Kritik an Staatsakt für Heimkinder

Im Parlament findet in knapp einer Woche ein Staatsakt als Geste der Verantwortung gegenüber ehemaligen Heimkindern statt, die Opfer von Gewalt und Missbrauch wurden. Viele von ihnen halten die Veranstaltung offenbar für eine Politshow.

Auf Initiative von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) wollen Staat und Kirchen kommenden Donnerstag mit dem Staatsakt im Parlament eine Geste der Verantwortung setzen - mehr dazu in Versöhnungsgeste im Parlament.

Doch Betroffene üben gegenüber Ö1 Kritik. „Der Staatsakt ist eigentlich eine Heuchelei, weil tausende Opfer herumlaufen, die nicht entschädigt worden sind, oder angehört worden“, sagt ein Mann. Ein anderer meint im Ö1-Morgenjournal: „Es ist ja überhaupt nichts abgeschlossen. ‚Geste der Verantwortung‘, das ist eine ‚Show der Verantwortung‘“.

„Ich werde das nicht akzeptieren“

Eine zentrale Befürchtung lautet, dass die Veranstaltung im Parlament als Schlusspunkt der Aufarbeitung gemeint sein könnte. Dabei seien Täter nicht ausreichend verfolgt und Opfer nicht ausreichend versorgt worden, meinen Kritiker. Von 7.000 Betroffenen werden nur rund 300 Platz finden im historischen Sitzungssaal des Parlaments.

„Ich selbst bin anerkanntes Missbrauchsopfer, bekomme aber keine Einladung. Ich werde das nicht akzeptieren. Geste und Symbolik gibt es nicht bei diesem Thema“, sagt ein Betroffener - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Bures: „Auftrag für die Zukunft“

Mitarbeiter der Nationalratspräsidentin betonten gegenüber Ö1, der Staatsakt sei doch auf Wunsch von Betroffenen zustande gekommen und es gebe viele, die ihn positiv sehen. Nationalratspräsidentin Bures hat den Staatsakt auch als „Auftrag für die Zukunft“ bezeichnet und als „Mahnung für die Gegenwart“.

„Vielleicht ist es doch gut, weil es ein Eingeständnis ist, dass die Menschen Opfer sind. Aber es ist zu wenig. Menschen die von sexueller Gewalt oder anderer Gewaltakte betroffen sind, die müssen die Möglichkeit haben, zum Beispiel in Form von einer Rente, dass sie gesichert leben können. Die meisten von uns leben an der Armutsgrenze. Da genügt es nicht zu sagen, ihr seid eingeladen und wir entschuldigen uns. Aber es ist vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung“, meint eine Frau.

Film zeigt Missbrauch in Kirche

Am Donnerstagabend hatte in Wien der Film „Die Kinder lassen grüßen“ Premiere. Er wurde von der Plattform „Betroffener kirchlicher Gewalt“ unterstützt. Neun Opfer hatten den Mut und die Kraft, in dem Dokumentarfilm ihre Kindheitsgeschichte zu erzählen und Tatorte aufzusuchen. Sie zeigen die Tragik und viele Facetten physischer und sexueller Gewalt durch Kirchenverantwortliche auf.

Links: