Erstes Ambulatorium für Kinder eröffnet

In der Leopoldstadt gibt es ab sofort das erste Kinderambulatorium Wiens. Das Zentrum ist auch an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Dafür wird es den mehrfach angekündigten Kindernotarztwagen nicht geben.

Das Kindermedizinische Zentrum Augarten bietet ein breiteres Angebot und längere Öffnungszeiten - nicht zuletzt auch an Wochenenden und Feiertagen. Weitere solche Einrichtungen sollen bald folgen, hieß es am Donnerstag. Die erste Einrichtung an der Adresse Obere Augartenstraße 56 richtet sich jedenfalls an alle Versicherten und hat etwa 50 Stunden pro Woche geöffnet.

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„Wien heute“, 3.11.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Neben der Kernöffnungszeit von 9.00 bis 18.00 Uhr an Werktagen bleibt das Ambulatorium einmal in der Woche bis 20.00 Uhr offen, an einem weiteren Tag startet man schon um 8.00 Uhr. Außerdem kümmert sich das sieben Ärzte umfassende Team unter der Leitung von Helmuth Howanietz, der bisher eine Einzelordination geführt hat, an Sams-, Sonn- und Feiertagen zwischen 9.00 und 13.00 Uhr um kranke Kinder und Jugendliche. Damit sollen Spitalsambulanzen entlastet werden.

Ärztin bei Untersuchung im Kindermedizinischen Zentrum Augarten

APA/Helmut Fohringer

Das neue Ambulatorium soll an Wochenenden Entlastung bringen

Logopädie und Psychologie wird angeboten

Neben der klassischen medizinischen Versorgung bietet das Zentrum zudem weitere Leistungen, wie Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), in einer Pressekonferenz erklärte. Diese werden allerdings erst in den kommenden Wochen und Monaten schrittweise angeboten. Geplant sind u.a. Kinderpsychotherapie, Logopädie und Kinderpsychologie. Außerdem werden eine Kinderkrankenschwester, eine Diätberaterin und eine Hebamme vor Ort sein.

„Wir laden aktiv ein, dass auch andere Ärzte diesen Weg mit uns gehen“, warb Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) um weitere Interessenten. Wobei der Weg zu einem Ambulatorium bei Pionier Howanietz kein einfacher war. Denn die Ärztekammer habe das Vorhaben jahrelang blockiert, kritisierte Wehsely einmal mehr die Standesvertretung. Diese haben den Bedarf einer solchen Einrichtung in Abrede gestellt. Fast zehn Jahre habe es gedauert, um alle Instanzen gegen das Kammer-Veto durchzufechten, so die Ressortchefin.

Logo des Kindermedizinischen Zentrums Augarten

APA/Helmut Fohringer

Das Kindermedizinische Zentrum Augarten hat auch an Wochenenden geöffnet

Nächstes Zentrum 2017 geplant

So schwer soll es für interessierte Mediziner bald aber nicht mehr sein, hoffte Reischl. Denn bei den Finanzausgleichsverhandlungen habe man sich bereits darauf geeinigt, dass - kurz gesagt - das Vetorecht der Ärztekammer entfällt, wenn seitens der Politik ein Bedarf festgestellt wird. Anfang 2017 soll daher ein weiteres Kinderzentrum dazukommen. Howanietz versteht das Verhalten der Kammer übrigens nicht. „Das Einzelkämpfertum kann keine Zukunft haben“ - sowohl was Effizienz als auch die Angebotsbreite anbelangt.

Abgesehen von der Leopoldstädter Anlaufstelle gibt es für Kinder und Jugendliche bereits im AKH sowie am Kaiser-Franz-Josef-Spital einen Notdienst. Ein solcher wird derzeit auch im WGKK-Gesundheitszentrum in Floridsdorf und im SMZ-Ost vorbereitet.

Die ärztliche Versorgung von Kindern in Wien steht seit Längerem in der Kritik. Die stundenlangen Wartezeiten in den Spitalsambulanzen vergangenen Winter riefe nicht nur Eltern, sondern auch die Volksanwaltschaft auf den Plan: Diese prüft seither, ob die ärztliche Versorgung von Kindern in Wien ausreichend ist - mehr dazu in Wegen Grippewelle helfen Kinderärzte aus und Zu wenige Kinderärzte: Volksanwaltschaft prüft.

Sonja Wehsely, Ingrid Reischl, Helmuth Howanietz

ORF

Kindernotarztwagen kommt nicht

Die Gebietskrankenkasse setzt auch auf Primärversorgungszentren wie in Mariahilf - auch da mit Kinderarzt. Allerdings gibt es hier beim Ausbau Probleme - mehr dazu in Fehlendes Gesetz blockiert Primärversorgung. Erst am Mittwoch erklärte die Ärztekammer die Verhandlungen zum Primärversorgungsgesetz einseitig für gescheitert.

Für die Krankenkasse ist damit dennoch eine ausreichende Versorgung gewährleistet, deshalb wird es den mehrfach angekündigten Notarztwagen für Kinder beim Ärztefunkdienst doch nicht geben. Generell sei nicht immer eine Behandlung durch einen Facharzt nötig, wie es in der Stellungnahme der WGKK heißt: „In vielen Fällen können auch Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, die unter anderem auch beim Ärztefunkdienst tätig sind, die Behandlung übernehmen.“

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