Straßennamen: Erste Zusatztafeln

159 historisch belastete Straßennamen hat eine Historikerkommission in Wien ermittelt, 28 davon haben einen „intensiven Diskussionsbedarf“ aufgewiesen. Nun werden die ersten 14 Zusatztafeln in sechs Bezirken montiert.

Nach zweijähriger Forschung präsentierte eine Historikerkommission unter Leitung von Oliver Rathkolb im Sommer 2013 eine kritische Analyse aller rund 4.300 auf Personen bezogene Verkehrsflächen in Wien. Das Ergebnis dieses Berichts: Die Historikerkommission stufte 159 Straßennamen als problematisch ein, 28 davon als Fälle mit „intensivem Diskussionsbedarf“ - mehr dazu in Straßennamen: 159 Umbenennungskandidaten.

Die Stadt einigte sich darauf in diesen 28 Fällen, Zusatztafeln anzubringen. Die ersten Zusatztafeln werden ab kommender Woche in den Bezirken 1, 3, 10, 14, 21 und 23 angebracht. Ziel sei es, die Geschichte der Stadt sichtbar zu machen anstatt sie zuzudecken, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Insofern sei er nach wie vor gegen Umbenennungen von Straßen, bekräftigte Mailath-Pokorny. Die 2012 unternommene Neubezeichnung des Dr.-Karl-Lueger-Rings als Universitätsring bleibt somit weiterhin die Ausnahme.

Oliver Rathkolb, Martin Margulies, Susanne Bluma und Andreas Mailath-Pokorny

APA/Helmut Fohringer

Historiker Oliver Rathkolb, Gemeinderat Martin Margulies (Grüne), Gemeinderätin Susanne Bluma und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (beide SPÖ)

Von Porsche über Eberle bis Wiesinger

Unter den historisch belasteten Namen findet sich etwa Ferdinand Porsche nach dem eine Straße im 23. Bezirk benannt ist. Auf der Zusatztafel heißt es: „‚Vater des Volkswagens‘ und des ‚Porsche‘. Er beeinflusste durch zahlreiche Erfindungen die Geschichte des Autos. Problematisch in seiner Biografie sind seine Mitgliedschaft bei NSDAP und SS, die Beschäftigung von ZwangsarbeiterInnen sowie seine Tätigkeit in der NS-Rüstungsindustrie“.

Neben Porsche werden auch die nach Albert Wiesinger, Karl Lueger, Franz Stelzhamer, Konrad Eberle, Franz Ludwig von Welden, Adam Müller-Guttenbrunn, Josef Schlesinger, Robert Lach, Franz Spunda, Josef von Manowarda, Maria Grengg und Hans Pfitzner benannten Straßen, Brücken und Plätze eine Zusatztafel erhalten.

Zusatztafeln für problematische Straßennamen

APA/Helmut Fohringer

14 Tafeln werden zunächst angebracht

Der grüne Kultursprecher Martin Margulies betonte die Wichtigkeit für die politische Auseinandersetzung, die dunklen Teile der Biografien darzustellen anstatt sie einfach wegzuwischen: „Diese Menschen haben für die Stadt viel geleistet, aber sie waren auch Wegbereiter für den Antisemitismus und Nationalsozialismus.“

Zusatztafeln kommen mit Verzögerung

Wie schon der Bericht der Historikerkommission wurden auch die Zusatztexte für die Straßenschilder unter der Leitung des Historikers Oliver Rathkolb erarbeitet. Dieser versicherte, dass es international kein vergleichbares Projekt gebe.

Eigentlich hätten die Zusatztafeln bereits im Vorjahr angebracht werden sollen. „Der ganze Prozess war langwierig. Jedes Wort auf der Tafel ist bedeutungsvoll, und in den Abstimmungsprozess waren mit den Historikern, den Bezirken und der Stadtverwaltung viele Beteiligte eingebunden“, heißt es aus dem Stadtratsbüro.

Die restlichen 14 Zusatztafeln „sind zum Teil schon in Produktion, zum Teil wird noch in den Bezirken diskutiert“. Einen genauen Termin, wann sie aufgehängt werden, gebe es damit noch nicht, heißt es aus dem Stadtratsbüro. Die Texte für alle 28 Zusatztafeln seien aber bereits fertig. Unter den noch ausständigen Erklärungen findet sich etwa die Dusikagasse - benannt nach dem Radrennfahrer Franz „Ferry“ Dusika.

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