Initiative gegen Abriss von Hotel National
Das ehemalige Hotel National in der Taborstraße 18 in der Leopoldstadt war mit Dachgärten und Zentralheizung sowie seinem runden Innenhof einer der luxuriösesten Bauten seiner Zeit. Das Haus, entworfen vom Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen, der u. a. auch das Parlament gebaut hat, wurde 2009 an das nebenan befindliche Spital der Barmherzigen Brüder verkauft. Diese wollen ihr Krankenhaus erweitern.

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Die Barmherzigen Brüder möchten ihr Spital in der Leopoldstadt erweitern
Laut Spitalsleiter Helmut Kern ist das Gebäude die letzte Erweiterungsmöglichkeit in diesem Block: „Wir platzen aus allen Nähten“, so Kern gegenüber Radio Wien. Allerdings befinde man sich erst in einer sehr frühen Phase des Erweiterungsprojekts, betonte Kern. „Wir überlegen derzeit, wie man das Haus verwerten kann.“ Informelle Gespräche gibt es mit den zuständigen Ressorts der Stadt sowie dem Bundesdenkmalamt.
Haus befindet sich in einer Schutzzone
Natürlich sei ein Abriss des Gebäudes „technisch und wirtschaftlich die beste Lösung“, so Kern. Denn ein Krankenhaus müsse besondere technische und bauliche Auflagen erfüllen. Diese Auflagen wie beispielsweise Mindestgangbreiten oder Geschoßhöhen mit der Fassade und der Struktur eines alten Gebäudes unter einen Hut zu bringen, sei nur „sehr, sehr schwer“ möglich.
Allerdings: Derzeit befindet sich das Haus in einer Schutzzone, das heißt, es steht unter Ensembleschutz. „Derzeit könnten wir es gar nicht abreißen. Wir haben auch keinen Antrag in die Richtung gestellt“, so Kern. Generell gebe es noch keinen konkreten Zeitplan für das Projekt, man stecke noch mitten in den Vorbereitungsarbeiten.

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Früher befand sich in dem Gebäude das Grand Hotel National
Umsiedelungsplan für die Mieter
Bis Anfang Mai 2017 soll es aber dennoch einen Umsiedlungsplan für die rund 100 Mieter des Hauses geben, der Ersatzwohnungen und Übersiedlungshilfe beinhaltet. Außerdem will man laut Kern überlegen, wie man mit jenen Mietern umgeht, die nicht übersiedeln wollen. Seit das den Bewohnern in einer Mieterversammlung mitgeteilt wurde, ist die Aufregung groß. Nicht alle sind mit dem Vorgehen glücklich, Mieter Stefan Ohrhallinger hat nun eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen.
Er will das Haus erhalten: „Meiner Meinung nach sollte das Haus unter Denkmalschutz stehen“, so Ohrhallinger. Er fürchtet außerdem, dass die Schutzzone aufgehoben werden könnte, womit auch der Ensembleschutz fallen würde - dieser bezieht sich auf mehrere nebeneinanderliegende Bauten, die aufgrund ihres Zusammenspiels als erhaltenswert gelten. Nun soll eine Petition an den Gemeinderat das Anliegen unterstreichen.
Immer wieder gibt es in Wien ähnliche Fälle, beispielsweise in der Hetzgasse im dritten Bezirk - mehr dazu in Tauziehen um Gründerzeithaus in der Hetzgasse.