Botanischer Garten: Pläne beschäftigen Unesco

Der Tiergarten Schönbrunn will den Botanischen Garten als zusätzliches Zoo-Areal nutzen. Ein Vorhaben, das die Unesco auf den Plan ruft. In einem Schreiben fordern sie die zuständigen Ministerien auf, von einer Eingliederung abzusehen.

Das Welterbe-Komitee der Unesco, Icomos, sieht vor allem im Denkmalschutz und im freien Zugang für alle kritische Punkte. Mit der Eingliederung in den Tiergarten, müssten Besucher des Botanischen Gartens nämlich künftig Eintritt zahlen. Für den stellvertretenden Direktor des Tiergartens, Gerhard Kasbauer, sind das aber keine gültigen Argumente: „Seit 25 Jahren leben wir mit Denkmalschutz, seit 20 Jahren mit dem Weltkulturerbe und auf beides werden wir auch weiterhin wie auf den berühmten Augapfel achten“.

Botanischer Garten bei Tiergarten

Privat

Der Tiergarten Schönbrunn möchte in den Botanischen Garten expandieren

Für andere Gärten im Schlosspark wäre auch Eintritt zu zahlen, meint Kasbauer: „Wieso also nicht auch hier?“ Ähnlich sieht man das bei den zuständigen Ministerien (Wirtschafts-, Kultur-, und Landwirtschaftsministerium), Alternativen für das zusätzliche Areal gebe es nicht. Konkrete Antworten auf das Schreiben der Icomos gibt es bisher aber nur vom Landwirtschaftsministerium. Gegenüber „Radio Wien“ heißt es nur so viel: Man werde auch weiterhin für die Pflege des Botanischen Gartens zuständig sein.

Dokument: Umwidmung gegen Vertrag mit Unesco

Für Wilfried Posch, Vize-Präsident der Icomos-Austria, ist das Verhalten von Zoo und Ministerien nicht nachvollziehbar. Er möchte jetzt mit einem Dokument aus dem Jahr 1995 nachlegen. „In diesem Dokument ist zu lesen, dass der Botanische Garten in seiner ursprünglichen Form erhalten sein muss, um in der Welterbeliste eingetragen sein zu können.“, so Posch.

Weiters: „Die Republik ist dahingehen eine Verpflichtung eingegangen und wenn man die jetzt im Jahr 2016 rückgängig machen würde, wäre das sicherlich als Verstoß gegen die Abmachungen mit der Unesco zu betrachten.“ Sollte man trotzdem auch weiterhin an den Plänen festhalten, könnte der Botanische Garten, laut Posch, im schlimmsten Fall sogar aus der Welterbeliste gestrichen werden.

Auch Grüne kämpfen gegen Tiergarten-Pläne

Der Widerstand gegen die Eingliederung des Botanischen Gartens ist nichts Neues. Neben einer Bürgerinitiative sind auch die Grünen im Nationalrat bereits aktiv geworden. Im Parlament stellte die Nationalratsabgeordnete Sigrid Maurer (Grüne) erst kürzlich eine Anfrage an die zuständigen Ministerien, die die Fortsetzung der Pläne bestätigten. Im Landwirtschaftsausschuss im Dezember will die Grünen-Nationalratsabgeordnete jetzt einen Antrag gegen die Pläne einzubringen – mehr dazu in Botanischer Garten: Protest gegen Übernahme.