Wienwoche: Kritik an Werbekosten

Der Stadtrechnungshof hat das Kulturfestival Wienwoche unter die Lupe genommen. Die Prüfer kritisierten, dass die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit stark stiegen und gleichzeitig weniger Kunstprojekte umgesetzt wurden.

Die Kontrollore des Stadtrechnungshofs prüften die Geschäftstätigkeit des für die Wienwoche extra gegründeten Vereins zur Förderung der Stadtbenutzung in den Jahren 2012, 2013 und 2014. Eine zentrale Aussage im 31-seitigen Bericht: „Der Stadtrechnungshof Wien stellte fest, dass sich die Kosten für PR und Öffentlichkeitsarbeit von 2013 auf 2014 mehr als verdoppelten.“ 2013 betrugen diese rund 25.300 Euro, 2014 waren es rund 61.700 Euro. Im Premierenjahr der Wienwoche 2012 lagen die diesbezüglichen Ausgaben bei rund 35.700 Euro.

Die Erhöhung der Werbeausgaben dürfte allerdings zulasten des Programms gegangen sein. Denn waren es 2012 noch 29 Projekte an 70 Einzelterminen, wurden zwei Jahre später nur noch 15 Projekte in 25 Veranstaltungen umgesetzt.

Wienwoche

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Mit dem Projekt „Love Hacking“ beschäftigte sich die Wienwoche heuer etwa mit dem Kennenlernen im digitalen Zeitalter

Verein: Kosten vergleichbar mit ähnlichen Events

Die Prüfer empfahlen, die PR-Kosten „im Hinblick auf die Relation zwischen vereinbartem Förderungszweck und sparsamer Verwendung der Förderungsmittel“ zu evaluieren. Der Zweck der Förderungen ist die Durchführung eines kostenlos zugänglichen Kulturereignisses.

Gleichzeitig wird der Stadt respektive der Kulturabteilung MA 7 nahegelegt, „bei der Prüfung der Abrechnungen und Anerkennung der entsprechenden Aufwendungen besonderes Augenmerk auf die Positionen PR und Öffentlichkeitsarbeit zu legen“. Immerhin fließen pro Jahr rund 450.000 Euro aus dem Stadtbudget an den Verein. Seitens des geprüften Organisationsvereins ist man der Ansicht, dass die PR-Ausgaben mit den Aufwendungen ähnlicher Veranstaltungsbetriebe vergleichbar seien.

Kritik an mangelnder Prüfung durch Stadt

Apropos Förderungen: Der Stadtrechnungshof monierte auch, dass die MA 7 offenbar nach erstmaliger Durchführung der Wienwoche 2012 die widmungsgemäße Verwendung der Gelder nicht überprüfte. Dass weitere Förderansuchen trotzdem bewilligt wurden, sei insofern „als kritikwürdig“ anzusehen. In einer Stellungnahme des Magistrats, die im Bericht enthalten ist, heißt es, dass künftig bei der Evaluierung von Förderungen „verstärkt auf das Erreichen von Förderungszielen geachtet“ werde.

Die Wienwoche wurde auf Initiative der Grünen ins Leben gerufen und fand heuer im September zum bereits fünften Mal statt. Teil des mehrtägigen Programms, das vor allem das Thema Migration auf recht unkonventionelle Weise behandelt, waren diesmal etwa ein TV-Studio für gute Flüchtlingsnews, ein Datingmarathon als Real-Life-Computerspiel und ein Spaziergang auf den Spuren jugoslawischer Gastarbeiter - mehr dazu in Wienwoche erforscht das Onlinedating. Alle Veranstaltungen sind gratis zugänglich.

Secession-Sanierung: Auch Bund in der Pflicht

Thema im aktuellen Prüfbericht des Stadtrechnungshofs ist auch die notwendige Generalsanierung der Secession in Wien. Drei Millionen Euro soll diese laut dem Verein Wiener Secession kosten, den Großteil soll die Stadt Wien als Eigentümerin aufbringen. Der Stadtrechnungshof sieht dabei jedoch nicht nur die Stadt in der Pflicht und spielt damit auf Hilfe vom Bund an. Bei der letzten Sanierung vor 30 Jahren habe der Bund sich an den Kosten auch beteiligt, so Secession-Geschäftsführerin Annette Südbeck.

Gutes Zeugnis für Song Contest

Lob gab es im Prüfbericht für die Stadt in Sachen Song Contest in Wien. Das Stadt Wien Marketing habe dabei sein Budget brav eingehalten hat, so der Stadtrechnungshof. Eine Million Euro waren als Ausgabe der städtischen Marketinggesellschaft veranschlagt worden. Lediglich Verschiebungen wurden verzeichnet. So wurden etwa weniger Werbeflächen als ursprünglich vorgesehen bespielt, gleichzeitig erhöhten sich die Kosten für die Eröffnungsfeier am Rathausplatz, was nicht zuletzt den nicht unbeträchtlichen Aufwendungen für Sicherheitsmaßnahmen geschuldet war.

Die Prüfer merkten jedoch an, dass auch andere Abteilungen der Stadt - etwa die Müllabfuhr - Leistungen erbrachten, die so nicht im Vertrag mit dem Stadt-Marketing zu finden waren. Und: Die „Projektdokumentation“ wurde als verbesserungswürdig eingestuft. Angemerkt wurde etwa, dass Verhandlungsergebnisse zwischen Stadt und ORF nicht immer im nötigen Maß schriftlich dokumentiert worden waren. Hier ersucht das Stadt Wien Marketing in einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme um Nachsicht - mit Verweis auf die nicht unhektische Zeit vor dem Event, die Ergebnisse seien jedenfalls im Leistungsvertrag dargestellt worden.

Zufrieden zeigt sich der Stadtrechnungshof über die Breitenwirkung der Großveranstaltung. Es wird etwa auf eine Studie verwiesen, die einen Vergleich mit dem ESC 2014 in Kopenhagen anstellte. Wien habe „nachweislich mehr touristische Effekte lukriert“, die in weiterer Folge auch zusätzliche „wirtschaftliche und fiskalische Effekte“ induzierten, wie es im Prüfbericht heißt.

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