Architektenprotest: Sima spricht von „Einzelfall“

Die Architektenkammer läuft Sturm gegen Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). In einem „Falter“-Interview erzählte sie, dass sie ein Projekt nicht umsetzte, obwohl es Wettbewerbssieger war. Sima spricht nun von einem „ärgerlichen Einzelfall“.

Nur in einem „ärgerlichen Einzelfall“ habe sie das Siegerprojekt eines Architektenwettbewerbs nicht umgesetzt, so Sima am Mittwoch zur APA. Davor habe es einige Wettbewerbe gegeben, mit deren Ergebnis sie zwar nicht zufrieden gewesen sei, umgesetzt worden seien diese dennoch.

Nicht realisiert wurde ein Gebäude für die MA48, weil von allen eingereichten Projekten nur eines der Themenvorgabe entsprochen hatte, sich die Jury aber entgegen dem Auftraggeber für ein anderes Projekt entschieden habe. Es sei nicht die Frage gewesen, ob das Projekt dem Auftraggeber gefällt, sondern es habe nicht den Ausschreibungskriterien entsprochen. „Es ist wohl der Normalfall, dass so etwas dann nicht umgesetzt wird“, sagt die Stadträtin.

Ärger in Wiener Architektenkammer

Ein bereits am 21. September erschienenes „Falter“-Interview hatte für Aufregung unter Wiens Architekten gesorgt. Darin hatte sich Sima kritisch über Architektenwettbewerbe geäußert: Ein Wettbewerb „verteuert die Baukosten, er ist langwierig. Und dann haben wir möglicherweise eine Jury, die einen Entwurf präferiert, den wir gar nicht umsetzen wollen“, so die Stadträtin im „Falter“. Ein solches Erlebnis habe sie bereits gehabt, dabei sei die Stadt als Bauherrin von der Jury überstimmt worden. „Und das geht mir dann doch zu weit“, sagte Sima: „Wir haben das Projekt dann halt einfach nicht umgesetzt.“

„Wenn es eine Jury gibt, dann muss ihre Entscheidung aus unserer Sicht auch umgesetzt werden“, konterte Bernhard Sommer, Vizepräsident der Architektenkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland, im Gespräch mit der APA. Denn Firmen nähmen 10.000 bis 20.000 Euro in die Hand, um ihre Projekte für einen Wettbewerb zu entwickeln, und müssten dann auch eine faire Chance haben, dass ihre Ideen verwirklicht werden.

Bürgermeister Häupl um Gespräch gebeten

Die Architektenkammer bat Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) unterdessen schriftlich um ein Gespräch. Darin solle klargestellt werden, dass Sima über die Verwendung von Steuergeldern nicht auf die gleiche Art entscheiden könne wie über ihr Privatvermögen. Mitglieder einer Jury seien von Gesetz her unabhängig und müssten nach fachlichen Kriterien entscheiden. Nur so könne sichergestellt werden, dass das beste Projekt ausgewählt wird, betont Peter Bauer, Präsident der Architektenkammer.

Der öffentliche Auftraggeber könne in die Ausschreibung alle für ihn wichtigen Rahmenbedingungen hineinschreiben. Damit könne eine korrekte Juryentscheidung keine „Entscheidung gegen den Bauherren“ treffen. Selbst ästhetische Kriterien wären möglich, solange sie nachvollziehbar sind.

Kammer: Selbst Kaiser war offener

Unverständlich ist für die Architekten, dass Sima in Architektenwettbewerben vorrangig eine Einschränkung der Stadt sehe und nicht die damit verbundenen Chancen, wenn eine Hundertschaft von Architekten - kostenlos - ihre Ideen beisteuert. Selbst Kaiser Franz-Joseph war da offener, vergleicht die Kammer: Er ließ für die Gestaltung der Ringstraße vor 150 Jahren einen internationalen Wettbewerb ausschreiben und habe sich danach auch nicht in die Umsetzung eingemischt.

Dass Siegerprojekte aufgrund unterschiedlicher Begründungen dann nicht verwirklicht werden - oft weil sich im Nachhinein herausstellt, dass die Voraussetzungen anders sind, als in der Ausschreibung dargestellt -, kenne man. Dafür gebe es zahlreiche Beispiele. Dass eine Politikerin ohne weitere Gründe sagt, sie setze ein Projekt nicht um, weil es ihr nicht passt, „das war ein Aha-Erlebnis“, so die Architekten. Das werfe nun auf alle anderen Fälle auch ein anderes Licht, sagt Sommer.

Budgetdilemma bei offenen Wettbewerben

Sima erläuterte am Mittwoch im Interview mit Radio Wien auch genauer, warum für sie Architektenwettbewerbe nicht immer die beste Wahl sind: Nach einem solchen Wettbewerb sei die Stadt oft streng an eine exakte Umsetzung des Siegerprojekts gebunden. Bei großen Projekten finde dieser jedoch schon früh statt: „Wenn es dann zur tatsächlichen Umsetzung kommt und wir natürlich manchmal auch Budgetkürzungen haben, die man nicht voraussehen kann, ist es sehr schwierig, das im Nachhinein zu verhandeln“, führte Sima aus. Andere Vergabeformen, etwa eine Direktvergabe oder ein kooperatives Verfahren, könnten daher oft die bessere Option sein.

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