Postings: „Hass ist nicht neu“

Das Video eines jungen Syrers, der sich vor eine Straßenbahn gelegt hat, ist Auslöser für Tiraden von Hasspostings in Sozialen Netzwerken. Aber nicht nur Asylwerber, sondern auch Personen, die um Mäßigung bitten, sind Ziel der Postings.

Liken, Kommentieren und Teilen: Eine Welle des Hasses überflutet das Soziale Netzwerk Facebook. Kommentare wie „Schade, er hätte gleich in die Leitung greifen sollen!!!!!!“ und „macht ja nix dann kommt die bim und fährt drüber“ werden da über den möglichen Suizidversuch eines Asylwerbers verfasst - mehr dazu in news.ORF.at.

Hasspostings

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Reichweite des Hasses ist neu

Ziele der Hasspostings sind vermehrt auch jene, die versuchen eben diese einzubremsen, beobachten Medienpsychologen. „Der Hass ist nicht neu. Was allerdings neu ist, ist natürlich die Reichweite des Hasses. Dass plötzlich sehr viele Menschen das lesen können. Was auch neu ist, dass wir Hasspostings haben - alltäglich, permanent, in jedem Gemütszustand und rund um die Uhr, das ist tatsächlich neu. Und natürlich ist die Ansteckungsgefahr neu“, sagt Jörg Matthes, Leiter des Instituts für Publizistik an der Universität Wien.

Die Strafen für Verhetzung wurden erst im vergangen Jahr angehoben. 2015 sind in Wien 179 Fälle angezeigt worden. Zur Anklage kamen sechs. Bundesweit gab es 44 Verurteilungen. 2016 sind bisher 173 Fälle angezeigt und 16 Fälle angeklagt worden. Im Juli ist etwa eine 40-jährige Wienerin wegen eines Hasspostings auf Facebook zu einer bedingten Haftstrafe von vier Monaten verurteilt worden - mehr dazu in Vier Monate bedingt für Facebook-Hetze.

Wortmeldungen löschen Teil der Verantwortung

Dass man für einen Hasskommentar auch ins Gefängnis gehen kann, ist noch nicht in den Köpfen der Poster angekommen. Das Strafrecht könne aber auch nicht alles lösen, erklärt Autorin und Netzjournalistin Ingrid Brodnig: „Das Strafrecht ist wirklich nur für jene Wortmeldungen, die die schlimmsten Wortmeldungen sind. Die das Grässlichste und das Verletzendste sind. Ein Teil muss aber auch Zivilcourage sein und ein Teil muss Verantwortung sein, dass Menschen, die eine Facebook-Fanpage haben, auch löschen.“

Auch wenn es derzeit nicht so erscheint, so Matthes, würden Studien aber zeigen: Hassposter sind die laute Minderheit. Die Mehrheit würden Hasspostings verurteilen. Hasspostings im Internet sind auch in der Politik ein Thema. SOS Mitmensch hat dazu im Juli eine Anleitung online gestellt, wie man sich gegen Hass im Internet wehren kann - mehr dazu in Leitfaden gegen Hasspostings.

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