Franz Wests „Komplizenschaft“ im 21er Haus

Keine Ausstellung, sondern ein „Artistclub“: Berühren und Benutzen ausdrücklich erlaubt. Im 21er Haus verwirklicht man vier Jahre nach dem Tod von Franz West eines seiner Idee gebliebenen Konzepte.

Das 21er Haus bespielt die große Halle mit großformatigen, interaktiven Arbeiten, die zum Interagieren einladen. Nach so vielen Würdigungen, auch in der kurzen Zeit seit seinem Tod, sei es gar nicht einfach gewesen, eine weitere Ausstellung für das 21er Haus zusammenzustellen, erklärte Kurator Harald Krejci bei der Presseführung. An jenem Ort, wo West vor zwanzig Jahren, damals noch unter 20er Haus firmierend, seine erste große Personale feierte.

Im Gespräch mit Künstlerfreunden Wests sei Krejci schließlich die Idee des „Artistclub“ in den Schoß gefallen. Sie bestand mehr oder minder aus einem Fax, in dem West im Jahr 1999 die Idee zu einer kollaborativen Produktionsform skizzierte, die irgendwo zwischen Performance, Ausstellung und Mitmachprojekt das Atelierlicht erblicken sollte. Er versendete es an ausgewählte Künstler, zustande kam das Projekt zu Lebzeiten allerdings nicht.

Keine Berührungsängste mit anderen Künstlern

Krejci hat die Idee nun als kuratorischen Zugang gewählt und versammelt in erster Linie Gemeinschaftsarbeiten von West und Kollegen aus dem Spätwerk - „als sein Kunstbegriff auf internationaler Ebene bereits angekommen war“. Seine „Extroversion“, die er für die Biennale Venedig schuf, ist beispielhaft für Wests radikale und unkapriziöse Auffassung von Zusammenarbeit, die Krejci lieber als „Komplizenschaft“ bezeichnet.

Er war als Biennale-Künstler eingeladen, schuf eine Raumskulptur - seine nach außen gestülpte Küche - und behängte sie mit Arbeiten von 30 weiteren Künstlern, zum Teil ziemlich unbekannte, die er damit kurzerhand ebenfalls zum Teil der wichtigsten Kunstschau der Welt machte. Dass er keine Berührungsängste mit anderen Künstlern hatte, entspricht Wests Kunstbegriff, der Autorschaft prinzipiell skeptisch gegenübersteht und auch dem Betrachter weitreichende Rechte einräumt.

Wests Objekte sind zum Benutzen da

Mit Heimo Zobernig entstand der Sesselkreis „Essenz“, mit Rudolf Polanszky „Siesta“, eine Liege samt von der Decke hängendem Gemälde, mit Tamuna Sirbiladze das Spa-artige Ruhezimmer „Moonlight“ mit seinen silbrigen Wänden und den überraschend bequemen Metallliegesesseln. Dominiert wird der Raum von einer Bühne Zobernigs, die bei den kommenden „Artistclub“-Abenden - jeweils am Mittwoch - von Performance, Lesung, Musik und Vorträgen bespielt wird.

Ganz im Sinne des Clubs wolle die Ausstellung „darauf reagieren, was hier passiert“, so Krejci. Mit einigen von Wests bekannten „Passstücken“ soll man hantieren und selbst performen, die zahlreichen Nischen laden aber auch zum Verweilen und Ausruhen. „Man kann West nur verstehen, wenn man die Erfahrung macht, seine Objekte zu benutzen.“