Filzmaier: SPÖ-Streit schadet Van der Bellen

Die Präsidentschaftskandidaten haben vor allem in ländlichen Gebiete wahlgekämpft. Wien sei jedoch kein Selbstläufer, erklärt Politikexperte Peter Filzmaier in „Wien heute“. Van der Bellen könnte der SPÖ-interne Konflikt schaden.

In Wien stimmten bei der aufgehobenen Stichwahl zur Bundespräsidentschaftswahl zu zwei Drittel für Alexander Van der Bellen. Sein Konkurrent Norbert Hofer erreichte 37 Prozent der Stimmen und wäre in der Stadt mit der stärksten FPÖ-Organisation „sicher nicht sehr gut bedient gewesen“, meint Politikexperte Peter Filzmaier.

Van der Bellen muss SPÖ-Anhänger mobilisieren

Filzmaier hebt vor allem die Flächenbezirke hervor: „Hier gibt es viel mehr Stimmen zu gewinnen als innerhalb des Gürtels, die eher ein Heimspiel für Van der Bellen sind.“ Die Unterstützung von SPÖ-Politikern wurde medial eher von den internen Konflikten überstrahlt. „Diese Unterstützung braucht er in diesen Bezirken, denn die FPÖ ist – trotz Verlusten zuletzt – dort sehr stark, die Grünen weniger“, so Filzmaier im Gespräch mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek.

In den Bezirken innerhalb des Gürtels müsse es Van der Bellen vor allem schaffen die SPÖ-Anhänger "nicht nur von sich zu überzeugen, sondern auch zu mobilisieren“, so Filzmaier. Die Kandidaten hätten sich im Sommer eher auf den ländlichen Raum konzentriert: „Man vertraut also darauf, dass Wien irgendwie zum Selbstläufer wird. Ob das klappt oder eine gute Strategie war – bei einem der beiden nicht“, meint Filzmaier.

Wien mit 1,2 Millionen Wahlberechtigten

Die Wichtigkeit von Wien sollte man aber nicht unterschätzen: "Das ist ein verzerrtes Bild, denn in Wien sind je nach Wahlbeteiligung ein Fünftel bis ein Sechstel aller Wähler zu Hause – 1,2 Millionen Wahlberechtigte sogar. Hier sind prozentuell kleinere Verschiebungen nun mal ungleich gewichtiger, als beispielsweise in Salzburg, Tirol oder Vorarlberg. Diese drei Bundesländer haben in Summe weniger Wähler als Wien.“

Für Prognosen sei es jedoch nach wie vor zu früh, erklärt Filzmaier: „Die seriöseste Datenerhebung ist die Stichwahl und da war Alexander Van der Bellen mit 63 Prozent nahe der Zwei-Drittel-Mehrheit." Es sei jedoch zu erwarten, dass Van der Bellen schon einen Großteil der SPÖ- bzw. Hundstorfer-Stimmen, sowie viele NEOS-Anhänger und liberale ÖVP-Wähler ausgeschöpft hat, sagt Filzmaier.

Ottakring als Bezirk der vielen Gesichter

Ein Bezirk, der vom Profil nicht unterschiedlicher sein könnte, ist Ottakring. Der Bezirk hat viele Gesichter - vom Wilhelminenberg über den Brunnenmarkt und Yppenplatz bis zur U-Bahn-Station Josefstädter Straße. Mehr als 58.000 Wienerinnen und Wiener sind hier wahlberechtigt. Die Ottakringer haben sich beim der aufgehobenen Stichwahl vorwiegend für Alexander Van der Bellen entschieden - mehr dazu in „Hot-Spots“ wählten Van der Bellen.

Gerade die Kriminalität wird jedoch negativ gesehen, etwa der „Drogen-Hotspot“ bei der U-Bahn-Station Josefstädter Straße. Dazu heißt es von der Polizei, dass der Drogenhandel insbesondere entlang der U6 massiv zurückgegangen sei. Einzelne Aufgriffe gebe es ebenso wie polizeiliche Schwerpunktaktionen. Kriminalität und Sicherheitslage sei die Station Josefstädter Straße derzeit nicht auffällig.

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