ihn ist das Programm eine Zumutung. Er hält es, so wie auch die Personalvertreter der Pflichtschullehrer, für benutzer-unfreundlich, nicht ausgereift, umständlich, langsam, fehlerhaft und eben unzumutbar. Um das Programm zu beherrschen, müsse man EDV-Spezialist sein.

„Das ist für etwas das nebenbei gemacht werden soll nicht mehr machbar, weil 80 bis 90 Prozent nur mehr für diesen Verwaltungsaufwand notwendig sind“, erklärt Nemetz. Thomas Krebs, der Personalvertreter der Pflichtschullehrer, ergänzt: „Als Personalvertretung erwarten wir uns, dass der Dienstgeber reagiert, dass es analog zu Bundesschulen auch in Wiener Pfichtschulen administratives Personal gibt, Sekretärinnen und Sekretäre in den Kanzleien eingesetzt werden um das Programm zu bewältigen. So ist es nicht mehr tragbar.“

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Bereits bei der Einführung gab es Kritik an dem Programm

Sitzung der Direktorenvertreter am Dienstag

Vor zwei Jahren schon haben sich bei einer Umfrage der Personalvertreter zu dem Computerprogramm rund 80 Prozent der befragten Direktorinnen und Direktoren negativ geäußert. Wegen der Probleme mit „WiSion“ mussten die Noten teilweise zusätzlich im alten System und damit doppelt eintragen werden, sodass die Schüler ihr Zeugnis zeitgerecht erhielten - mehr dazu in Zeugnisse: Benotungssoftware macht doppelte Arbeit.

Im Stadtschulrat versteht man die Aufregung nicht: „Es funktioniert, gemessen an den Herausforderungen, sehr gut und bedeutet natürlich Arbeit, keine Frage, alles was neu ist, ist belastend. Das stimmt, man hat Angst davor, aber technisch funktioniert es sehr gut“, so Landesschulinspektor Wolfgang Gröpel vom Stadtschulrat Wien.

Von der zuständigen Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger heißt es: „Die Rückmeldungen von vielen Anwenderinnen und Anwendern an Schulen sind zunehmend positiv und für die Mehrheit der Standorte ist eine Verwaltungsvereinfachung durch die neue Software deutlich spürbar.“ Für Dienstag haben die Direktorenverteter der Wiener Pflichtschulen eine Sitzung einberufen, um sich über eine Lösung des Problems zu beraten.