Großteil der Hausärzte streikt mit

Wiens Hausärzte geben sich kampfbereit. Am 14. Dezember wollen mehr als 80 Prozent ihre Ordinationen nicht aufsperren, ergab eine aktuelle Befragung. Die Ärztekammer rief für diesen Tag zu einem Streik gegen Einsparungen auf.

Das Meinungsforschungsinstitut OGM befragte im Auftrag der Wiener Ärztekammer telefonisch alle Hausärztinnen und Hausärzte in der Stadt. Mehr als 80 Prozent wollen sich demnach an dem Streik beteiligen, so das bisherige Ergebnis. Die Befragung läuft noch bis Mittwochabend. Gestreikt wird am 14. Dezember auch in Kärnten und dem Burgenland.

Weitere Kampfmaßnahmen möglich

Protestiert wird gegen eine im Zuge des Finanzausgleichs vereinbarte Gesundheitsreform, die nächsten Mittwoch vom Nationalrat abgesegnet werden soll. Der Hausärztestreik sei dabei nur der erste Schritt, so Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer. „Solange das Parlament diese Pläne nicht stoppt, werden wir unsere Proteste weiterführen“, teilte er per Aussendung mit. Laut der OGM-Befragung halten 70 Prozent der Wiener Hausärzte Kampfmaßnahmen „für eine sehr gute Idee“.

Ärztefunkdienst am Streiktag verstärkt

Insgesamt gibt es in Wien derzeit 749 Hausärzte mit Kassenvertrag und 707, die eine Wahlarztpraxis betreiben. Um eine medizinische Notversorgung am 14. Dezember trotzdem sicherzustellen, wird der Wiener Ärztefunkdienst an diesem Tag mit zusätzlichen Diensten aufgestockt. Dieser ist unter der Nummer 141 ganztägig erreichbar.

Die geplanten Primärversorgungszentren würden das bewährte System der wohnortnahen Versorgung durch Hausärzte aushebeln und stattdessen die Ärzte in Zentren konzentrieren, so die Kritik der Ärztekammer an der Reform. Das würde das Ende der ärztlichen Freiberuflichkeit, der freien Arztwahl und damit auch der sozialen Medizin bedeuten, weil gewinnorientierte Großkonzerne solche Zentren übernehmen könnten - mehr dazu in Streiktag der Ärzte am 14. Dezember.

Oberhauser wirft Panikmache vor

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) kritisierte den Streik. „Die Funktionäre betreiben mit Falschinformationen Panikmache“, kritisierte Oberhauser in einer Aussendung die Ärztekammer. In Wahrheit gehe es ihnen nicht um die Interessen der Patientinnen und Patienten, sondern um Macht und Einfluss.

Bereits im September fand in Wien ein Warnstreik von Ärzten statt. Protestiert wurde gegen die Reduktion der Nachtdienste. In der Innenstadt fand eine Kundgebung statt, in den Spitälern gab es einen Notbetrieb - mehr dazu in Warnstreik der Spitalsärzte in Wien.

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