Erste Adoption durch homosexuelles Paar

Seit Jahresbeginn ist das Adoptionsverbot für homosexuelle Paare aufgehoben. Jetzt ist erstmals ein Wiener Kind von einem gleichgeschlechtlichen Paar adoptiert worden. Die Männer sind nun Eltern eines siebenjährigen Mädchens.

Das Mädchen lebte bereits seit sechs Jahren als Pflegekind bei dem Paar. Im Alter von sechs Wochen haben sie das Mädchen direkt aus dem Krankenhaus zu sich genommen. Im Spätsommer in diesem Jahr klappte die Adoption.

„Natürlich waren da sehr viele Glücksgefühle dabei“, erzählte der Vater Thomas Rath-Priesnitz im Gespräch mit Radio Wien. „Allerdings war die Problematik bei gewissen Formularen, dass immer Vater und Mutter angeführt waren. Man hat dann lange überlegt, was man in unserem Fall da bei der Geburtsurkunde machen kann. Die Mitarbeiter der Behörde waren da eher unterstützend.“

Erste Adoption durch homosexuelles Paar

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Adoptivvater: Leute „eher überrascht und neugierig“

„Hintergedanke der Trennung nicht mehr gegeben“

Im Gegensatz zur Pflegeelternschaft habe die bewilligte Adoption auch Sicherheit gebracht, „weil der Hintergedanke einer Trennung nicht mehr gegeben war und es automatisch bedeutet hat, dass wir für alle Zeit die Familie bleiben können, die wir bis jetzt gebildet haben“, sagte Rath-Priesnitz. Diskriminierung oder schiefe Blicke erlebe die Familie, die mittlerweile in Niederösterreich lebt, nicht. Die Leute seien „eher überrascht und neugierig“, sagte Rath-Priesnitz.

Das Argument, dass ihre Adoptivtochter ohne Mutter aufwächst, will der Adoptivvater nicht gelten lassen. „Es gibt ja eine leibliche Mutter. Wir haben einen guten Kontakt mit ihr aufgebaut und es wird sicher die Mutter eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Pubertät“, sagte Rath-Priesnitz. Zudem gebe es in der Familie „sehr viele weibliche Bezugspersonen“.

Erste Adoption durch homosexuelles Paar

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Wartezeit „zwischen drei und fünf Jahren“

Insgesamt standen im Vorjahr in Wien 40 neue Adoptivwerber 17 zur Adoption freigegebenen Kindern gegenüber. Da es immer deutlich mehr Bewerber als Kinder gibt, beträgt die Wartezeit „zwischen drei und fünf Jahren“, erklärte Herta Staffa von der MA 11. Derzeit warten in Wien „30 bis 50 Paare“ - der Großteil von ihnen verschiedengeschlechtlich - auf ein Adoptivkind.

Das Referat für Pflege- und Adoptivkinder in der MA 11 überprüft die Eignung der Bewerber. Zu den Kriterien, ob jemand für eine Adoption infrage kommt, zählen unter anderem ein sicheres Einkommen und das Bestehen eines Netzwerkes, das sich bei Bedarf ebenfalls um das Kind kümmern kann. Persönlichkeit und Partnerschaft werden ebenfalls überprüft.

Zudem müssen Bewerber einen Vorbereitungskurs absolvieren. Das Modulsystem dauert rund sechs Monate, sagte Helena Planicka, Geschäftsführerin des Vereins „Eltern für Kinder Österreich“. Der Verein ist von der MA 11 beauftragt, Bewerber für eine Adoption auszubilden.

Homosexuelles Paar adoptiert Kind

„Wien heute“ hat die Familie zu Hause besucht. Im Interview sprechen die Eltern über die Reaktionen ihres Umfelds auf die Adoption.

Wohl des Kindes im Vordergrund

Das Adoptionsverbot war mit Anfang des Jahres aufgehoben worden. Bei den zuständigen Ämtern begrüßte man die neue Regelung. Im Vordergrund stehe aber immer noch das Wohl des Kindes. „Wir suchen Menschen, die für die Kinder geeignet sind – unabhängig von sexueller Orientierung“, sagte Petra Mandl von der für Adoptionen zuständige MA 11 (Amt für Jugend und Familie) damals - mehr dazu in Adoptionsrecht für Homosexuelle ab 1. Jänner.

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